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Berlin,
2./10.07.
Mein geliebter Frank,
ich danke Dir herzlich für den Kartenbriefvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 29.9.1907. u. die
Telegrammevgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 30.9.1907 und 1.10.1907.. Entschuldige, wenn ich Dich auf das 1. Telegrammvgl. Tilly Wedekind an Frank Wedekind, 1.10.1907. warten ließ. Wir
hatten Verspätung u. dann machte Anna„die Zugeherin des Berliner Wedekind-Haushalts“ [Vinçon 2018, Bd. 2, S. 68], die Tilly und Pamela Wedekind bei ihrer Rückkehr aus der Schweiz am 1.10.1907 am Anhalter Bahnhof in Berlin abgeholt hat. erst Frühstück, so wurde es 10 bis sie
wegging. Heute wie Dein Telegrammvgl. Frank Wedekind an Tilly Wedekind, 2.10.1907. kam, wollte ich eben auch telegraphieren.
Doch dachte ich, Du willst | wohl die 2te SceneDie 2. Szene von Wedekinds Einakter „Die Zensur“ war am 12.10.1907 abgeschlossen [vgl. KSA 6, S. 827]. auch noch in München fertig machen,
u. wollte ich Dich nicht drängen.
Ich bin sehr glücklich, dass ich
Dich am Freitagden 4.10.1907. wiederhabe! Hoffentlich fühlst Du Dich zu Hause auch ein klein
Bischen wohl. Es ist wirklich so wunderhübsch bei uns, die erste Stunde ging
ich nur immer wieder durch alle Zimmer u. freute mich.
Wenn wir das alles erst in München haben, | dann müsste es doch eigentlich das
Paradies auf Erden sein. Berlin ist wirklich schrecklich laut u. unangenehm. Es fällt mir jetzt besonders auf, nach der
ländlichen Ruhe in Lenzburg. Aber ich will Dir nicht mißSchreibversehen, statt: mies. machen.
Über Anna Pamela wirst Du Dich wundern, sie hat sich
kolossal entwickelt.
Nun auf recht frohes Wiedersehn!
Von ganzem Herzen
Deine Tilly