T. W.
Lenzburg,
25.VI.13.
Geliebter Frank,
hoffentlich hast Du alle meine Briefe erhalten. Ich schrieb Freitagvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 20.6.1913.,
Sonntagvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 22.6.1913 (eine Briefkarte und ein Brief)., Montagvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 23.6.1913. u. gestern; gestern nur ein Kärtchenvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 24.6.1913.. Ich habe Dir die beiden
Briefenicht überliefert; erschlossene Korrespondenzstücke: Georg Müller an Wedekind, 20.6.1913 und 21.6.1913. von Müller u. ein Telegrammnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Schutzverband Deutscher Schriftsteller an Wedekind, 21.6.1913 (oder 23.6.1913). von dem Schutzverband Deutscher Schrieftsteller
nachgeschickt. (Das e war nur ein Versehen.) Heute schicke ich DirHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben zur Sendung des Zeitungsausschnitts (siehe unten); erschlossenes Korrespondenzstück: Hans Barth an Wedekind, 3.6.1913. den
AusschnittDer Zeitungsausschnitt aus einer italienischen Zeitung mit einem Artikel vermutlich über Wedekind ist nicht ermittelt. aus einer italienischen Zeitung, die über Wien, München hierher kam.
Auch den Absenden/r/Hans Barth, Korrespondent des „Berliner Tageblatt“ in Rom, der kürzlich in Wien war [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 24.6.1913]., da es Dich jetzt, | wo Du dort bistin Rom. vielleicht
interessiert. Du hast wohl sehr viel zu sehen, und wirst wenig Zeit haben zu
schreiben. Hoffentlich ist das der Grund, dass heute keine Nachricht kam.
Hoffentlich bist Du wohl u. verträgst die Hitze gut. Gestern hatte ich die
Kinder zu versorgen, da AnnaAnna Wölfel, „das Münchner Kindermädchen.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 125] Wäsche hatten. Sie spielten sehr lustig
miteinander. Heute haben wir Einiges besorgt. Anna Pamela geht gern allein in die Geschäfte u. kauft sehr gut ein. Wenn die Kleine
sieht, dass wir fortgehen, will sie auch mit. |
Gestern waren wir alle zusammen am Wochenmarkt mit GroßmutterEmilie Wedekind ist im vorliegenden Brief wieder zugleich als „Großmutter“ und „Mama“ bezeichnet..
Ich habe auch immer zu schreiben oder zu nähen. Gestern fing ich das „Leben
Michelangelo’s“ von GrimmDie dreibändige Biografie „Leben Michelangelo’s“ von Herman Grimm erschien zuerst 1860 bis 1863 bei Carl Rümpler in Hannover und hatte zahlreiche Auflagen. an. Abends studierten Mama und ich im Convers. Lexikon,
über Leonardo da Vinci u. Benvenuto Cellini. Als ich neulich das Buchdas Manuskript für ein Buch über Leonardo da Vinci von Erna Pariser [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 23.6.1913]. von Fr. Pariser las,
verwechselte ich nämlich erst die Beiden. Gott sei
Dank Mama hat es glaub ich nicht gemerkt.
Später werde ich auch vielleicht Frau Zweifel besuchen. Wir sind
uns schon | paarmal begegnet. Frau Dr. Hämmerli u. Frl. SchlatterEmilie Schlatter, die an der Universität Genf Französisch und Englisch studiert hatte, dann zwei Jahre als Hauslehrerin in den USA tätig war, anschließend ihre Studien in Zürich fortsetzte und das aargauische Bezirkslehrerexamen in Deutsch, Französisch und Englisch mit Auszeichnung bestand, war seit 1905 Bezirkslehrerin in Lenzburg [vgl. Heinrich Geißberger: Fräulein Emilie Schlatter (1876-1959). Bezirkslehrerin in Lenzburg (1905-1937). In: Lenzburger Neujahrsblätter 32 (1961), S. 63-65]. waren auch Montag bei Mama, wir
kamen grade von Wildegg zurück. Fr. Dr. Hämmerli sagte, ich soll mal mit
den Kindern kommen.
Nun lebwohl geliebter Frank, ich hoffe, dass es Dir gut geht
u. ich bald von Dir höre.
Innigst umarmt Dich,
Deine Tilly
Viele Grüße von Mama u. den Kindern.