Datum, Schreibort und Zustellweg
Die Bildpostkarte enthält keine postalischen Spuren. Unbekannt ist auch, wer sie erhalten hat. Sie ist zweifellos am 10.9.1909 in München geschrieben worden, am Auftaktabend des Ersten deutschen Brahmsfestes im Münchner Konzertsaal Odeon (Odeonsplatz 3), der im Anschluss an das Konzert im Münchner Weinlokal Ratskeller (Marienplatz 8) beschlossen wurde. Darauf hat die Presse hingewiesen: „Heute, Freitag, Abend ½ 8 Uhr findet im Odeon das erste Orchesterkonzert statt. [...] (Hierauf zwanglose Zusammenkunft im Ratskeller.)“ [Erstes deutsches Brahms-Fest. In: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 62, Nr. 423, 10.9.1909, Morgen-Blatt, S. 3]. Entsprechend notierte Wedekind am 10.9.1909 im Tagebuch: „Erstes Brahmskonzert. Ratskeller mit Henckell und Fried. Große Gesellschaft.“ Neben Frank Wedekind war auch seine Frau Tilly Wedekind dabei sowie seine von ihm genannten langjährigen Freunde Karl Henckell und Oskar Fried, der Dirigent war, außerdem vier Mitglieder einer in der Musikbranche tätigen Familie, die die Bildpostkarte unterzeichnet haben: Der Musiker und Musikverleger Robert Lienau aus Berlin, der sich in den 1890er Jahren mit Johannes Brahms befreundet hatte [vgl. Robert Lienau: Unvergeßliche Jahre mit Johannes Brahms. Berlin 1990] und die Berliner Abteilung des Musikverlags Robert Lienau leitete, dessen Bruder Wilhelm Lienau, der den zum Familienunternehmen gehörenden Wiener Musikverlag Carl Haslinger quondam Tobias leitete, dessen Schwägerin Sofie Mann (sie ist die Schwester von Robert Lienaus Gattin Frieda Lienau) und schließlich ‒ wegen des abgekürzten Vornamens C. nicht eindeutig zu identifizieren ‒ entweder dessen Schwägerin Clara Lienau (geb. Jacobsen), mit dem Schiffbauingenieur Otto Lienau (Bruder von Robert und Wilhelm Lienau) in Danzig verheiratet, oder aber dessen Vetter Cay Diedrich Lienau, Senator und Landrichter in Lübeck. Adressatin der Bildpostkarte könnte Frieda Lienau gewesen sein, als Mitbringsel ihres Gatten von ihm für sie in Erinnerung an das Familientreffen in München nach Berlin mitgenommen, aber für diese Spekulation gibt es keinen Beleg. Denkbar ist auch, dass die Bildpostkarte als ein Erinnerungsstück ohne eine bestimmte Adressierung angelegt war.
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Absendeort
München
Datum unbekannt
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Empfangsort
Datum unbekannt