Frau
Tilly Wedekind
München
Prinzregentenstrasse 50 |
Geliebteste Tilly! Ich wohne Hotel Tegethoff. Jarno riet mirFrank Wedekind notierte am 6.12.1909: „Im Cafe mit Jarno Ziehe ins Hotel Tegetthoff“ [Tb]; er hat mit Josef Jarno, Direktor des Wiener Lustspieltheaters und neuerdings auch des Theaters in der Josefstadt [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 676], nicht nur über seine mögliche Hotelunterkunft in Wien – Residenz-Hotel (Teinfaltstraße 6), Hotel „Continental“ (Praterstraße 7) oder Hotel Tegetthoff (Johannesgasse 23) – gesprochen, sondern vor allem über das anstehende Gastspiel Frank und Tilly Wedekinds am Lustspieltheater in Wien vom 15. bis 19.12.1909 mit „Musik“ (Premiere: 15.12.1909) sowie „Die Zensur“ und „Der Kammersänger“ (Premiere: 17.12.1909).
vom Residenzhotel ab, wußte nichts anderes als Continental
und fand auch Tegethoff sei besser.
Eben war ich bei Hartmann mit Singer, Geiringer und Dörmann
zusammen. Alle freuen sich sehr, Dich wiederzusehenFrank Wedekind notierte anschließend an das Treffen mit Josef Jarno am 6.12.1909: „Bei Hartman mit Singer Geringer Dörmann e.ct e.ct“ [Tb]; er traf bei Hartmann, einem von ihm gern besuchten Restaurant (Kärntnerring 10), Wilhelm Singer, Chefredakteur des „Neuen Wiener Tagblatt“, Anton Geiringer, nach wie vor Sekretär und Kassenverwalter am Deutschen Volkstheater in Wien [vgl. Neuer Theater-Almanach 1910, S. 669], und den Schriftsteller Felix Dörmann, die Tilly Wedekind alle drei im Vorjahr zuletzt in Wien gesehen hat, als Frank Wedekind vom 9. bis 22.5.1908 dort sein Gastspiel in „Frühlings Erwachen“ am Deutschen Volkstheater hatte (Direktion seinerzeit: Josef Jarno). Sie war am 10.5.1908 mit ihrem Mann nachweislich bei „Hermann Bahr zu Tisch mit Willhelm Singer“ [Tb] – „Wedekinds, Singer bei mir“ [Tb Bahr, Bd. 5, S. 379], notierte der Gastgeber. Wann genau sie mit den beiden anderen Herren zusammenkam, ist nicht belegt, Anton Geiringer aber dürfte sie im Zuge des Gastspiels ihres Mannes mehrfach gesehen haben.. | Mit Jarno besprach ich
die Besetzung. Er kommt uns jedenfalls mit sehr viel gutem Willen entgegen.
Augenblicklich sitze ich allein bei PerschillWedekind notierte zu späterer Stunde am 6.12.1909: „Bei Perschill geschrieben“ [Tb]; er hat bei Perschill – Restaurant und Pilsener Bierhaus „zum Kühfuß“ (Naglergasse 1) auch den vorliegenden Kartenbrief geschrieben..
Mit innigsten Küssen und Grüßen an Dich und Annapamela
Dein Frank
6.12.9.