Im DezemberheftDie „Süddeutschen Monatshefte“ (Herausgeber: Paul Nikolaus Cossmann) in München hatten in der Rubrik „Notizen“ einen anonymen Artikel über Wedekinds Einladung an die Universität Dublin veröffentlicht: „Herr Frank Wedekind hat vor kurzem die deutsche Übersetzung eines Briefes aus Dublin veröffentlicht, nach der ihn ‚die Universität Dublin‘ oder die ‚Philosophische Fakultät Dublin‘ zur Eröffnungsfeier als ‚Repräsentanten der modernen deutschen Literatur‘ eingeladen hätte. Auch seine Antwort ‚an den Präsidenten der Philosophischen Gesellschaft an der Universität Dublin‘ hat er abdrucken lassen. Es heißt darin: ‚Die Auszeichnung, die Sie mir gewähren, ist weitaus die höchste Anerkennung, die mir meine Arbeit in meinem ganzen Leben eintrug. Danach bitte ich Sie den Dank, den ich Ihnen und der Universität Dublin schulde, zu ermessen‘ (M.N.N. Nr. 500, 565). Ein Dubliner Universitätsprofessor und Akademiker schreibt uns: Was Wedekind betrifft, so ist die Übersetzung des Briefes ganz verfehlt. Der Brief kommt von keiner philosophischen Fakultät (die hier gar nicht existiert), sondern von einem Studentenverein (Undergraduate Philosophical Society), die solche öffentliche Sitzungen einmal des Jahres halten. Die Universität hat damit gar nichts zu tun, außer daß sie die Sitzung verbieten könnte. Wedekind hat auch an den Präsidenten einen Entschuldigungsbrief geschrieben, daß die Sache in den öffentlichen Blättern erschien. Er soll gesagt haben, er brauche sie als advertisement‘.“ [Frank Wedekind und die Universität Dublin. In: Süddeutsche Monatshefte, Jg. 10, Nr. 1, Dezember 1912, S. 465-466] der „Süddeutschen Monatshefte“ gelangt eine
angebliche Zuschriftdas von den „Süddeutschen Monatsheften“ veröffentlichte Schreiben eines namentlich nicht genannten angeblichen Universitätsprofessors und jedenfalls Akademikers aus Dublin (siehe oben). eines Dubliner Universitätsprofessors zum Abdruck, die von
mehreren Zeitungen übernommendarunter die konservative Münchner „Allgemeine Zeitung“, die den Einladungsbrief an Wedekind [vgl. Herbert Martyn Oliver White an Wedekind, 25.9.1912], den die „Münchner Neuesten Nachrichten“ (und andere Zeitungen) publiziert hatten [vgl. Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 550, 27.10.1912, Morgenblatt, S. 3], Wedekinds Antwort [vgl. Wedekind an Herbert Martyn Oliver White, 28.10.1912], die die „Münchner Neuesten Nachrichten“ (und andere Zeitungen) ebenfalls veröffentlicht hatten [vgl. Wedekind und die englische Literatur. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 65, Nr. 565, 5.11.1912, Morgenblatt, S. 4], und die in den „Süddeutschen Monatsheften“ veröffentlichte Zuschrift aus Dublin (siehe oben) abdruckte und gehässig kommentierte [vgl. Wedekind, der Märtyrer. In: Allgemeine Zeitung, Jg. 115, Nr. 40, 7.12.1912, S. 898-899]. wurde. Die Zuschrift behauptet, daß die aus
Dublin an mich gelangte briefliche Einladungvgl. Herbert Martyn Oliver White an Wedekind, 25.9.1912 nicht von der philosophischen
Fakultät, sondern von einer Studentenvereinigung ausging. Ferner behauptet die
Zuschrift:Es folgt ein Zitat aus dem Artikel „Frank Wedekind und die Universität Dublin“ in den „Süddeutschen Monatsheften“ (siehe oben). „Wedekind hat auch an den Präsidenten einen Entschuldigungsbrief geschrieben,
daß die Sache in den öffentlichen Blättern erschien. Er soll gesagt haben, er
brauche sie als Advertisementadvertisement (engl.) = Reklame, Werbung..“
Demgegenüber konstatiere ich, daß die an mich gelangte
Einladung den Stempel: „University Philosophical Societydie an der Universität Dublin angesiedelte Philosophische Gesellschaft (die University Philosophical Society am Trinity College der University of Dublin), 1843 von Studenten gegründet, 1853 umbenannt in „Undergraduate Philosophical Society“, die 1860 auf die Bezeichnung „Undergraduate“ verzichtete und seitdem „University Philosophical Society“ hieß [vgl. The Dublin University Calendar, Vol. III. Being a special supplemental volume. For the year 1912‒1913. Dublin 1913, S. 44]. Dublin“ trägt und daß
kein Wort in der Einladung darauf schließen läßt, daß sie von Studenten
ausgeht. Ich konstatiere ferner, daß der angeblich von mir geschriebene Entschuldigungsbrief,
der den Ausdruck Advertisement enthalten soll, eine reine Erfindung ist.
Frank
Wedekind