Königreich Bayern
Kartenbrief
An
Frau Tilly Wedekind Newes
in Graz Steiermark
Wohnung (Straße und Hausnummer) Brandhofgasse 1. |
Adresse des
Absenders: |
Geliebteste Tilly, ich halte es für das BestenSchreibversehen, statt: Beste. wenn wir uns
möglich bald wieder vereinigen, aber unter behaglichen Verhältnissen, d. h.
in Berlin. Hier ist es ja jetzt allerdings wunderschön, ebenso wird es auch in Graz sein, aber für uns beide ist es doch in
unserer Wohnung am schönsten, sonst brauchten wir sie ja nicht, und leider
Gottes wohnen wir eben noch nicht in München. Ein Bild h von Dir habe
ich allerdings jetzt nicht bei mir aber ich möchte schon | lieber Dich selber
haben obschon ich mich dann jedenfalls auch über ein schönes Bild freuen werde.
Jarno will im November Marquis v. KeithJosef Jarno, Direktor des Theaters in der Josefstadt und des Lustspieltheaters in Wien sowie Schauspieler, hatte für den Herbst 1908 eine Inszenierung des „Marquis von Keith“ erwogen, die nicht zustande kam. mit IhmSchreibversehen, statt: ihm. als Keith, mir als Scholz und
dir als Hermann geben.
Schreib mir wieviel Geld ich dir schicken soll. Ich hatte
hier sehr wichtige geschäftliche BesprechungenDie Besprechung mit seinem Verleger Albert Langen hat Wedekind am 31.5.1908 im Tagebuch notiert („Unterredung mit Langen“), nicht aber die Besprechung mit dem befreundete Redakteur und Verlagsbuchhändler Fritz Schwartz (genannt: Nero), der in München lebte (Richard Wagnerstraße 3), wo auch sein Büro war (Nymphenburgerstraße 86) [vgl. Adreßbuch für München 1909, Teil I, S. 538] – im Verlag F. Bruckmann, wo er seit 1892 zusammen mit Hugo Bruckmann Direktor war. mit Nero Schwarz und Albert
Langen und muß die Geschäfte in Berlin sofort wieder aufnehmen.
Küsse Anna Pamela von mir. Herzlichst küßt Dich Dein Frank.
Grüße Großmama, Großpapa und deine lieben Geschwister. Herzl. Dank für die
Kartedie Bildpostkarte aus Gösting [vgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 30.5.1908].