d. 7.8.1912.
Mein Lieber!
Beim Absenden der RadierungenWilly Rudinoff hatte Wedekind am selben Tag als Beilagen zu seinem ersten Brief vom 7.8.1912 eine ganze Reihe seiner Radierungen geschickt. wollte ich dir
einige Pressberichte über meine Ausstellungen beilegen, welche für mich zwar
nicht irgendwie autoritativ sind, dich aber interessirt
hätten. Ich vergaß, daß dieselben | in meinem Koffer liegen welcher schon nach HollandWilly Rudinoff war im Begriff, zu einem Gastspiel in die Niederlande aufzubrechen; ab dem 12.8.1912 war er postlagernd in Amsterdam zu erreichen. unterwegs ist. Was ich hier fand waren nur
einige Berichte über mein Sänger
DebütWilly Rudinoff trat seit 1911 mit einem „kraftstrotzenden Heldentenor“ [Kutscher 1, S. 191] als Opernsänger auf Opernbühnen auf, der erste dieser Auftritte sei in Heidelberg gewesen [vgl. Raff 2015, S. 68]. Berichte darüber liegen dem Brief nicht mehr bei. und eine KritikDie Besprechung der in einer Ausstellung in Stuttgart gezeigten Werke Willy Rudinoffs liegt dem Brief nicht mehr bei.
meiner Stuttgarter
Collectiv Ausstellung, das
lege ich hier bei und sende dir von | Amsterdam einige ausführliche
Besprechungen meiner Dr Dresdner
AusstellungDie Presse hat über die am 21.4.1907 im Kunstsalon Emil Richter (Inhaber: Hermann Holst) eröffnete Ausstellung berichtet: „Die Rudinoff-Ausstellung im Kunstsalon Richter wurde heute vormittag um 11 Uhr in Gegenwart Prinz Johann Georgs und seiner Gemahlin, sowie zahlreicher Gäste feierlich eröffnet. Sie umfaßt im ganzen 316 Werke, Gemälde, Pastelle, Aquarelle, graphische und plastische Arbeiten, das ganze bisherige Lebenswerk des Künstlers und ist die seit langem interessanteste und wertvollste Ausstellung, die Dresden gesehen hat.“ [Dresdner Neueste Nachrichten, Nr. 107, 21.4.1907, 1. Ausgabe, S. 2] Gemeldet wurde: „In Emil Richters Kunstsalon (Prager Straße) findet die Sonder-Ausstellung von W. W. Rudinoff ein außerordentlich reges Interesse.“ [Dresdner Nachrichten, Nr. 117, 28.4.1907, S. (4)]. Von dieser
Veranstaltung findest Du auch hierbei einen Katalogder Katalog der Rudinoff-Ausstellung im Kunstsalon Emil Richter in Dresden [vgl. W. W. Rudinoff. Sonder-Ausstellung von Gemälden, graphischen und plastischen Arbeiten in Emil Richters’s Kunst-Salon. Dresden 1907], verlegt von den Werkstätten für Buch- und Steindruck Rudolf Kleinhempel, eine Beilage zum vorliegenden Brief..
Ausserdem ein PoemDas unbetitelte hymnische Gedicht (sechs Strophen mit je vier Versen) der Lyrikerin, Feministin und Frauenrechtsaktivistin Marguerite Coppin, eine Beilage zum vorliegenden Brief, ist datiert auf den 7.1.1900 und war inspiriert durch ein Aufsehen erregendes Christusgemälde Willy Rudinoffs (der Künstler war zum Katholizismus konvertiert), das seinerzeit auf der Jahresausstellung in Brügge ausgestellt war [vgl. Raff 2015, S. 37-39]; unterschrieben ist es: „En revenant du Salon de Bruges, dimanche 7 Janvier, 1900“ [Raff 2015, S. 38]. Im Katalog der Rudinoff-Ausstellung der Grafton Galleries in London ist das Gedicht im französischen Original und in englischer Übersetzung abgedruckt [vgl. Exhibition of works by M. Rudinoff, including examples in oil, water-colour, etching, and dry point. London 1901, S. 24-27 (online: https://archive.org/details/exhibitionofwork00rudi/); zu einer deutschen Übersetzung vgl. Raff 2015, S. 190]. Das Gedicht liegt dem Brief nicht mehr bei.
der belgischen Dichterin Marguerite
Coppin welches es durch
die Ausstellung meines Leidens und
LiebesmenschenJesus Christus, bezogen auf Willy Rudinoffs Christusgemälde (siehe oben). in der | Jahresausstellung
in Bruges, veranlaßt
worden ist. Ich denke es ist ein schönes Gedicht und im Grunde hat sie, die
Dichterin, meinen Schöpfungsgedanken, außerordentlich feinfühlend erkannt.
Dein getreuer
Willy Rudinoff