[Zeichnung:
Tierbändiger]
Herrn
Frank Wedekind
ThierbändigerAnspielung auf den Prolog zum „Erdgeist“, in dem Wedekind am 13.3.1906 bei dem „Erdgeist“-Gastspiel des Berliner Deutschen Theaters am Dresdner Residenztheater als Tierbändiger auftrat. Willy Rudinoff hat sich in einem ausführlichen Brief über diesen Auftritt zwar begeistert geäußert [vgl. Willy Rudinoff an Wedekind, 14.-16.4.1906], in selben Brief aber auch ausgeführt, dass er Wedekinds „Erdgeist“ von George Bernard Shaw inspiriert sehe, was Wedekind ihm übel genommen habe, wie Willy Rudinoff am 11.10.1906 Paul Fechter berichtete: „Ich schrieb in diesem Sinne an Wedekind, und er hat mir’s nicht verziehen.“ [Raff 2015, S. 115] Der Tierbändiger aus dem Prolog zum „Erdgeist“, der als Zeichnung und begrifflich forciert das Kuvert prägt, mag als humoristisch angelegter Versöhnungsversuch gewertet werden.
in
Berlin
Deutschland |
[roter
Buntstift, Querformat:]
Adressat
unbekannt als Thierbändiger!
W.R.Mit seinen Namensinitialen hat Willy Rudinoff sich hier als Absender zu erkennen gegeben.
[Tinte, um
90 Grad nach links gedreht:]
Adressat ist nicht unter die Thierbändiger zu
finden.
Briefträger
August Lampewohl fingierte Person. Ein Briefträger dieses Namens ist in Berlin nicht nachweisbar; verzeichnet sind mit dem Namen August Lampe ein Maurer, ein Molkereibesitzer, ein Schlosser, ein Telefonarbeiter [vgl. Berliner Adreßbuch 1907, Teil I, S. 1330]..
Adressat ist obdachlos daher nicht bekannten
Aufenthalsbewusst falsche Schreibweise (komisch intendiert), statt: Aufenthalts..
[Tinte, um
180 Grad nach rechts gedreht:]
Nicht auffindbar im AdressbuchWedekind war im „Berliner Adreßbuch 1906“ nicht verzeichnet, dann allerdings schon (Stand Ende 1906), als Schriftsteller Frank Wedekind (W 62, Kurfürstenstraße 125, 3. Stock) [vgl. Berliner Adreßbuch 1907, Teil I, S. 2583; Teil III, S. 429]. ‒ bei die Dichterbewusst falsche Schreibweise (komisch intendiert), statt: bei den Dichtern. nachfragen!
WillemDer Nachname „Willem“ kommt im „Berliner Adreßbuch 1907“ nicht vor; es dürfte sich bei dem Namen des fiktiven Postinspektors um eine Camouflage auf Willy Rudinoffs Vornamen „Wilhelm“ handeln..
Postinspector
[Tinte, um
270 Grad nach rechts gedreht:]
Das Bild is gut!fingiertes Zitat, das hier dem bekannten Berliner Kunstkritiker Fritz Stahl in den Mund gelegt ist, der als Feuilletonredakteur für das „Berliner Tageblatt“ Ausstellungen besprach.
Fritz Stahl geborner LevisohnFritz Stahl (ein Pseudonym) hieß eigentlich Siegfried Lilienthal, worüber ein Stadtbuch mit humoristischem Einschlag auch informierte. „Siegfried Lilienthal, Wilmersdorf, Uhlandstr. 66. Bekannter unter dem Namen Fritz Stahl. Berlins lautester Kunstkritiker. Wie sah Goethe aus? Wie sah Bismarck aus? Wie sieht Fritz Stahl aus?“ [Berlin und die Berliner. Leute. Dinge. Sitten. Winke. Berlin 1905, S. 122].
Neues Theater sendenDas Neue Theater (Direktion: Max Reinhardt) in Berlin (NW, Schiffbauerdamm 5) hat zum Deutschen Theater gehört [vgl. Neuer Theater-Almanach 1906, S. 272], das den „Erdgeist“ inszeniert hat. So notierte Wedekind am 19.2.1906 „Erdgeistprobe im Neuen Theater“ [Tb] oder am 25.2.1906 „spreche den Prolog im neuen Theater“ [Tb]..
[blauer
Buntstift, um 360 Grad nach rechts gedreht:] Verzogen oder verheiratet.
Im zoologischen Gartenvermutlich Anspielung auf eine humoristisch gemeinte Bildpostkarte, die Rudinoff (zusammen mit befreundeten Leuten) aus dem Berliner Zoologischen Garten mit Abbildungen aus dem Affenhaus einmal an Wedekind geschickt hat [vgl. Gustav Rickelt, Willy Rudinoff, Julia Rickelt an Wedekind, 8.10.1900]. unbekannt.
[Tinte,
Querformat:]
Zurück!
wxBedeutung nicht eindeutig aufzulösen; im Englischen ist „wx“ eine Abkürzung für „Wetter“ („weather“)..
[Tinte, um
360 Grad nach rechts gedreht:]
1 teBedeutung nicht eindeutig aufzulösen; möglicherweise eine Markierung für eine ‚erste‘ Sendung.
Rwohl nochmals Rudinoffs Nachnamensinitiale.