Lenzburg,
27.VI.13.
Geliebter Frank, anbei 2 Briefenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Ida Orloff an Wedekind, 25.6.1913 – die Absenderin ist durch eine Bemerkung Wedekinds belegt [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 28.6.1913] – sowie der Brief einer Filmgesellschaft (siehe unten). und KorrekturenHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zur Sendung von Korrekturbögen für einen der im Jahr 1913 erscheinenden Bände der „Gesammelten Werke“ (im Georg Müller Verlag); erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Müller Verlag an Wedekind, 26.6.1913.. Die
KorekturenSchreibversehen, statt: Korrekturen. und den einen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Nordische Films Kompagnie an Wedekind, 25.6.1913. – Das Stichwort „Filmangelegenheit“ (siehe unten) gibt einen ersten Hinweis auf den unsicher erschlossenen Absender, eine Filmgesellschaft, bei der es sich um die Berliner Filiale der Nordisk Films Compagni (Kopenhagen) gehandelt haben dürfte: Nordische Films Kompagnie (Friedrichstraße 13), Geschäftsführer: Ole Andersen Olsen [vgl. Berliner Adreßbuch 1913, Teil I, S. 2214]. Dafür sprechen folgende Indizien: Wedekind hat im Sommer 1913 einen briefliche Anfrage nach „Verfilmung seiner Dramen“ [Kutscher 2, S. 109] erhalten (der hier erschlossene Brief), die er beantwortete (die Antwort ist ebenfalls verschollen): „Im August 1913 erklärte er einer namhaften Gesellschaft, er sei nicht geneigt, ein Werk verfilmen zu lassen.“ [Kutscher 2, S. 109] Eine namhafte Filmgesellschaft war die Nordisk Films Compagni, mit der er im Sommer des Vorjahrs in Verhandlungen stand, die nicht zu Ende geführt wurden (der nicht überlieferte Brief könnte hier angesetzt und das Verfilmungsangebot eines seiner Werke erneuert haben). Wedekind notierte am 17.8.1912 „Schröder kommt mit Kinokontrakt“ [Tb] und am 24.8.1912 „Unterredung mit Rosenthal wegen Schröders Kinematograph“ [Tb] (Wedekind ließ sich also von dem Rechtsanwalt Wilhelm Rosenthal beraten). Karl Ludwig Schröder „arbeitete als deutscher Dramaturg der dänischen Filmgesellschaft Nordisk“ [Stefan Keppler: „Bildersturm“. Gerhart Hauptmann und das Kino. In: Stefan Neuhaus (Hg.): Literatur im Film. Beispiele einer Medienbeziehung. Würzburg 2008, S. 78] und hat offenbar Wedekind nicht gewinnen können, dafür im Herbst 1912 Gerhart Hauptmann für die Verfilmung des Romans „Atlantis“ (1912), „der von der Nordischen Filmkompanie erworben worden ist.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 41, Nr. 572, 8.11.1912, Abend-Ausgabe, S. (3)]. Schröder schrieb als Ko-Autor das Drehbuch, die weibliche Hauptrolle spielte Ida Orloff; sie schrieb Wedekind kurz vor Beginn der Dreharbeiten einen Brief (siehe oben), in dem dasjenige Thema gewesen sein könnte, was dann die Presse breit entfaltete – „daß die große dänische Filmfabrik von Ole Olsen [...] den Atlantis-Film herstellen wird“ und dies der „größte Film“ sein werde, den sie „bisher angenommen hat“ [Gerhart Hauptmanns Atlantis-Film. In: Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 343, 25.7.1913, Morgen-Ausgabe, S. 6], auch, es liege die „Hauptrolle [...] in den Händen der Frau Orlow vom Wiener Burgtheater“ [Die Verfilmung von Hauptmanns „Atlantis“. In: Berliner Tageblatt, Jg. 42, Nr. 389, 3.8.1913, Morgen-Ausgabe, 1. Beiblatt, S. (2)]. Wedekind reagierte verschnupft auf ihren Brief [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 28.6.1913]. öffnete ich, weil ich sah, dass es Geschäftsangelegenheiten
sind. Sonst muss ich nämlich noch mehr Porto bezahlen. Wie Du über die
FilmangelegenheitStichwort, das den Hinweis auf den Absender des einen der nicht überlieferten Briefe gibt (siehe oben), die beide der Briefkarte nicht mehr beiliegen. denkst, weiß ich nicht. Ich schrieb eine KarteTilly Wedekinds Postkarte an die Filmgesellschaft – die Nordische Films Kompagnie in Berlin, wie angenommen werden darf (siehe oben) – ist nicht überliefert., dass Du jetzt
nicht in München | bist. Nun kannst Du ja immer noch antworten oder nicht.
Ich war gestern Nachmittag mit den beiden Kindern übern HornerDas Restaurant Horner, ein Gasthaus mit Bierbrauerei, Mosterei und Schnapsbrennerei in Hendschiken etwa 2 Kilometer östlich von Lenzburg gelegen, war als Ausflugsziel beliebt.
hinaus und zurück. Die Kleine natürlich im Wagen. Abends pflückten wir alle
Erdbeeren. Auch las ichTilly Wedekind setzte ihre am 24.6.1913 begonnene Lektüre der dreibändigen Biografie „Leben Michelangelo’s“ von Herman Grimm fort [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 25.6.1913]; Hans von Hoffensthals Roman „Lori Graff“ (1909), den ihre Schwester Martha Newes ihr zur Lektüre geschickt hat, lag ihr nun zusätzlich vor. im „Michelangelo“, es ist sehr interessant. Martha
schickte mir „Lori Graff“ von Hoffensthal, das soll sehr schön sein.
Hoffentlich geht es Dir weiter gut! Alle lassen Dich vielmals grüßen u. küssen.
Innigst umarmt Dich,
Deine Tilly