Kennung: 2891

München, 30. Juli 1913 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Henckell, Karl

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

München
Kufsteinerplatz 1
den 30/7/13


Lieber Frank,

ich weiß nicht, ob Du Dich für die dramatische Frauenbewegung, wie sie in beiliegendem ZirkularRundschreiben; nicht ermittelt. Dem Brief liegt nichts mehr bei. zu Tage tritt, interessirst ‒ | ich weiß nur, daß sich die dramatische Frauenbewegung sehr dafür interessirt, daß Du für sie zu Tage trittst. Frau v. WillemoesHelene von Willemoes war zunächst Sängerin, bis „ihr ein tückisches Schicksal ihre Stimme raubte. Indes hatten ihr mehrere Musen Weihgeschenke in die Wiege gelegt; auch der Funke der Dichtkunst glimmte in ihr, und so konzentrierte sie denn ihre Kraft zu dramatischem Schaffen.“ [Brümmer 1913, Bd. 7, S. 456] Die Dramatikerin lebte inzwischen in München (Rauchstraße 8, Parterre), war dort aber unter dem Namen ihres Gatten, dem Porträtmaler und Leutnant a.D. Friedrich von Willemoes, verzeichnet [vgl. Adreßbuch für München 1913, Teil I, S. 745]., die die Sache unternimmt, ist eine begabte Vertreterin ihres Geschlechts und | hat u.a. ein Drama „SavonarolaDie im Verlag Franz Grunert Separat-Conto (Inhaberin: Marie Grunert) vordatiert veröffentlichte Tragödie [vgl. Helene von Willemoes-Suhm: Savonarola. Tragödie in 5 Akten. Berlin 1902] ist Ende 1901 erschienen [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 281, 3.12.1901, S. 10060], wurde zuvor in Berlin durch eine Lesung vorgestellt: „Im Salon der Gräfin B. las der Regisseur des königlichen Schauspielhauses, Georg Dröscher aus der Tragödie ‚Savonarola‘ von Helene v. Willemoes-Suhm einige Akte vor“ [Berliner Tageblatt, Jg. 30, Nr. 137, 16.3.1901, S. (3)], am 17.10.1901 am Hoftheater in Weimar uraufgeführt, hatte am 23.5.1903 im Berliner Theater Premiere (eine Nachmittagsvorstellung) und ist das einzige bekannte Drama von Helene von Willemoes. „Ihr Drama ‚Savonarola‘ bahnte sich den Weg auf die Bühne des Berliner Theaters und feierte in Weimar Triumphe, schwand aber bald infolge der Gleichgültigkeit des Publikums gegen alles, was nicht dem Zeitgeschmack huldigt, vom Repertoire.“ [Brümmer 1913, Bd. 7, S. 456f.] geschrieben, das m.E. wertvoll ist, wie sie u.a. auch ein Drama „Lassallenicht nachweisbar. geschrieben hat, das m.E. ganz mißlich ist. Jedenfalls ist sie Jemand und verdient Berücksichtigung. | Natürlich nur, wenn man Lust hat, so was mitzumachen. In diesem Sinn, ganz unverbindlich, mit herzlichem Gruß von Haus zu Haus
Dein Karl


Es handelt sich zunächst um Deinen Namen wegen einer PreßnotizWedekind hat sich an der Aktion beteiligt; die Pressenotiz lautet: „Auf Veranlassung mehrerer Damen und Herren hat sich in München eine Vereinigung zur Pflege der Frauendramatik gegründet, die es sich zur Aufgabe macht, dramatische Werke weiblicher Autoren in Separatvorstellungen an Münchner Theatern zur Aufführung zu bringen. Dem vorbereitenden Komitee gehören an: Frau Gräfin Eva v. Baudissin, Frau Helene Böhlau al Raschid Bey, Herr Richard Elchinger, Herr Hans Ludwig Held, Herr Karl Henckell, Herr Georg Hirschfeld, Frau Professor Kiesselbach, Herr Thomas Mann, Frau Professor Selenka, Herr Frank Wedekind und Frau Helene v. Willemoes-Suhm. Als juristischer Beirat wurde Rechtsanwalt Dr. Brantl, München, Sophienstraße 5b, bestellt. Interessentinnen werden gebeten, Manuskripte an die Geschäftsstelle (Helene v. Willemoes-Suhm) Rauchstraße 8/0 zu senden.“ [Gesellschaft für Frauendramatik. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 66, Nr. 393, 3.8.1913, Vorabendblatt, S. 2] Die Pressenotiz erschien (teilweise gekürzt) auch in anderen Zeitungen [vgl. z.B. Berliner Tageblatt, Jg. 42, Nr. 390, 4.8.1913, Montags-Ausgabe, S. (3); Neue Freie Presse, Nr. 17582, 4.8.1913, Nachmittagsblatt, S. 8; Dresdner Nachrichten, Jg. 57, Nr. 213, 4.8.1913, S. (4); Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 361, 5.8.1913, Morgen-Ausgabe, S. 8; Die Zeit, Jg. 12, Nr. 3903, 7.8.1913, Morgenblatt, S. 3; Pester Lloyd, Jg. 60, Nr. 186, 7.8.1913, Morgenblatt, S. 7; Deutsches Volksblatt, Jg. 25, Nr. 8837, 10.8.1913, Morgen-Ausgabe, S. 11]..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 18,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Datumszeile hat Wedekind mit blauem Buntstift unterstrichen. Neben die Unterschrift ist von fremder Hand mit Bleistift „(Henckell)“ notiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    30. Juli 1913 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 67
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Karl Henckell an Frank Wedekind, 30.7.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (03.12.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

27.07.2024 14:21