Salzburg 28.IX.13.
Lieber
Herr Wedekind!
Also
endlich komme ich dazu Herrn Wedekind wieder zu schreiben! Hier ist es sehr
nett! Ich denke noch oft zurück an BerlinFriedrich Strindberg hatte sich vom 14. bis 16.9.1913 mit Wedekind in Berlin getroffen [vgl. Tb]. und die schönen Tage, die ich dort
verlebt habe!
Heute
schrieb mir meine Schwester aus München. Freue mich schon enorm auf (Berlin) WeihnachtenWedekind hatte Friedrich Strindberg bei ihrem Treffen in Berlin zu einem Weihnachtsbesuch nach München eingeladen, den sein Sohn vom 23.12.1913 bis 1.1.1914 wahrnahm [vgl. Tb]. zu München. |
Auch
denke ich täglich, wenn ich aufstehe schon daran und an das Wiedersehen.!
Hier
ist Tag auf Tag dasselbe. Von Literatur und
Kunst, ja von Taggesneuigkeiten bin ich vollständig angeschlossen, was
auch sein Gutes an sich hat. Hier in Salzburg gibt ein gewisseSchreibversehen, statt: gewisser. Dr. EckartDr. Johannes Eckardt, Journalist und Bibliothekar des Universitätsvereins Salzburg war für die Jahrgänge 1913 und 1914 Redakteur und Herausgeber der katholisch orientierten literarischen Monatsschrift „Ueber den Wassern“, die seit 1908 erschien. Die Presse berichtete anlässlich des Herausgeberwechsels ausführlich über die Zeitschrift [vgl. Salzburger Chronik, Jg. 49, Nr. 194, 26.8.1913, S. 1-3]. „Über
den Wassern“ eine literarische Zeitschrift heraus die ganz interessant ist. Vor
kurzenSchreibversehen, statt: kurzem. probierte ich, ‒ bitte zu entschuldigen – ein kleines, ganz kleines
StückleinManuskript nicht überliefert. zu schreiben. Es hat 2 Se/z/enen:
die erste in einem Häuslein am Wiener Donaukanal: Der betrunkene Vater kommt
heim, mißhandelt die kranke Frau, die am Schmerz über die Roheit des Mannes
stirbt. Die 15jährige Tochter klagt am Bett der Mutter; das Zimmer füllt sich
mit Leuten; ein junger, unge|fähr 25jähriger Fabrikantensohn (selbständig.)
./nimmt die gan sehr hübsche Tochter mit sich und erhält sie.
II. 5
Jahre sind vorbei: Der Fabrikantensohn macht der
zur Dame gewordenen Paulin – so nannt ich sie – den Antrag einer Heirat. Sie
schwankt zwischen ihm (aus Dankbarkeit) und einem Freund (aus Liebe.) Im
Seelenkampf unterliegt sie und nimmt sich das Leben. Krampfhaft sinkt ihr
Freund unter ihrer Leiche zusammen während der Fre elegante kl/Fa/brikantensohn
seinem Geschäft nachgeht. (Das Zimmer ist nach dem Unk/g/lück mit Leuten
gefüllt.)
Ich trug es meinen 3 SchlafkameradenZimmergenossen Friedrich Strindbergs in der Lehr- und Erziehungs-Anstalt für Schüler der Mittelschulen in Salzburg; Personen nicht ermittelt. vor und es gefiel. Ich
freue mich schon riesig auf die Bücher, wenn Herr Wedekind so gut sind, mir
etwas zu schicken,; denn hier lese ich sicherlich nicht zu viel, da ich ja nur
Sonntags dazu komme. Auch sollten | wir auch nur Sonntags Brief schreiben: Es
sind manche sonderbare Sitten hier aber gottseilob entfällt das viele Beten das
in Skt. PaulFriedrich Strindberg wechselte 1912 vom k. k. Akademischen Gymnasium in Wien für das Schuljahr 1912/13 an das Gymnasial-Konvikt Josephinum des Benediktinerstifts St. Paul in Kärnten.
Sitte war!
Noch
viele Grüße
Ihr dankbarer Fritz
P.S.
Handküsse
an die gnädige Frau Gemahlin; Grüße – leider unbekannterweise – bitte, an die
Frl.
Töchter!