Ihr SchwiegersohnAlbert Langen war seit 1896 mit Dagny Bjørnson, der Tochter Bjørnstjerne Bjørnsons, verheiratet. scheint sich noch immer nicht von dem
Gedanken trennen zu können, dass ich ihm mit dem Ertrag meiner Arbeit die Kosten
bezahlen soll, die ihm aus seinem speculativen SchurkenstreichDie Auflage des „Simplicissimus“ stieg von 26.000 im April 1898 zunächst auf 67.000 fünf Wochen nach der Konfiszierung. Im April 1899 betrug die Auflage 55.000, hatte sich also mehr als verdoppelt [vgl. Abret/Keel 1985, S. 28]. Wedekind behauptete wiederholt, Langen habe die Konfiszierung aus diesem Grund willentlich herbeigeführt [vgl. Abret 2005, S. 26f.]. erwachsen,
mit dem er mich um meine StellungIm August 1898 war Wedekind von Georg J. Stollberg als Dramaturg und Schauspieler für das Münchner Schauspielhaus engagiert worden. Aufgrund seiner Flucht aus München am 30.10.1898 verlor er diese Stelle. betrogen und mich auf vier Monate in’s GefängnisAm 3.6.1899 stellte sich Wedekind in Leipzig der Polizei und kam in Untersuchungshaft, am 3.8.1899 wurde er wegen Majestätsbeleidigung zu einer Freiheitsstrafe von 7 Monaten verurteilt, die er ab dem 21.9.1899 als Festungshaft auf der Festung Königstein antrat, wo er am 2.2.1900 entlassen wurde. und auf vier
Monate auf die Festung gebracht hat. Ich würde Sie | mit dieser Angelegenheit
nicht weiter behelligen, wenn mir nicht gestern Herr Dr. Max Halbe die Ansicht
ausgesprochennicht überliefert. Vgl. Wedekinds Brief an Bjørnstjerne Bjørnson vom 28.9.1899. und mir gegenüber vertheidigt hätte, dass Sie von Ihrem Schwiegersohn
Albert Langen pecuniär abhängig seien und pecuniäre Unterstützungen von ihm
empfiengen. Herr Max Halbe steht mit niemandem in München in lebhafterem Verkehr
als mit Korfiz Holm, dem hiesigen Vertreter Albert Langens. Deshalb gewinnt das
Gerücht, das ich schon vor anderthalb Jahren in | München und vorher schon in
Berlin gehört hatte und dem ich damals nicht den geringsten Glauben beimass, für
mich ungemein an Bedeutung. Als Sie übrigens nach Langens perfider FluchtAlbert Langen floh noch vor Wedekind, unverzüglich nach der Beschlagnahme des Simplicissimus vom 25.10.1898, über Zürich und Rom nach Paris, wo er von Februar 1899 bis April 1903 lebte.
fortfuhren, in der liebenswürdigsten Weise mit ihm zu correspondieren und er mir
Ihre Briefenicht ermittelt. Langen und Wedekind sahen sich nach ihrer Flucht noch mehrmals in Zürich (November bis Dezember 1898) sowie in Paris (Februar bis Mai 1899), bei einer dieser Gelegenheiten könnte dies geschehen sein. zeigte, war ich nahe daran, in dem Gerüchte die volle Wahrheit zu
erblicken. Wie das meine Art ist, stellte ich Albert Langen sofort zu rede und
liess mir Ihre Vermögensverhältnisse von ihm aufs genaueste auseinandersetzen.
Dadurch wurde mein Verdacht geh beseitigt. Wenn ich mich jetzt aber hier in München |
über Langen’s speculativen Schurkenstreich beklage, dann muss ich mir von Leuten wie Max Halbe
entgegnen lassen, dass bei Albert Langen an eine derartige Speculation gar
nicht zu denken sei, da Langen mit seinem enormen Reichtum ja auch seinen
Schwiegervater unterstütze. Wie es mit Langens Reichtum bestellt ist weiss
ich; mir persönlich wäre aber der Gedanke, auch für Sie, Herr Bjoernson, im
Gefängnis gesessen zu haben äusserst sympathisch; er würde mir die Erinnerung
an jene Tage wesentlich verklären. Ich werde mir aber dieses Verdienst | auf
keinen Fall beimessen, bevor ich es von Ihnen bestätigt erhalten habe. Dass Sie
mir auf meine an Sie gerichteten Zeilen vom 20. Februarnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Bjørnstjerne Bjørnson, 20.2.1900. nicht geantwortet haben, finde ich begreiflich;
der Brief war auch nicht darauf eingerichtet. Ich rechne aber des bestimmtesten
darauf, auf diese Zeilen hier eine Antwort von Ihnen zu erhalten. Sie haben mir
unaufgefordert Ihren RatVgl. Wedekinds Briefe an Bjørnstjerne Bjørnson vom 28.9.1899 und an Beate Heine vom 27.7.1898. erteilt, bevor ich die Bekanntschaft des Gefängnisses
gemacht hatte, die Ihrem Schwiegersohn glücklich erspart gebliebenAlbert Langen befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in Paris; er wurde im April 1903, gegen Zahlung eines Bezeigungsgeldes in Höhe von 20.000 Mark, begnadigt und kehrte daraufhin aus Paris nach Deutschland zurück [vgl. Abret/Keel 1985, S. 33-38]. ist; deshalb
darf ich jetzt wol auch um | so mehr darauf rechnen, auf eine höflich gestellte
Frage eine Antwort zu erhalten.