Lieber Max,
Morgen Sonntag
AbendWedekind übernahm am 8.9.1901 in der Inszenierung seines Einakters „Der Kammersänger“ (Premiere: 31.8.1901) am Berliner Residenztheater (Direktion: Sigmund Lautenburg) unter der Regie von Martin Zickel die Titelrolle des Gerardo, die bis dahin Willy Martini gespielt hatte [vgl. Wedekind an Max Halbe, 3.9.1901]. Die Presse meldete: „In der im Residenztheater am Sonntag stattfindenden Aufführung des Einakters ‚Der Kammersänger‘ wird die Titelrolle von dem Verfasser, Frank Wedekind, selbst dargestellt werden.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 30, Nr. 455, 7.9.1901, Abend-Ausgabe, S. (2)] spiele ich im Residenztheater Kammersänger. Du wirst das nicht
recht begreifen aber es war nicht anders möglich. Wenn die Sache nur
nicht schief geht. Nachher treffen wir unsMax Halbe dürfte Wedekind in einem nicht überlieferten Schreiben (siehe unten) seine Ankunft in Berlin am 8.9.1901 angekündigt und ein Treffen an diesem Abend vorgeschlagen haben. viel|leicht bei Wedelim Restaurant Wedl zur Stadt Pilsen (Inhaber: Franz Mandl) in Berlin (Unter den Linden 13) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1902, Teil I, S. 1364]. unter den Linden. (Pilsner Restaurant)
Herzlichen Dank für Deine
lieben Zeilennicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Max Halbe an Wedekind, 6.9.1901. – Es handelte sich um eine Antwort auf Wedekinds letzten Brief [vgl. Wedekind an Max Halbe, 3.9.1901] und zugleich wohl um eine Ankündigung, nach Berlin zu kommen (siehe oben). Max Halbe dürfte nach einem Kurzaufenthalt in Tutzing (eine am 6.9.1901 in Tutzing an Josef Ettlinger in Berlin geschriebene Postkarte Max Halbes [Hochschul- und Landesbibliothek RheinMain, Hs. 349] ist überliefert) weiter nach Berlin gereist sein, um dort an den Proben für die Premiere seines letzten Dramas am 21.9.1901 im Lessingtheater teilzunehmen; unklar ist, ob er tatsächlich bereits am 8.9.1901 in der Stadt eintraf (der erste in Berlin geschriebene und jedenfalls überlieferte Brief an seine Frau Luise Halbe [Mü, MH B 589] datiert vom 13.9.1901). Die Presse meldete: „Max Halbe, der Dichter des dreiaktigen Dramas ‚Haus Rosenhagen‘, das am Sonnabend im Lessing-Theater zur ersten Aufführung gelangt, ist von seinem Münchner Wohnsitze in Berlin eingetroffen und nimmt an den Proben Theil.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 30, Nr. 474, 18.9.1901, Morgen-Ausgabe, S. (3)]. Alles weitere mündlich.
Mit herzlichsten Grüßen
Dein getreuer
Frank.