Postkarte
Frau
Tilly Wedekind
München
Prinzregentenstrasse 50. |
Geliebteste Tilly! Gestern NachmittagWedekind notierte am 3.4.1910: „Besuch bei Harden“ [Tb]. war ich bei Harden,
der sich sofort erbot die SacheWedekinds Streitigkeiten mit seinem Verleger Bruno Cassirer, bei denen Maximilian Harden vermittelte. in Ordnung zu bringen. Heute NachmittagWedekind notierte am 4.4.1910: „Nachmittag bei Harden“ [Tb]. gehe ich wieder zu ihm und Dienstag AbendWedekind notierte am 5.4.1910: „Rathenaus Souper im Automobil Klub.“ [Tb] Wedekind hat sich für die Einladung bedankt und sein Kommen zugesagt [vgl. Wedekind an Walther Rathenau, 4.4.1910]. wollen wir mit
Rathenau zusammen sein. Ich komme also vermutlich erst Donnerstagder 7.4.1910, an dem Wedekind notierte: „Ankunft in München.“ [Tb] früh nach
München. Herzlichen Dank für Deine drei Briefezwei Briefe [vgl. Tilly Wedekind, Pamela Wedekind an Frank Wedekind, 2.4.1910; Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 3.4.1910] und ein Kartenbrief [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 3.4.1910]., die mir alle eine Freude waren.
Aber beruhige dich doch nun. Daß dir der Schreck in die Gliederausgelöst durch Frank Wedekinds grobes Telegramm aus Berlin [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 1.4.1910], das Tilly Wedekind früh morgens am 1.4.1910 in München zugestellt wurde und sie zu der „Hals über Kopf“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 141] zu einer Aussprache mit ihrem Mann angetretenen Fahrt nach Berlin veranlasste, deren Rückreise nach München sie noch am 1.4.1910 spät abends antrat (siehe die vorangehende Korrespondenz seit dem 1.4.1910). gefahren ist,
das verstehe ich natürlich. Aber es muß sich jetzt doch Sicherheit daraus
ergeben. Sonst war ja alles umsonst. Pfleg Dich nur recht gut. Gestern Abend
wollte ich arbeiten, traf aber in später Stunde noch meinen Vetter Alfrednicht identifiziert. Wedekind notierte am 3.4.1910: „Zuletzt mit Vetter Alfred und Pfarrer Trews (Lebt Jesus) gezecht.“ [Tb] Der Philosoph Arthur Drews, ein Schüler Eduard von Hartmanns, galt „als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Monismus [...]. Seine Schrift ‚Die Christusmythe‘ (1909), in der er die historische Existenz Jesu bestritt, hatte [...] öffentliches Aufsehen erregt und den Monistenbund zur Organisation des sog. Berliner Religionsgesprächs“ vom 31.1.1910 bis 1.2.1910 „über die Frage ‚Hat Jesus gelebt?‘ veranlasst. Die Reden wurden unter diesem Titel noch im selben Jahr vom Deutschen Monistenbund veröffentlicht.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 145] und
einige Monisten„Vertreter einer philosophischen Position, die die Welt durch ein einheitliches Grundprinzip bestimmt sehen. Im Gegensatz zu dualistischen Positionen setzen sie die Einheit von Natur und Geist sowie die Allgegenwärtigkeit Gottes in den Naturerscheinungen voraus.“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 145] Einer davon war Arthur Drews (siehe oben).. Küsse Annapamela. Dank ihr für ihre lieben Grüße.
Innigst küßt Dich
Dein Frank.
4.4.10