Monsieur et
MaîtreWedekind spricht den berühmten norwegischen Schriftsteller und Politiker Bjørnsterne Bjørnson so ehrerbietig an, den Schwiegervater des Verlegers und „Simplicissimus“-Herausgebers (Albert Langen und Dagny Bjørnson haben am 10.3.1896 in München geheiratet). Wedekind hat „vor mehreren Wochen mit Bjiörnson“ [Frank Wedekind an Emilie Wedekind, 1.8.1896] gesprochen und dürfte ihn im Frühjahr 1896 in München persönlich kennengelernt haben. !Veuillez bien me
permettre de vous présenter un petit livreein Exemplar von „Frühlings Erwachen“ (1891), wie aus einen späteren Brief hervorgeht: „Ich verließ München im Herbst 1896 [...] Das war wenige Wochen nachdem ich Ihnen mein ‚Frühlings Erwachen‘ zugeschickt hatte.“ [Wedekind an Bjørnstjerne Bjørnson, 28.9.1899], que j’ai osé à écrire sous
l’influence des deux romans„Gemeint sind Bjørnstjerne Bjørnsons [...] Bauernerzählung ‚Arne‘ (1858) und sein 1884 erschienener Roman ‚Man flaggt in der Stadt und am Hafen‘, in dessen Mittelpunkt die Figur des Thomas Rendalen steht.“ [KSA 2, S. 804] Der Roman ist im norwegischen Original unter dem Titel „Det flager i byen og paa havnen“ (1884) erschienen, in deutscher Übersetzung (von Wilhelm Lange) zuerst unter dem Titel „Thomas Rendalen“ (1886), die Erzählung unter dem Titel „Arne“ (1859), in deutschen Übersetzungen 1860 (von Otto Lübbert) und 1865 (von Edmund Lobedanz). Thomas Rendalen et Arne. Monsieur Nordau à ParisMax Nordau lebte seit 1880 in Paris. Wedekind hatte ihn dort im Frühjahr 1892 kennengelernt [vgl. Frank Wedekind an Armin Wedekind, 14.3.1892]; er hat sich über „Frühlings Erwachen“ geäußert [vgl. Max Nordau an Wedekind, 5.3.1892]. et
Monsieur Brandès à LondresOtto Brandes, den Wedekind im Frühjahr 1894 in London kennengelernt hat; er hatte dort „eine unschätzbare Bekanntschaft in dem aus Paris verwiesenen Dr. Brandes“ [Frank Wedekind an Armin Wedekind, 14.4.1894]. m’ont dit l’un | et l’autre, après avoir lu mon
livre, le même jugement, qu’il les a rappelé un discours, que vous, Monsieur,
leur a tenu à un des Vendredis à ParisBjørnstjerne Bjørnson, der von 1882 bis 1887 in Paris lebte, dürfte wie Otto Brandes an den regelmäßigen Freitagstreffen bei Max Nordau (Avenue de Villiers 34) [vgl. Paris-Adresses 1893, Teil II, S. 679] teilgenommen haben, die 1892 auch Wedekind besuchte, wie er seinem Bruder aus Paris über jene „Nachmittage [...] hier jeden Freitag“ [Frank Wedekind an Armin Wedekind, 14.3.1892] schrieb.. C’est dans ces faits que je
trouve le courage de vous présenter mon travail.
Veuillez,
Monsieur, agréer l’assurance | de ma profonde Admiration.
Frank Wedekind.
[Übersetzung:]
Sehr geehrter Herr und Meister!
Bitte erlauben Sie mir, Ihnen dieses kleine Buch zu
überreichen, das ich unter dem Einfluss der beiden Romane Thomas Rendalen und
Arne zu schreiben mich getraut habe. Herr Nordau in Paris und Herr Brandes in
London urteilten beide gleichermaßen, nachdem sie mein Buch gelesen hatten,
dass es sie an eine Rede erinnert habe, die Sie, geehrter Herr, vor ihnen an
einem der Freitage in Paris gehalten haben. Auf dieser Grundlage finde ich den
Mut, Ihnen meine Arbeit zu überreichen.
Seien Sie mit vorzüglicher Hochachtung gegrüßt, geehrter
Herr,
Frank Wedekind.