T. W.
Samstag
abends.
4.11.1911.
Geliebter Frank,
ich danke Dir vielmals für die Sendung der 200 Mper Postanweisung übermittelt [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 2.11.1911].. Ich habe Dir heute Vormittag
noch eine Korrektur Sendung von Müllervom Georg Müller Verlag geschickte Korrekturbögen von „Franziska“ [vgl. KSA 7/II, S. 976] mit Begleitbrief, nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Georg Müller Verlag an Wedekind, 3.11.1911. nachgeschickt. Sie kam heute Früh. Auf
der Sanct Anna Postdas Münchner Postamt 22 (St. Annaplatz 1) [vgl. Adreßbuch für München 1912, Teil II, S. 34]. sagte man mir, wenn ich zum Bahnhof fahre geht sie
vielleicht noch Vormittag mit. Ich habe ihn den Brief per Eilpost geschickt. Ich dachte | Du wartest vielleicht schon
sehr darauf. Hoffentlich erhältst Du die Sendung morgen Früh schon. Ich möchte
nun schon sehr gern wissen, ob Du morgen noch bleibst
oder nicht u. wann Du nach Hause kommst. Aber vielleicht erfahre ich das
morgen.
Bist Du mit meinen Nachrichten
unzufrieden? Wenn ich auch fast nur KartenBriefkarten. schrieb, so hab’ ich Dir doch alles
erzählt, was vorgegangen war, mehr konnte | ich mit dem besten Willen nicht
berichten.
Aber vielleicht mache ich mir nur unnützer Weise Gedanken u.
wir sehen uns in paar Tagen vergnügt u. zufrieden wieder. Ich glaube ich hätte
doch einige Anlage zum V/v/ergnügt sein, wenn ich nicht immer in Angst
wäre, ich könnte etwas unrichtig gemacht haben.
Aber vielleicht geht es Dir ähnlich. Anna Pamela u. Fanny Kadidja
| sind wohl u. munter; ich war Nachmittags wieder mit ihnen spazieren. Morgen
fahre ich vielleicht mit Anna Pamela zu Jenny.
Jetzt ist Dein VortragWedekinds Lesung am 4.11.1911 im Grand Hotel Deutsches Haus in Königsberg. in Königsberg!
Nun lebwohl, Geliebter,
u. hoffentlich auf baldiges,
frohes Wiedersehen!
Innigst,
Deine Tilly