Kennung: 1594

München, 3. August 1916 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Sladek, Maximilian

Inhalt

München 3.8.16.


Sehr geehrter Herr SladekMaximilian Sladek war in der Sommerspielzeit (Juni bis August 1916) Direktor am Deutschen Theater in Berlin [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1917, S. 290].!

eben höre ich daß Sie die Absicht habenDas Vorhaben, Wedekinds Jugendstück „Der Schnellmaler“ am Deutschen Theater in Berlin aufzuführen, wurde realisiert. Premiere der Neuinszenierung an den Kammerspielen des Deutschen Theaters unter der Regie von Berthold Held war am 2.9.1916; insgesamt fanden fünf Vorstellungen statt [vgl. KSA 2, S. 619]. Die Presse kündigte an: „In den Kammerspielen des Deutschen Theaters findet am Sonnabend die Erstaufführung der ‚tragikomischen Originalcharakterposse‘ ‚Der Schnellmaler‘ oder ‚Kunst und Mammon‘ von Frank Wedekind statt.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 45, Nr. 444, 30.8.1916, Abend-Ausgabe, S. (3)], Schnellmaler aufzuführen. Ich habe Ihnen gestern drei Exemplare des Buches geschicktHinweis auf ein nicht überliefertes Begleitschreiben; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Maximilian Sladek, 2.8.1916. Wedekind hat drei bearbeitete Exemplare der Erstausgabe seiner Posse „Der Schnellmaler“ (1889) geschickt (siehe unten).. Im Text wurden für die hiesige Aufführung verschiedene Striche und UmstellungenIn einem Exemplar der Erstausgabe von „Der Schnellmaler“ (1889), dem eingestrichenen Textbuch (erhalten ist ein Exemplar mit einem Stempelaufdruck der Münchner Kammerspiele im Archiv der Münchner Kammerspiele), wurden 1916 von fremder Hand „erhebliche Streichungen sowie Eintragungen“ vorgenommen, „die als autorisiert gelten können.“ [KSA 2, S. 551] Nahezu alle Streichungen beziehen sich auf den 3. Akt [vgl. KSA 2, S. 554f.]. Das Textbuch bildete die Grundlage für die Berliner Inszenierung des Stücks an den Kammerspielen des Deutschen Theaters (siehe oben). vorgenommen. So ist die VerwandlungGestrichen ist die lange Passage mit Fridolin und seinem Sohn Thomas am Ende der Szene II/5 (ab Fridolins Replik „Weißt du was, treues Herz“) [vgl. KSA 2, S. 76-78; vgl. KSA 2, S. 554]. am Schluß des zweiten Aktes ganz gestrichen. An/Es/ würde sich wohl empfehlen das SoufflierbuchWedekind meint das eingestrichene Textbuch, das er Maximilian Sladek in drei Exemplaren übersandt hat. Es bildete in der Tat „die Grundlage für das Typoskript der Berliner Aufführung“ am 2.9.1916 (erhalten im Landesarchiv Berlin), „bei dessen Erstellung Wedekind“ jedoch „ nicht beteiligt war“ [KSA 2, S. 552]. Beteiligt war er an der Entstehung des Textbuchs, wie seine Notiz vom 16.7.1916 zum Gespräch mit dem Regisseur nahelegt, der sein Jugendstück „Der Schnellmaler“ (1889) am 29.7.1916 uraufführte: „Erich Ziegel kommt zum Thee. Schnellmaler durchgesprochen“ [Tb]. der hiesigen Auf|führung, das ich sehr glücklich finde, auch der Berliner Aufführung zu Grunde zu legen. Da in den ersten beiden Akten meines Wissens nichts oder nur wenig geändert ist, könnte immerhin sofort mit der Einstudierung begonnen werden. Vielleicht lassen Sie mich Ihre Wünsche wissen oder setzen sich auch direkt mit Erich ZiegelErich Ziegel, noch Direktor der Münchner Kammerspiele [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1916, S. 506], spielte bei der Uraufführung von Wedekinds Jugendstück „Der Schnellmaler“ am 29.7.1916 an seiner Bühne nicht nur die Titelrolle des Malers Fridolin Wald, sondern führte auch die Regie. in Verbindung.

In vorzüglicher Hochschätzung
Ihr ergebener
Frank Wedekind. |


Ich möchte noch bemerken, daß die Ihnen zugesandten Exemplare einen sehr hohen buchhändlerischen WertEs handelte sich nicht nur um Exemplare der seltenen Erstausgabe „Der Schnellmaler oder Kunst und Mammon. Große tragikomische Originalcharakterposse in drei Aufzügen von Franklin Wedekind“ [vgl. KSA 2, S. 551], die 1889 im Verlags-Magazin (J. Schabelitz) in Zürich erschienen ist, sondern in diese drei Exemplare wurden die erwähnten Streichungen und Umstellungen übertragen [vgl. KSA 2, S. 551f.], so dass es sich zugleich um Exemplare des Textbuchs handelte (siehe oben). haben und daß es sich deshalb lohnen würde, sie nicht aus dem Auge zu verlieren oder ohne Notwendigkeit zu zerstören.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Kariertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 22,5 cm.
Schreibraum:
Im Hoch- und Querformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    3. August 1916 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Wedekind, Frank A I/36
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Sladek, 3.8.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

10.06.2024 15:05