Kennung: 3434

München, 4. August 1916 (Freitag), Briefzitat

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Aub, Ludwig

Inhalt

[1. Hinweis in Regnier 2003, S. 142:]


Wedekind schickt einen Dankbrief, den Aub in seiner Werbebroschüre abdruckt.


[2. Zitat der Briefbeilage in einer Werbeanzeige, überliefert als Zeitungsausschnitt in Wedekinds Nachlass (Mü):]


LUDWIG AUB

Charakterologe.


Frank Wedekind schreibt:

Ludwig Aub ist ein Seelenforscher und Seelenkenner, für dessen Geist es keine Rätsel, keine ungelösten Probleme gibt. Für Ludwig Aub ist der Fremdeste ein guter Bekannter, er kennt seine Erlebnisse, seine Eltern, seine Kämpfe, die er mit der Welt zu bestehen hat, er durchschaut die Konflikte mit Angehörigen, Vorgesetzten und Untergebenen. Er überblickt die Gefahren, die daraus erwachsen können, ohne den Beurteilten noch von Angesicht zu Angesicht gesehen zu haben. Ludwig Aub hat deshalb die unschätzbare Gabe, wertvolle Ratschläge erteilen zu können, ohne sich Geheimnisse anvertrauen lassen zu müssen, weil es für ihn keine seelischen Geheimnisse gibt. Ob Ludwig Aub’s segensreicher Wirksamkeit eine Begabung zu Grunde liegt, die im Lehrgebäude heutiger Wissenschaft noch keinen Platz gefunden, wage ich nicht zu entscheiden. Ueberzeugt bin ich, daß seine staunenerregende Menschenkenntnis auf einer bei ihm ganz außergewöhnlich ausgebildeten Grundlage beruht, auf seiner unendlichen Menschenliebe.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 0 Blatt, davon 0 Seiten beschrieben

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 4.8.1916 ist als Ankerdatum gesetzt – das früheste mögliche Schreibdatum. Wedekind suchte am 4.8.1916 in München den Graphologen Ludwig Aub (Blütenstraße 12, Parterre) [vgl. Adreßbuch für München 1916, Teil I, S. 17] auf: „Bei Ludwig Aub. Ich zeige ihm Tillys Brief.“ [Tb] Den nicht überlieferten Dankesbrief für die graphologische Analyse der Handschrift seiner Frau [vgl. Wedekind 1969, S. 17f.], vermutlich ein Begleitbrief zu einer beigelegten Stellungnahme zu Ludwig Aub als Charakterologen, hat Wedekind vermutlich bald nach diesem Besuch geschrieben. Die handschriftlich ebenfalls verschollene Beilage nutzte der Graphologe später als Werbung für seine Praxis; sie erschien wohl zuerst als Werbeanzeige [vgl. KSA 5/II, S. 556; KSA 5/III, S. 540f.], überliefert als undatierter Zeitungsausschnitt (7,5 x 14,5 cm) in Wedekinds Nachlass (Mü), der sehr wahrscheinlich aus den „Münchner Neuesten Nachrichten“ stammt (dort sind vom Layout, über die Überschrift bis zum nachfolgenden Werbetext identisch präsentierte Stellungnahmen anderer Verfasser – zum Beispiel Kurt Martens [vgl. Münchner Neuesten Nachrichten, Jg. 70, Nr. 113, 4.3.1917, S. 6] – nachweisbar). Der Text erschien dann 1918 in einer Werbebroschüre (kein Exemplar ermittelt), die in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ annonciert ist: „Ludwig Aub / Charakterologe [...] Neueste Urteilsheftchen (Wedekind, Halbe, Frances Külpe u. a.) umsonst durch das Süddeutsche Konzertbüro.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 71, Nr. 479, 22.9.1918, S. (6)].

  • Schreibort

    München
    4. August 1916 (Freitag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Werke. Kritische Studienausgabe. Band 5/II. Vermischte Schriften. Schulaufsätze, Essays, Aphorismen, Kritiken, Repliken, Notizen

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Hartmut Vinçon unter Mitarbeit von Friederike Becker, Miroslav Brei und Martin Hahn
Verlag:
Darmstadt: Häusser.media Verlag
Jahrgang:
2013
Seitenangabe:
556
Kommentar:
Es handelt sich bei dem hier angegebenen Druck der Briefbeilage (nicht als eine solche ausgewiesen) um einen Nachdruck des undatierten Zeitungsausschnitts in Wedekinds Nachlass (Mü), der sehr wahrscheinlich aus den „Münchner Neuesten Nachrichten“ stammt (siehe die Datierungshinweise). Der Zeitungsausschnitt enthält außer Wedekinds Stellungnahme Werbetext, der unter ihr abgedruckt ist, zunächst: „Vertretung: Konzertdirektion Alfr. Schmid Nachf., k. b. Hofmusikalienhandlung, München, Residenzstrasse 7, durch welche Prospekte umsonst und portofrei zu beziehen sind und an Jedermann gratis abgegeben werden.“ Dann: „Stets vorrätig: Die psychometrische Studie von Dr. Johannes Dingfelder, prakt. Arzt, München, über: Ludwig Aub als Hellseher und Hellfühler Preis Mk. 1.‒.“
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Zeitungsauschnittsammlung
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Ludwig Aub, 4.8.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

19.09.2024 10:03