Kennung: 3561

Bruck, 14. Juni 1902 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Zellner, Hildegarde

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Mein lieber PapKosename für Frank Wedekind.!

Empfange herzinnigen Dank für GeldWedekind schickte Hildegarde Zellner Geld für ihren Unterhalt und den des gemeinsamen Sohnes Franklin Zellner. Sie hatte ihn zuletzt ausdrücklich darum gebeten [vgl. Hildegarde Zellner an Wedekind, 12.6.1902]. und Deinen lieben Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Hildegarde Zellner, 13.6.1902.. Verzeih daß ich Dir nicht früher schrieb, zuerst wartete ich auf Dich und dann auf Deinen Brief. Doch schreibst Du, daß Du Mittwoch oder Donnerstagder 18. oder 19.6.1902. kommst, könntest Du dann nicht einmal Mittag aufstehen, und auf ein paar des Stunden des Nachmittags kommen? Dann könntest Du ja Abends wieder in Deinem Gesellschaftskreis sein. Natürlich nur meine Meinung, ich freue mich ja zu jeder Zeit wenn Du kommst.

Franki war diese Woche ein furchtbarer Grantlhauerauch Grantler (bayr.) = „Nörgler; schlecht gelaunter, mürrischer, missmutiger Mensch“ [www.bayrisches-woerterbuch.de]., Tag u. Nacht schrie er unaufhörlich. Er hatte nämlich den Mund und die Zunge voll weißer Blasen, die Heb„Soor. ([…] Heb, Mehlmund usw.) Bei jedem Säugling, auch beim ganz normalen, finden sich Soorpilze im Mund. Aber erst wenn das Kind krank wird, können sie so wuchern, daß sie mit bloßem Auge erkennbare Kolonien bilden, die die ganze Mundhöhle mit weißen dichten Belägen auskleiden.“ [Walter Birk: Säuglingskrankheiten. 4. verb. Aufl. Bonn 1920, S. 201] genannt. Einen andern Ausdruck dafür weiß ich nicht. Jetzt ist es schon viel | besser. Er sendet eigens einen Gruß an Papa.

Verzeih daß ich Dich noch einmal mit meinen KleidernHildegarde Zellner war seit Herbst 1900 Wedekinds Haushälterin und hatte ihre persönliche Habe in seiner Wohnung (Franz Josephstraße 42), die sie offenbar nach der Geburt des gemeinsamen Kindes verlassen hat. belästige. Ich bitte Dich herzlich schick mir den weißen Rock, oder nehme ihn selbst mit, wie es Dir am bequemsten ist, die Uhr stecke bitte zu Dir. Sei nicht böse daß ich Dich auch noch mit solchen Dingen belästige. Es freut sich herzlich auf ein Wiedersehn
Hildegarde.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Liniertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 14.6.1902 ist als Ankerdatum gesetzt – das früheste mögliche Schreibdatum für das vorliegende Dankschreiben Hildegarde Zellners, wenn Wedekind ihrer vorangegangenen Bitte um Geld [vgl. Hildegarde Zellner an Wedekind, 12.6.1902] sofort entsprochen hat [vgl. Wedekind an Hildegarde Zellner, 13.6.1902]. Als Absendeort darf Bruck angenommen werden, von wo aus Hildegarde Zellner zuletzt schrieb.

  • Schreibort

    Bruck
    14. Juni 1902 (Samstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Bruck
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 186
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Hildegarde Zellner an Frank Wedekind, 14.6.1902. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Tilman Fischer

Zuletzt aktualisiert

02.11.2022 12:46