Prag I Schalengasse 1
Verehrter Herr Wedekind!
Ich danke bestens für Ihre freundliche Kartenicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Max Brod, 8.3.1910. und
würde mich glücklich schätzen, wenn Ihnen das beiliegende DramaMax Brod schickte Wedekind ein Manuskript seines noch unveröffentlichten Einakters „Die Höhe des Gefühls“ (Buchausgabe erst 1913); er wurde im Herbst gekürzt vorabgedruckt in der Berliner Zeitschrift „Die Schaubühne“, die in der redaktionellen Vorbemerkung auf die vom Neuen Club veranstaltete Lesung des Autors am 19.11.1910 im Salon Cassirer [vgl. Berliner Tageblatt, Jg. 39, Nr. 578, 13.11.1910, Morgen-Ausgabe, 10. Beilage, S. (2)] aufmerksam machte: „Dieser Akt wird von dem Autor am neunzehnten November im Salon Cassirer vorgelesen. Hier folgt die erste Hälfte.“ [Max Brod: Die Höhe des Gefühls. In: Die Schaubühne, Jg. 6, Nr. 46, 17.11.1910, S. 1179-1187, hier S. 1179] gefiele. Es
wäre mir zu Mute wie einem SchülerWedekind war mit dem jungen Prager Schriftsteller Max Brod seit 1907 in losem Kontakt, getroffen hat er ihn gegen Ende seines letzten Aufenthalts in Prag (dabei war auch sein Schwager Dagobert Newes), am 6.3.1910: „Abendessen mit Bertl und Max Brod.“ [Tb], dem sein göttlich verehrter „Herr Lehrer“
einen Einser gibt. ‒
Ich habe mein Stück mit Begeisterung geschrieben
und so müßte es auch gespielt werden! Der Held braucht einen langen Atem, eine
klangvolle geschulte Stimme, ein heroisches Pathos in aller Anspannung.
Falls Sie so freundlich wären, ./. | das Stück beim „Münchener Schauspielhaus“
einzureichenWedekind reichte das Stück dem Direktor des Münchner Schauspielhauses ein [vgl. Wedekind an Georg Stollberg, 7.9.1910]., bliebe ich Ihnen sehr dankbar. Natürlich nur wenn Sie es dieser
Empfehlung würdig finden! ‒ Jedenfalls
darf ich doch um Mitteilung Ihres mir so wichtigen Urteils bitten.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihnen stets ergeben
Max Brod