Postkarte.
Herrn Frank
Wedekind
München
Kaimsal (Intimes TheaterDer Name „(Münchner) Intimes Theater“ tauchte mit Beginn der Sommersaison (8.5.1904) erstmals in der Münchner Presse auf: „Das Münchener Künstler-Cabaret, einst ‚sieben Tantenmörder‘ genannt, hat unter dem Titel ‚Intimes Theater‘ im Kaimsaale seine Sommersaison eröffnet.“ [Allgemeine Zeitung, Jg. 107, Nr. 229, 21.5.1904, Münchener Stadt-Anzeiger, S. 11] Es handelte sich um eine der vielen Umbenennungen eines Kabaretts – Münchener Überbrettl (ab 16.8.1902), Buntes Theater (1903), Künstler-Cabaret, 7 Tantenmörder (Februar bis Oktober 1904), (Münchner) Intimes Theater (parallel ab Mai 1904), Intimes Theater Künstlerkabaret (ab Oktober 1904), zu dessen Stammensemble seit 1902 Josef Vallé (Direktor und Schauspieler), Adalbert Béla Laszky (musikalische Leitung) und Mary Irber (Schauspiel und Gesang) gehörten: „Gewissermaßen als Ueberbleibsel des Ueberbrettels in München ist uns das geblieben, was ursprünglich von den ‚Ueberbrettl‘-Helden bekämpft wurde, das ‚Vallésche Ueberbrettl‘. Es begann unter dem Titel ‚12 Scharfrichterinnen‘, verwandelte sich in ‚7 Tantenmörder‘ und ist nun bei dem ‚Münchener Künstler-Cabaret‘ angelangt. In den unteren Räumen der Kaimsäle hat das Unternehmen ein sehr passendes Heim gefunden.“ [Münchener Ratsch-Kathl, Jg. 16, Nr. 86, 26.10.1904, S. 3])
7 TantenmörderWedekind war am 16. 17. und 18.5.1904 mit Balladen in dem Kabarett aufgetreten. Laut Tagebuch hatte er am 12.5.1904 den Vertrag für das Gastspiel unterschrieben: „Kontraktabschluß mit den 7. Tantenmördern, unter Assistenz von Langheinrich“. – Das im Februar 1904 gegründete Kabarett, dessen Name auf Wedekinds Lied „Der Tantenmörder“ (1901) zurückgeht, war ein Zusammenschluss von ehemaligen Ensemblemitgliedern des Münchner „Bunten Theaters“ (Überbrettl) und der „Elf Scharfrichter“ [vgl. KSA 1/II, S. 1882]. |
DER UNVERMEIDLICHEBeiname des Direktors der Sieben Tantenmörder, so in einem Pressebericht über eine Kabarettneugründung: „Joseph Vallé, der Unvermeidliche, hat die Rolle des Conférenciers übernommen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 57, Nr. 64, 9.2.1904, Morgenblatt, S. 4]
[Zeichnung]
Max EichlerSeine ebenfalls auf das Jahr 1904 datierte karikaturistisch angelegte Zeichnung von Mary Irber schickte Max Eichler zwei Wochen zuvor selbst an Wedekind [vgl. Max Eichler an Wedekind, 11.5.1905].
1904
Beste
GrüßeEin Gastspiel der Sieben Tantenmörder in Ulm – vielleicht wie im folgenden Jahr, auf der Bühne des Hotels Goldener Hirsch [vgl. Mary Irber an Wedekind, 25.4.1905] – dürfte Anlass des Aufenthalts und der Grüße der beiden Ensemblemitglieder gewesen sein. Über ein früheres Gastspiel in Ulm schrieb die Münchner Presse: „Das Münchener Cabaret der ‚7 Tantenmörder‘ gastiert zur Zeit in Ulm. Die dortige Presse spricht sich über die Leistungen der Künstler in recht zufriedener Weise aus“ [Allgemeine Zeitung Jg. 107, Nr. 160, 9.4.1904, Zweites Blatt, S. 6]. sendet
Js
ValléÜber Josef Vallé, den Direktor der 7 Tantenmörder, urteilte die Presse: „Die Seele des Ganzen ist ‚Vallé‘, der bekannte ‚Macher von ’s Janze‘. Man muß aber sagen, alle Hochachtung Herr Vallé, denn Sie verstehen es, aus einer an und für sich ‚über‘lebten Sache noch etwas zu machen. Freilich, das, womit sich das Publikum noch am besten unterhält, das sind die einfacheren, zwar derben, aber witzigen und für Jedermann verständlichen Vorträge. Die ‚über‘geschnappten Wedekind- und sonstigen Jameriaden werden zu wenig erfaßt [...] Für heute beglückwünschen wir das Künstler-Cabaret nicht nur zu seinem neuen Heim, sondern auch zu seinem neuen literarischen Leiter Herrn „Robert Heymann“, ein vorzüglicher Schriftsteller und Satyriker und nebenbei auch noch Finanzmann ist, also alle Eigenschaften besitzt, die Herrn ‚Vallé’s‘ Fähigkeiten ergänzen“ [Münchener Ratsch-Kathl, Jg. 16, Nr. 86, 26.10.1904, S. 3]. – Zum 1.5.1905 übernahm Ludwig Heiter die Leitung des mittlerweile unter dem Namen „Intimes Theater“ firmierenden Ensembles, im Sommer 1905 Mary Irber.
Gruß
Mary IrberMary Irber gehörte den Sieben Tantenmördern als Gesangssolistin (I. Soubrette) und Schauspielerin an. Sie war „der ‚Stern‘ des Brettls, deren Darbietungen sich weit über das Niveau der anderen“ erhoben [Allgemeine Zeitung. Jg. 108, Nr. 168, 11.4.1905, Münchener Stadt-Anzeiger, S. 9].