Kennung: 2011

Lenzburg, 9. August 1910 (Dienstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Rathenau, Walther

Inhalt

Lieber verehrter Herr Doktor!

Was Sie mir über „in allen Wassern gewaschenschriebenvgl. Walther Rathenau an Wedekind, 17.6.1910., hat mich so beschämt, daß es mir schwer wird, den richtigen Ton zu finden. Sie hatten mir bei der Arbeit geholfen, u. a. durch einen ausführlichen AufsatzWalther Rathenau hatte Wedekind seinerzeit seinen Sammelband „Impressionen“ geschickt [vgl. Walther Rathenau an Wedekind, 25.9.1904], der den zuerst 1902 anonym veröffentlichten Essay „Physiologie der Geschäfte“ enthält [vgl. Walther Rathenau: Impressionen. Leipzig 1902, S. 165-206]; der Essay „widmet sich den Motiven wirtschaftlichen Handelns und den Bedingungen erfolgreicher geschäftlicher Tätigkeit“ [KSA 7/II, S. 791], er kommt für den Einakter „In allen Wassern gewaschen“ (1010) aber als Quelle im engeren Sinn „nicht in Betracht.“ [KSA 7/II, S. 791], den Sie mir im Jahr 1904 über die Rolle des Geldes im Weltbetrieb schrieben, und den ich als ich an dem Einakter schrieb wieder genau durch|studierte.

Seit einigen TagenFrank, Tilly und Pamela Wedekind sind am 6.8.1910 von München über Lindau und Zürich nach Lenzburg gereist, wo sie noch abends eintrafen [vgl. Tb]. bin ich nun mit meiner Frau und unserem Töchterchen in Lenzburg im Kanton Aargau, wo meine Mutter am Fuß des Schloßberges ein kleines Gutdas Steinbrüchli in Lenzburg, Emilie Wedekinds Wohnhaus. bewohnt. Meine Schwester Erika ist gleichfalls mit ihrer Tochtermit Eva Oschwald, der Tochter von Erika Wedekind und Walter Oschwald, die bereits in Lenzburg war, als Frank Wedekind mit seiner Familie in Lenzburg eintraf, wie er am 6.8.1910 notierte: „Mama und Eva holen uns vom Bahnhof ab.“ [Tb] hier. Kurz vor Ihrer Abreise von Berlin schrieben Sie mirvgl. Walther Rathenau an Wedekind, 28.7.1910., daß Sie hierherkämen, wie ich vermute, nach Baden oder Laufenburg. Wenn Sie an Tagen, die die Geschäfte Ihnen frei lassen, einmal nach Lenzburg | kämen, würden wir uns alle ungemein freuen. Vielleicht würde Sie auch das alte Schloßdas im 11. Jahrhundert erbaute und danach mehrfach umgebaute Schloss Lenzburg, wo die Familie Wedekind von 1872 bis 1893 gelebt hat, Frank Wedekind bis 1884, also im Alter von 8 bis 20 Jahren. interessieren.

Augenblicklich haben wir ja zuverlässiges Wetter. Ich hoffe, daß Ihnen die Reise trotz Ihrer Arbeit die notwendige Erholung bieten konnte. Für die Winterarbeit ist das wohl wichtiger als wir oft annehmen.

Mit besten Empfehlungen von meiner Frau und mir und herzlichem Gruß
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


9.8.10.
Lenzburg (Ct. Aargau) Schweiz.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 18,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Walther Rathenau hielt sich spätestens am 8.8.1910 in Freienwalde an der Oder auf [vgl. Hellige 1983, S. 619], so dass anzunehmen ist, dass der Brief nach Berlin adressiert war und ihm nachgeschickt wurde; die Antwort auf diesen Brief erfolgte entsprechend zeitverzögert aus Freienwalde [vgl. Walther Rathenau an Wedekind, 15.8.1910].

  • Schreibort

    Lenzburg
    9. August 1910 (Dienstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Lenzburg
    Datum unbekannt

  • Zwischenstation

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Freienwalde
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
247
Briefnummer:
359
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Deutsche Nationalbibliothek. Deutsches Exilarchiv 1933-1945

Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Vorlass Vincent C. Frank-Steiner
Signatur des Dokuments:
EB 2007/128-B.05.02.0087
Standort:
Deutsche Nationalbibliothek. Deutsches Exilarchiv 1933-1945 (Frankfurt am Main)

Danksagung

Wir danken dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Walther Rathenau, 9.8.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

20.10.2023 19:45