Monsieur
j’ai l’ho
Monsieurder Schneider James Miller, Wedekinds Vermieter in London (Air Street 13), wie eine Bescheinigung für seinen Mieter belegt [vgl. Wedekind an Edward Maunde Thomson, 24.5.1894], seit etwa vier Wochen [vgl. Frank Wedekind an Armin Wedekind, 14.4.1894]. Er betrieb mit einem Partner – „the Partnership [...] between [...] James Miller and Patrick Donlon [...] on business as Tailors at 13 Air-Street“ [The London Gazette, Nr. 26811, 5.1.1897, S. 87] – bis zum 1.4.1897 das Geschäft Miller & Donlon im selben Haus.
j’ai l’honneur de vous presenter ci-joint un de vos locatairesBei dem ‚Mieter‘ handelte es sich offenkundig um ein Tier, das Wedekind dem Brief an seinen Vermieter vermutlich tot beilegte., qui est venu
cette nuit me faire sa visite. L’autre jour Mdm Millerwohl die nicht näher identifizierte Gattin von James Miller. m’a fait une scène à
cause d’une femme, que j’avais amenée, et c’était vous hier qui m’a reproché
d’être rentrer avec un monsieur. Je n’ai pas l’habitude, moi, de me coucher
avec des animaux. D’habord c’est plus honteux et après
c’est moins agréable que de coucher avec un être humain.
Je vous prie,
monsieur, | de vouloir bien avertir vos locataires de ce genre, de s’adresser avec
leurs visites nocturnes à mes voisins ou bien à vous même
Avec considération
Wédékind.
[Übersetzung:]
Sehr geehrter Herr,
Ich habe die Ehre, Ihnen anbei einen Ihrer Mieter vorzulegen, der mir diese
Nacht einen Besuch abstattete. Vor kurzem machte mir Frau Miller eine Szene
wegen einer Dame, die ich mitgebracht hatte, und gestern waren Sie es, der mir
vorwarf, dass ich mit einem Herrn heimgekommen sei. Ich habe allerdings nicht
die Angewohnheit, mit Tieren ins Bett zu gehen. Zum einen ist das schändlicher,
zum anderen weniger erfreulich als mit einem menschlichen Wesen zu schlafen.
Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr, | Ihren derartigen
Mietern Bescheid zu geben, dass sie sich für ihre nächtlichen Besuche an meine
Nachbarn oder aber an Sie selbst wenden mögen.
Hochachtungsvoll
Wedekind