Kennung: 296

Wien, 4. Juni 1913 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Zweig, Stefan

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

SZNameninitialen von Stefan Zweig.

Telef. 4123II

VIII. KOCHGASSE 8

WIEN,

Sehr verehrter Herr Wedekind,
darf ich, der grossen FreundlichkeitZweig spielt möglicherweise darauf an, dass Wedekind ihm zu Weihnachten 1912 das Manuskript des Dramas „Ein gefallener Teufel“ (1899) – eine frühe Fassung von „Der Marquis von Keith“ (1901) – zum Geschenk gemacht hatte [vgl. die Widmung Wedekinds an Zweig vom 25.12.1912]. gedenkend, die ich von Ihnen empfangen habe, Ihnen sagen, wie sehr froh ich wäre, Ihnen bei Ihrem Wiener AufenthaltWedekind hielt sich vom 4. bis 13.6.1913 in Wien auf, wo er am 6., 9. und 12.6 gemeinsam mit Tilly Wedekind in seinem Drama „Franziska“ bei einem Gastspiel der Münchner Kammerspiele im Deutschen Volkstheater auftrat. begegnen zu dürfen? Ich würde es als Freude empfinden, wollten Sie an irgend einem Tage der Ihnen gelegen ist, mit mir speisen, vielleicht in der Nähe der Stadt in einem der schönen AusflugsorteWedekinds Tagebuch zufolge machten er und Tilly Wedekind mit Stefan Zweig am 10.6.1913 einen Ausflug zum Latisberg, genannt Cobenzl (19. Wiener Bezirk), am Rand des Wienerwaldes: „Stefan Zweig holt uns zu einer Automobilfahrt nach dem Kobenzl wo wir [Franz] Werfel [Walter] Hasenklever und [Franz] Janowitz treffen.“, die ich Ihnen gerne zeigen würde | ich bin immer bereit und froh zu jeder Stunde, die Sie mir bestimmen. Jedesfalls aber sehe ich Sie von der Ferne in der „FranziskaStefan Zweig dürfte an die Aufführungen des Schauspiels „Franziska“ in München gedacht haben, das mit der Premiere am 30.11.1912 in den Kammerspielen uraufgeführt wurde und 30 Vorstellungen erlebte (die letzte am 31.3.1913). Als Zweig am 6.12.1912 in München und mit Wedekind zusammen war (an diesem Tag fand keine Vorstellung statt) war das Stück sicherlich Gesprächsthema.“, die – ich bin dessen gewiss – auch über diese tropischen TemperaturenAm 1.6.1913, einem Sonntag, begann in Wien eine Hitzewelle, wie der Presse zu entnehmen ist. „Die hundstagsmäßige Hitze, die Sonntag sich einstellte, fand auch gestern ihre Fortsetzung […]. In Wien erhob sich die Temperatur in der Stadt auf 29.7 gegen 28.4o C vorgestern“ [Neues Wiener Journal, Jg. 21, Nr. 7043, 3.6.1913, S. 4]. „Zu einem wahren Hochsommertag gestaltete sich der gestrige Sonntag. […] um 9 Uhr vormittags wurden […] bereits 27.8 Grad registriert.“ [Neues Wiener Tagblatt, Jg. 47, Nr. 149, 2.6.1913, S. 9] Am 4.6.1913 war es in Wien heiß: „In den Straßen der Innern Stadt wurden bis zu 30.4 Grad im Schatten beobachtet. Geradezu unerträglich war die drückende Schwüle auf sonnigen Plätzen“ [Weitere Steigerung der Hitze bevorstehend. In: Neue Freie Presse, Nr. 17522, 5.6.1913, Morgenblatt, S. 10]. Die Hitze dauerte noch einige Tage an (während es am 9.6.1913 in Wien noch 28,8 Grad Celsius warm war, sank das Thermometer erst am 10.6.1913 auf 24,8 Grad). triumpfieren wird.
In aufrichtiger Verehrung
Ihr ergebener
Stefan Zweig

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaße 13,5 x 21 cm. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Brief, geschrieben zu Wedekinds Wiener Gastspielaufenthalt vom 4. bis 13.6.1913, um ein Treffen zu arrangieren, ist mit großer Wahrscheinlichkleit unmittelbar nach Wedekinds Ankunft am 4.6.1913 in Wien zu datieren, da Wedekind gleich am 5.6.1913 antwortete, mit Sicherheit aber nach dem 1.6.1913, dem Beginn der im Brief erwähnten Hitzewelle in Wien. Zweig dürfte bekannt gewesen sein, dass Wedekind bei seinen Aufenthalten in Wien im Hotel Teggetthof zu logieren pflegte (dorthin hat er den Brief wohl adressiert). Bereits seit Wochen war das Münchner Ensemblegastspiel von „Franziska“ in Wien mit Tilly und Frank Wedekind in den Hauptrollen in der Wiener Presse angekündigt, so dass Zweig frühzeitig darüber informiert war, möglicherweise auch durch Wedekind selbst.

  • Schreibort

    Wien
    4. Juni 1913 (Mittwoch)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort


    Datum unbekannt

  • Empfangsort


    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 188
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Stefan Zweig an Frank Wedekind, 4.6.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

01.07.2019 09:48