Kennung: 3302

Berlin, 4. April 1910 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein,

Inhalt

[1. Briefentwurf:]


Königliche Hoheit!

Durch die hohe Auszeichnung, die königliche Hoheit mir erweisen wollten haben Sie beeinflußt den langjährigen Kampf, den ich um meine Kunst führe in höherem Maße als es königliche Hoheit es vielleicht ermessen. Unzählige Widerstände sind Langjährige Widerstände sind beseitigt

Nur mein das Bedenken unempfindlich zu erscheinen bewältigt mein das Bedenken aufdringlich zu erscheinen. Wollen kgl. Hoheit daher geruhen den Ausdruck meines des aufrichtigsten tiefbegründeten Dankes entgegen zu nehmen.

u/U/ntertänigst
FrW.


[2. Briefentwurf:]


Kgl Hoheit.

Der hohen Auszeichnung die kgl. Hoheit mir erweisen wollten; danke ich einen der anregendsten Abende meines Lebensder Abend des 28.3.1910, die Soiree im Haus des Komponisten Willy Burmester in Darmstadt, von Wedekind gegenüber seiner Frau als „der interessanteste Abend, den ich bis jetzt erlebt habe“ [Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.3.1910] ähnlich superlativisch charakterisiert.. Nur die Scheu unempfindlich zu erscheinen drängt die Gefahr aufdringlich zu erscheinen zurück. Wollen kgl Hoheit geruhen den Ausdruck tiefbegründeten Dankes entgegen zu nehmen

Untertänigst
FrW.


[3. Briefentwurf:]


An den Großherzog
Ernst Ludwig von Hessen
Königliche Hoheit.

Darmstadt.


Königliche Hoheit!

Die hohe Auszeichnung, die Königliche Hoheit mir zutheil werden lassen wollten, wird läßt langjährige Hindernisse zu nichts verschwinden lassen. bedeutet eine künstlerische Förderung für mich deren Tragweite noch nicht zu ermessen ist. Höher gielt mir das Glück die Freude königlicher Hoheit einen der anregendsten Abende meines Lebens zu danken. Die Scheu, unempfindlich zu erscheinen, drängt die Gefahr für aufdringlich zu scheinen gehalten zu werden zurück. Wollen königliche Hoheit geruhen, den Ausdruck tiefbegründeten Dankes entgegen zu nehmen

Untertänigst
FrW.


räumt langjährige Hindernisse aus dem Weg


[4. Druck:]


(Darmstadt, 29.III.1910irrtümliche Datierung; der Brief wurde am 4.4.1910 in Berlin geschrieben, wie Wedekind notierte: „Brief an den Großherzog von Hessen.“ [Tb].)


Königliche Hoheit!

Die hohe Auszeichnung, die Königliche Hoheit mir zu theil werden lassen wollten, bedeutet eine künstlerische Förderung für mich, deren Tragweite noch nicht zu ermessen ist. Höher gilt mir die Freude, Königlicher Hoheit einen der anregendsten Abende meines Lebens zu danken. Die Scheu, unempfindlich zu scheinen, drängt die Gefahr, für aufdringlich gehalten zu werden, zurück. Wollen Königliche Hoheit geruhen, den Ausdruck tiefbegründeten Dankes entgegen zu nehmen.

Unterthänigst
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
1. Entwurf: Bleistift. 2. Entwurf: Bleistift. 3. Entwurf: Bleistift. Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Notizbuchblätter. Liniertes Papier 10 x 16,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die drei Briefentwürfe sind in zwei Notizbüchern überliefert (der abgesandt Brief ist verschollen): in einem ersten, senkrecht gestrichenen und somit als erledigt gekennzeichneten Bleistiftentwurf, bei dem der Briefanfang mit der Anrede und dem ersten Absatz auf der unteren Seitenhälfte, das Briefende mit den zweiten Absatz und der Grußformel auf der oberen Seitenhälfte geschrieben ist [Nb 62, Blatt 50r], einem zweiten Bleistiftentwurf [Nb 63, Blatt 7v] sowie einem auf der nebenstehenden Seite zu Papier gebrachten dritten Bleistiftentwurf, der größtenteils mit Tinte überarbeitet ist [Nb 63, Blatt 8r].

Datum, Schreibort und Zustellweg

Schreibort und Schreibdatum des nicht überlieferten abgesandten Briefs (und vermutlich auch der Briefentwürfe) sind durch das Tagebuch vom 4.4.1910 in Berlin belegt: „Brief an den Großherzog von Hessen.“ Die Begegnung Wedekinds mit Ernst Ludwig von Hessen, auf die sich die Briefentwürfe beziehen, fand am 28.3.1910 auf einer Soiree des Komponisten Willy Burmester in Darmstadt statt – Wedekind hat sie seiner Frau ausführlich geschildert [vgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.3.1910].

  • Schreibort

    Berlin
    4. April 1910 (Montag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Darmstadt
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
239-240
Briefnummer:
350
Kommentar:
Der Brief „An den Großherzog Ernst Ludwig von Hessen“ ist im Erstdruck als „Entwurf“ gekennzeichnet und irrtümlich datiert auf: „(Darmstadt, 29.III.1910.)“
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
L 3501/62, L 3501/63
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, 4.4.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.04.2024 12:44