[1. Druck im „Berliner
Tageblatt“, 5.9.1913:]
Erlauben Sie mir, sehr geehrter Herr Reinhardt, Ihnen in
kurzen Worten zu sagen, warum ich mich Ihnen für die Gastlichkeit, mit der Sie
mich als InterpretenFrank Wedekind führte bei der Berliner „Franziska“-Premiere am 5.9.1913 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters „erstmals selbst die Regie. Das Ehepaar Wedekind trat wieder in den Hauptrollen auf“ [KSA 7/II, S. 1157]. des Mysteriums „Franziska“ in den Kammerspielen des
Deutschen Theaters zu Worte kommen lassen, zu ganz besonderem Danke
verpflichtet fühle.
In „Franziska“ versuchte ich, einen ganzen Komplex von
Empfindungen in ein Menschenschicksal zu bannen, ohne die meiner Auffassung
nach weder die antike Mythologie, noch die religiöse Askese entstanden wären,
weder eine Amazone, noch ein Säulenheiliger, weder Beethovens „Fidelio“ noch
Goethes „Mignon“.
Gänzlich fern lag mir die Verherrlichung des Mannweibes,
während ich das „Mignon“-ThemaIn „Franziska. Ein modernes Mysterium in neun Bildern. Bühnenausgabe in gebundener Rede“ (1914) charakterisiert Wedekind Franziska in Anspielung auf Goethes rätselhafte Figur als „Mignon-Erscheinung“, die nichts „vom Mannweib“ [KSA 7/I, S. 391] habe. Im Stück ist aus Goethes „Mignon“-Gedicht aus dem „Wilhelm Meister“ zitiert [vgl. KSA 7/II, S. 1054]. zu erweitern suchte und deshalb das Motto
wählte: „Wende die Füßchen zum HimmelMotto in Wedekinds „Franziska. Ein modernes Mysterium in fünf Akten“ (1912): „Wende die Füßchen zum Himmel nur ohne Sorge! / Wir strecken Arme betend empor; aber nicht schuldlos wie du.“ [KSA 7/I, S. 227] Das Motto zitierte Wedekind aus Goethes „Venetianischen Epigrammen“ [vgl. KSA 7/II, S. 1076].“ – ‒ Empfindungen, die vielleicht das natürlichste
nächstliegende Ergebnis lebendiger Phantasie darstellen, die aber von der
heutigen Generation vielfach als der menschlichen Natur zuwiderlaufend, als der
künstlerischen Behandlung unwürdig, mit Verachtung behandelt werden.
Was mir aber die Berliner Aufführung besonders wichtig und
wertvoll erscheinen läßt, ist außer dem Vorzug, daß sich die erwählten Kräfte
des Deutschen Theaters der Darstellung meiner Arbeit widmen, die Zuversicht,
aus den kritischen BeurteilungenIn der Kritik wurde die Berliner Premiere von „Franziska“ recht verhalten beurteilt [vgl. KSA 7/II, S. 1223-1232]. zu erfahren, von welchem Gesichtspunkte aus
sich dem Stoff, den ich zu behandeln suchte, mehr Geschlossenheit und eine
größere Vertiefung abgewinnen ließen.
In unverbrüchlicher Verehrung Ihr ergebener
Frank Wedekind.
[2. Druck in „Vossische
Zeitung“, 5.9.1913:]
Erlauben Sie mir, sehr geehrter Herr Reinhardt, Ihnen in
kurzen Worten zu sagen, warum ich mich Ihnen für die Gastlichkeit, mit der Sie
mich als Interpreten des Mysteriums
„Franziska“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Worte kommen lassen, zu ganz besonderem Danke
verpflichtet fühle.
In „Franziska“ versuchte ich, einen ganzen Komplex von
Empfindungen in ein Menschenschicksal zu bannen, ohne die meiner Auffassung
nach weder die antike Mythologie noch die religiöse Askese entstanden wären,
weder eine Amazone, noch ein Säulenheiliger, weder Beethovens „Fidelio“ noch
Goethes „Mignon“.
Gänzlich fern lag mir die Verherrlichung des Mannweibes,
während ich das
„Mignon“-Thema zu erweitern suchte und deshalb das
Motto wählte: „Wende
die Füßchen zum Himmel“
– Empfindungen, die vielleicht das natürlichste, nächstliegende Ergebnis
lebendiger Phantasie darstellen, die aber von der heutigen Generation vielfach
als der menschlichen Natur zuwiderlaufend, als der künstlerischen Behandlung
unwürdig mit Verachtung behandelt werden.
Was mir aber die Berliner Aufführung besonders wichtig und
wertvoll erscheinen läßt, ist außer dem Vorzug, daß sich die erwählten Kräfte
des Deutschen Theaters der Darstellung meiner Arbeit widmen, die Zuversicht,
aus den kritischen Beurteilungen zu erfahren, von welchem Gesichtspunkt aus
sich dem Stoff, den ich zu behandeln suchte, mehr Geschlossenheit und eine
größere Vertiefung abgewinnen ließen.
In unverbrüchlicher Verehrung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.
[3. Druck im „Berliner
Börsen-Courier“, 5.9.1913:]
Erlauben Sie mir, sehr geehrter Herr Reinhardt, Ihnen in
kurzen Worten zu sagen, warum ich mich Ihnen für die Gastlichkeit, mit der Sie
mich als Interpreten des Mysteriums „Franziska“ in den Kammerspielen des
Deutschen Theaters zu Worte kommen lassen, zu ganz besonderem Danke
verpflichtet fühle.
In „Franziska“ versuchte ich, einen ganzen Komplex von
Empfindungen in ein Menschenschicksal zu bannen, ohne die meiner Auffassung
nach weder die antike Mythologie, noch die religiöse Askese entstanden wären,
weder eine Amazone, noch ein Säulenheiliger, weder Beethovens „Fidelio“, noch
Goethes „Mignon“.
Gänzlich fern lag mir die Verherrlichung des Mannweibs,
während ich das „Mignon“-Thema zu erweitern suchte und deshalb das Motto
wählte: „Wende die
Füßchen zum Himmel“ –
Empfindungen, die vielleicht das natürlichste, nächstliegende Ergebnis
lebendiger Phantasie darstellen, die aber von der heutigen Generation vielfach
als der menschlichen Natur zuwiderlaufend, als der künstlerischen Behandlung
unwürdig, mit Verachtung behandelt werden.
Was mir aber die Berliner Aufführung besonders wichtig und
wertvoll erscheinen läßt, ist außer dem Vorzug, daß sich die erwählten Kräfte des
Deutschen Theaters
der Darstellung meiner Arbeit widmen, die Zuversicht, aus den kritischen
Beurteilungen zu erfahren, von welchem Gesichtspunkte aus sich dem Stoff, den
ich zu behandeln suchte, mehr Geschlossenheit und eine größere Vertiefung
abgewinnen ließen.
In unverbrüchlicher Verehrung
Ihr ergebener
(gez.) Frank Wedekind.
[4. Druck in „Der Tag“,
5.9.1913:]
Erlauben Sie mir, sehr geehrter Herr Reinhardt, Ihnen in
kurzen Worten zu sagen, warum ich mich Ihnen für die Gastlichkeit, mit der Sie
mich als Interpreten des Mysteriums „Franziska“ in den Kammerspielen des
Deutschen Theaters zu Worte kommen lassen, zu ganz besonderem Danke
verpflichtet fühle. In „Franziska“ versuchte ich, einen ganzen Komplex von
Empfindungen in ein Menschenschicksal zu bannen, ohne die meiner Auffassung
nach weder die antike Mythologie noch die religiöse Askese entstanden wären,
weder eine Amazone noch ein Säulenheiliger, weder Beethovens „Fidelio“ noch
Goethes „Mignon“. Gänzlich fern lag mir die Verherrlichung des Mannweibes,
während ich das „Mignon“-Thema zu erweitern suchte und deshalb das Motto
wählte: „Wende die Füßchen zum Himmel“ –Empfindungen, die vielleicht das
natürlichste nächstliegende Ergebnis lebendiger Phantasie darstellen, die aber
von der heutigen Generation vielfach, als der menschlichen Natur
zuwiderlaufend, als der künstlerischen Behandlung unwürdig, mit Verachtung
behandelt werden. Was mir aber die Berliner Aufführung besonders wichtig und
wertvoll erscheinen läßt, ist außer dem Vorzug, daß sich die erwählten Kräfte
des Deutschen Theaters der Darstellung meiner Arbeit widmen, die Zuversicht,
aus den kritischen Beurteilungen zu erfahren, von welchem Gesichtspunkt aus
sich dem Stoff, den ich zu behandeln suchte, mehr Geschlossenheit und eine
größere Vertiefung abgewinnen ließen. In unverbrüchlicher Verehrung Ihr
ergebener Frank Wedekind.