Kennung: 1724

München, 24. Juli 1914 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Reucker, Alfred

Inhalt

München 24.7.14.


Sehr verehrter Herr Reucker!

Mit tiefer Beschämung denke ich an unsere Unterredung von heute Morgen. Sie haben derweil gehört, daß ich Ihr Telegrammnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Alfred Reucker an Wedekind, 23.7.1914. doch erhalten hatte. Mein glattes Ableugnen muss ich damit zu entschuldigen versuchen, daß ich in diesen Tagen mitten in angestrengtester Arbeit stecke und daß ich noch die ganze GeneralprobeFür den 20. und 22. bis 25.7. notierte Wedekind in seinem Tagebuch jeden Tag eine Probe von „Franziska“. Vom 25. bis 28.7. und am 31.7. fanden fünf Aufführungen statt, am 29. und 30.7. je eine Aufführung von „Hidalla“. vor mir hatte. Der beigelegte Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Schauspielhaus Düsseldorf an Wedekind, 1.1.1914. b/z/eigt Ihnen, daß die | Verhandlungen mit DüsseldorfAm 17.7.1914 notierte Wedekind: „Unterredung mit Holl von Düsseldorf“ [Tb]. Der seit 1912 am Schauspielhaus Düsseldorf tätige Schauspieler und Regisseur Fritz Holl vermittelte im Juli 1914 einen Vertrag für ein Gastspiel von Frank und Tilly Wedekind mit den Stücken „Erdgeist“, „Marquis von Keith“, „Der Stein der Weisen“ und „Der Kammersänger“ vom 1.-10.9. und 12.-19.9.1914, das jedoch nicht stattfand [vgl. Theatermuseum Düsseldorf, Dumont-Lindemann-Archiv, SHD 8008_2, SHD 8008_3]. weit zurückreichen. Der Abschluß war durch die reinkünstlerischen Gründe bedingt, die ich heute früh erwähnte. Das Gastspiel in ZürichVom 4.-6.10. und 11.-13.10.1914 hielt sich Wedekind in Zürich auf. Für den 5.10. und den 11.10. notierte er Treffen mit Reucker [vgl. Tb]. Gastspiele Wedekinds im von Reucker geleiteten Stadttheater und Pfauentheater sind erst für 1917 belegt, vgl. Wedekind an Reucker, 12.10.1917 und 20.11.1917. ist um sehr viel ehrenvoller für mich, trägt mir aber die Vorwürfe der Anmaßung, der Aufdringlichkeit und der plattesten Eitelkeit ein, während ich in Düsseldorf schlechtweg drei Wochen lang Zeit habe, für meine Dramatik zu wirken. Wenn Sie, verehrter Herr Reucker, meine undankbare Lüge mit dieser Begründung entschuldigen können, dann soll es mich freuen, | wenn ich meine Verpflichtungen Ihnen gegenüber möglichst bald erfüllen kann. Jedenfalls haben Sie den Beweis, daß ich nicht dem Vergnügen nachgehe sondern lediglich der Arbeit, da mir voraussichtlich ja doch nicht mehr viel Zeit übrig bleibt, um selber für die Interpretation meiner Stücke eintreten zu können. Ihrer freundlichen Entscheidung entgegensehend
in größter Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Rautiertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 22,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    24. Juli 1914 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Zürich
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Akademie der Künste

Pariser Platz 4
10117 Berlin
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Alfred-Reucker-Archiv
Signatur des Dokuments:
Reucker 465
Standort:
Akademie der Künste (Berlin)

Danksagung

Wir danken der Akademie der Künste (Berlin) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Alfred Reucker, 24.7.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Zuletzt aktualisiert

04.03.2021 10:20