8.VIII.12Frank Wedekind notierte am 8.8.1912: „Kutscher fragt mich im Auftrage Roberts ob Ida Roland Franziska spielen könne. Schreibe Notizen an die Presse, die ich überbringe“ [Tb] – das war ein offener Brief [vgl. Wedekind an Münchner Neueste Nachrichten, 8.8.1912; Wedekind an Münchener Zeitung, 8.8.1912], verfasst, um die Besetzung der Hauptrolle in „Franziska“ für Tilly Wedekind zu sichern (siehe unten) – sie spielte sie dann auch bei der Uraufführung des Stücks am 30.11.1912 in München..
Mein innigst Geliebter!
Tausend, tausendmal danke ich Dir! Ich bin so glücklich,
dass Du zu mir stehst„Eugen Robert, der Leiter des Münchner Lustspielhauses [...] hatte über Artur Kutscher am 8.8.1912 anfragen lassen, ob Ida Roland [...] die Rolle der Franziska übernehmen könnte, was natürlich ein Affront gegenüber Tilly und Wedekind war, da für beide feststand, dass Tilly die Rolle der Franziska bei der Erstaufführung im Münchner Lustspielhaus spielen sollte. Wedekind reagierte sofort und verfasste eine Notiz an die Presse, die am folgenden Tag in den ‚Münchner Neuesten Nachrichten‘ und in der ‚Münchener Zeitung‘ erschien“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 196].; das giebt mir Mut und Kraft und Selbstvertrauen!
Ich weiß, dass unter hundert Männern kaum Einer so gehandelt
hätte, nach unserm jüngsten Gespräch.
Aber ich glaube auch, dass | unter hundert Frauen kaum Eine das
alles durchführen könnte, was ich bis jetzt getan habe.
Und ich habe den festen Vorsatz heiterer zu sein und nicht
alles so schwer zu nehmen, mich alles dessen was ich habe mehr zu freuen! Und
mit diesem Vorsatz reiche ich Dir in innigster Liebe beide Hände,
als Dein treuer Kamerad Tilly