Herrn
Frankl.
Wedekind
Platteng/s/traße 35
Fluntern
(Haus hinter 32) |
Lieber Frankl.
durch die freundliche Überbringerinnicht sicher identifiziert; es darf aber angenommen werden, dass Anna Buchmann, die Stieftochter der „Pensionshalterin“ [Adressbuch der Stadt Zürich 1888, Teil I, S. 57] Anna Barbara Buchmann-Schellenberg, in deren Pension in Riesbach Karl Henckell wohnte (Seefeldstraße 1) [vgl. Adressbuch der Stadt Zürich 1888, Teil I, S. 131], Wedekind den Brief überbracht hat. Mit Anna Buchmann „führte Karl Henckell eine platonische Liebesbeziehung“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 127], wie durch das ein mit Wedekind von Josef M. Jurinek geführtes Interview überliefert ist: „Es war ein liebes Kind, die Anna Buchmann. Hatte keine Eltern mehr und [...] besorgte das ganze Haus samt Stiefgeschwister, Stiefmutter und Pensionären. [...] Henckell sang schon damals seine herrlichen, gefühlvollen Lieder [...]. Mag sein, daß diese vollklingenden Verse auch Anna Buchmann begeisterten, mag sein, daß das Mädchen eine Art Schicksalsgefährten, einen Verkannten in Karl Henckell still verehrte: … Anna und Karl sprachen mehr mit den Augen als mit den Lippen miteinander. Es war reine Liebe ohne jede Sinnlichkeit, war Liebe um Treue, die Treue um der Liebe willen“ [KSA 5/II, S. 568f.]. dieses Papiers bitte ich
dich, doch so gut sein zu wollen und einen Arzt für mich zu besorgen, da die Morphiumlösung
total wirkungslos geblieben ist, im Gegentheil – ich habe die ganze Nacht
entsetzliche SchmerzenKarl Henckell hatte sich den Fuß vertreten und war „einige Tage krank“ [Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 4.7.1887]. gehabt und keine Sek. geschlafen.
H.
Gruß
Karl
Es wird vielleicht auch genügen, wenn Armin den Dr. FreyDr. med. Gottlieb Frey war „Bezirksarzt in Zürich-Hottingen“ [Vinçon 2021, Bd. 2, S. 111]; er war der spätere Schwiegervater von Armin Wedekind, der in Zürich Medizin studierte.
fragt und dann noch mal kommt, wenn er so liebensw. sein will.