T. W.
Lenzburg,
15.VI.13.
Geliebter Frank,
mein Telegrammvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 14.6.1913. wirst Du erhalten haben. Ich hab es leider etwas
spät aufgegeben, in der ersten Wiedersehensfreude hatte ich’s vergessen u. dann
kam gleich das Abendessen.
Ich hatte eine herrliche FahrtWedekind notiert am 14.6.1913 in München: „Tilly fährt nach Lenzburg.“ [Tb], besonders übern Bodensee, u.
sie wurde mir gar nicht lang. Mit der Zeit bekommt man Übung im Reisen. |
GroßmutterEmilie Wedekind als Großmutter von Pamela und Kadidja Wedekind. u. Anna Pamela waren an der Bahn, die Kleine schon im Bett aber noch
auf. Beide Kinder sehen unberufen prächtig aus auch MamaEmilie Wedekind als Schwiegermutter von Tilly Wedekind. geht es sehr gut. Sie ist ganz glücklich mit den Kindern,
ist mit Anna Pamela sehr zufrieden u. von der Kleinen entzückt. Nach dem
Abendessen gieng ich mit Anna Pamela übern Schloßberg, es war ein herrlicher Abend. Dann plauderten Großmutter u. ich noch
eine Weile, sie erzählte mir von Donald | u. von ihrem Tagebuch„Ein Tagebuch, wie es Tilly beschreibt, ist von Emilie Wedekind nicht überliefert, wohl aber ihre Jugenderinnerungen, die sie im Jahr 1912 zu schreiben begann.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 202] Wedekind notierte am 16.3.1912: „Meine Mutter erzählt die Geschichte ihrer ersten Ehe. Sie schreibt ihre Lebenserinnerungen.“ [Tb]. Sie macht
jeden Tag AufzeichnungenAnspielung auf „Wedekinds Tagebücher [...], überliefert für die Jahre 1904-1918 [...], in welchen er – in der Regel knappe – Tagesnotizen eintrug.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 202], so wie Du.
Während sie rechnete las ich in dem/n/ „Geschwistern“Tilly Wedekind las den im S. Fischer Verlag in Berlin erschienenen Roman „Geschwister“ (1903) des Münchner Schriftstellers Friedrich Huch, einem Vetter von Ricarda Huch. von Friedrich Huch, das Großmutter zu
Weihnachten bekommen hat. Es scheint sehr hübsch zu sein. Dann giengen wir zu
Bett, ich schlafe oben. Ich habe sehr gut geschlafen u. Vormittag ausgepackt. Vielen
Dank für Nachsendung der Post u. Deine lieben Grüßenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 14.6.1913.. Ich hoffe, dass Du zu
Hause | alles hast u. es Dir gut geht. Hast Du Bekannte gesehen?
Die Kinder schicken dem Papa viele Grüße u. Küsse. Großmutter grüßt herzlichst.
In innigster Liebe,
Deine Tilly
Martha ist schon nach Hause„Martha fuhr von Lenzburg über Innsbruck nach Graz zu ihren Eltern. Sie hatte beide Kinder am 3.6.1913 in die Obhut der Großmutter nach Lenzburg gebracht. Am selben Tag waren Frank und Tilly zu einem ‚Franziska‘-Gastspiel nach Wien abgereist“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 203]..