T. W.
München,
MonDienstag Früh, 30.VI.14.
Mein innigst geliebter, theuerster Frank,
ich danke Dir, Geliebter, für Deine liebe Kartedie Bildpostkarte [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 27.6.1914].! Sie klingt
nicht gereizt u. meine Aufregung war vielleicht, so Gott will, umsonst. Vielleicht
hast Du doch meinen Briefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 28.6.1914. erhalten u. haben Dich andere Gründe zur Abreise
bestimmt. DasSchreibversehen, statt: Dass. ich ängstlich u. schreckhaft bin, ist aber kein Wunder. |
Nachdem ich gestern stundenlang aufgeregt in den Zimmern herumgelaufen war, geweint u. geschrieben
hatte, kam mir der Gedanke wegen des Briefes. Ich fuhr zur Hauptpost gab 2 gleiche
Telegrammevgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 29.6.1914 (Telegramm) – überliefert ist nur dieses nach Florenz geschickte Telegramm – sowie ein weiteres nicht überliefertes Telegramm; erschlossenes Korrespondenzstück: Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 29.6.1914. u. den Briefvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 29.6.1914 (Brief). auf (die Telegr. Florenz u. Paris) u. legte mich dann sehr müde zu Bett.
Geliebter, ich will versuchen ruhig u. vernünftig zu sein,
zu lesen u. mich zu beschäftigen wie andere normale Menschen auch. Noch ist ja
nichts verloren, wenn Du mich nicht fallen lässt.
In treuer, innigster Liebe umarmt Dich u. küsst Dich
Deine Tilly |
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Küsse von den lieben Kindern!