MÜNCHENER LESEINSTITUTDas von Anna von Seidlitz betriebene Münchener Leseinstitut (Theatinerstraße 45) firmierte seit 1904 in seinen Annoncen als „Leihbibliothek und Lesezimmer für moderne Literatur“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 452, 27.9.1904, General-Anzeiger, S. 3], mit Beginn des Jahres 1906 (unter den parallelen Adressen Theatinerstraße 15 und Leopoldstraße 23) wurde außerdem angeboten: „Grosser Zeitschriften-Lesezirkel mit freier Zustellung ins Haus. – Auswahl aus 50 Zeitschriften. – Abonnement ¼-jährlich von 4. M. an, vom Datum des Eintritts berechnet. – Prospekte gratis.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 59, Nr. 1, 1.1.1906, General-Anzeiger, S. 2]
THEATINERSTRASSE 45/I
TELEFON 3573.
MÜNCHEN, d. 28
Sept. 04
Sehr geehrter Herr!
In diesem Winter beabsichtige ich, eine Reihe „literarischer
Abende“Die Presse meldete: „Das Münchener Leseinstitut, Theatinerstraße 45/1, Ecke Perusastraße, beabsichtigt in diesem Winter eine Reihe literarischer Abende zu veranstalten. Es sollen poetische, dramatische und Prosawerke unserer modernen Schriftsteller durch gute Rezitatoren zu Gehör gebracht werden, und zwar soll je ein Abend einem Autor gewidmet sein. In Aussicht genommen sind, um nur einige zu nennen: Ludwig Thoma, Helene Böhlau, Detlev v. Liliencron, Hugo v. Hofmannsthal, Friedrich Nietzsche u. s. w. Der Eintritt ist jedermann gestattet. Karten zum Preise von 1 M., für Studierende Ermäßigung, sind im Vorverkauf in den Musikalienhandlungen von Albert Schmid Nachf., Theatinerstr. 33. und R. Seiling, Dienerstraße 16, sowie im Münchener Leseinstitut zu haben, wo auch jederzeit näherer Aufschluß erteilt wird. Der erste literarische Abend findet am Dienstag, 27. September, abends 8 Uhr, in den Räumen der Bibliothek statt und ist Ludwig Thoma gewidmet. Rezitator: Herr Paul Erlbeck.“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 107, Nr. 437, 25.9.1904, Münchener Stadt-Anzeiger, S. 10] zu veranstalten, an welchen Werke unserer modernen Schriftsteller zum
Vortrag gelangen sollen.
Gerne würde ich auch einen „Wedekind-Abend“Wedekind war am 18.10.1904 zu Gast in der Reihe des Münchener Leseinstituts: „Vortrag Frühlings Erwachen Eingenommen M. 100“ [Tb]. Es war die zweite Veranstaltung der Reihe. Es folgten Lesungen von Kurt Martens (25.10.) und Eduard von Keyserling (15.11.) sowie Rezitationen aus Werken von Arthur Schnitzler (22.11.; Rezitator: Kurt Wahlsdorf) und Friedrich Nietzsche (8.11. und 29.11.1904; Rezitator: Hermann von Bequignolles). Im nächsten Jahr folgte noch eine Lesung von Ludwig Scharf (13.6.1905). Anders als die übrigen Veranstaltungen der Reihe fand Wedekinds Lesung nicht im Bibliotheksraum des Leseinstituts in der Theatinerstraße 45 statt, sondern „im Spiegelsaal des Bayerischen Hofes“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 486, 17.10.1904, General-Anzeiger, S. 3] und es wurden neben den üblichen Eintrittskarten zu 1 Mark auch „Billets“ zu 3 und 2 Mark verkauft.
veranstalten, und bitte Sie, wenn Sie irgend | Zeit und Lust dazu finden können,
mich zu einer BesprechungWedekind suchte Anna von Seidlitz bereits am 29.9.1904 auf und vereinbarte für eine Lesung von „Frühlings Erwachen“ sein Honorar und den Termin 18.10.1904: „Ich schließe auf Dienstag 18.X mit Frl. v. Seidlitz ab.“ [Tb] darüber aufsuchen zu wollen, da sich mündlich Alles
viel besser regeln ließe.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Anna von Seidlitz
Bitte mir eventuell eine Zeit zu bestimmen, wann ich Sie erwarten darf.