Kennung: 1413

London, 25. Mai 1894 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Brandes, Edvard

Inhalt

Herrn Dr. Eduard Brandes,
Kopenhagen.


Hochgeehrter Herr,

auf die freundlichen wohlwollenden Wortenicht ermittelt. hin, die Sie die Güte hatten, vor etwa Jahresfrist | über meine Kindertragödie Frühlings Erwachen im PolitikerGemeint ist die einflussreiche liberale dänische Tageszeitung „Politiken“ (dt.: „Die Politik“), die Edvard Brandes 1884 in Kopenhagen zusammen mit den Schriftstellern Viggo Hørup und Hermann Meyer Bing gegründet hatte. Der für das Feuilleton verantwortliche Brandes amtierte von 1901 bis 1904 als Chefredakteur des Blatts. erscheinen zu lassen, hat eine Dame in Paris, Mlle de Némethy, das Buch im/n’s/ Dänische übersetztDie in Paris lebende Übersetzerin Emmy de Némethy hatte, wohl im Frühjahr 1893, zunächst eine Übersetzung von Wedekinds „Frühlings Erwachen“ (1891) ins Französische in Angriff genommen. Ein von Wedekind im Januar 1894 unternommener Versuch, die Übersetzung im Verlag von Albert Langen (damals Paris und Köln, später Leipzig, dann München) unterzubringen, scheiterte. Das Manuskript der französischen Übersetzung, von der unklar ist, ob sie vollendet wurde, ist ebenso verschollen, wie das der im vorliegenden Brief erwähnten dänischen. und die Uebersetzung durch Vermittlung von Herrn Knut HamsunDer norwegische Schriftsteller Knut Hamsun und Wedekind hatten sich vermutlich im Januar 1894 in Paris kennengelernt, wo Hamsun mit Albert Langen über die deutsche Ausgabe seines Romans „Mysterier“ (1892) verhandelte, die im Frühjahr 1894 – als erstes Buch in Langens Verlag – erschien. Herrn Philippson in KopenhagenGemeint ist Gustav Philipsen, der seit 1877 Mitinhaber des von seinem Vater gegründeten Verlags P. G. Philipsen (Kopenhagen) war, in dem von 1889 bis 1895 die Werke Knut Hamsuns erschienen. Die im Folgenden erwähnte Korrespondenz zwischen Wedekind und Philipsen ist nicht überliefert. angeboten. | Vor einigen Wochen frug ich bei Herrn Philippson nach Ihrer Adresse an, da ich Ihnen für die freundliche Besprechung noch zu danken hätte und es mir zur hohen Ehre anrechnen würde, wenn Sie mir erlauben wollten, Ihnen das Buch in seiner Übersetzung zuzueignen. Herr Philippson schickte mir | das Manuscript darauf zurück mit der Bemerkung dass er zu überhäuft von Original-Werken sei, um Übersetzungen verlegen zu können.

Gestern traf ich in einer hiesigen Gesellschaftnicht ermittelt. Wedekind hielt sich von Ende Januar bis Mitte Juni 1894 in London auf. einen dänischen Herrn, den Marinemaler Holst, der mir sagte, was ich auch ohnedem hätte wissen | können, dass es keiner näheren Adresse bedarf, um Ihnen zu schreiben. Erlauben Sie mir nun, Ihnen vor allem meinem/n/ schuldigen Dank auszusprechen und, für den Fall dass die Übersetzung dennoch erscheinen sollte, Ihnen meine oben erwähnte Bitte vorzulegen. Herr Hamsun hatte mir die Annahme | der Übersetzung durch Philippson als ziemlich sicher hingestellt, so dass ich nicht wenig überrascht war auf meine Anfrage hin das Manuscript zurück zu erhalten. Ein empfehlendes Wort von Ihnen, geehrter Herr Doctor, würde vielleicht genügen, um Philippson oder einen anderen Verleger für | die Herausgabe zu gewinnen. Neben der Huldigung, die ich Ihnen so gerne von ganzem Herzen darbringen möchte, ist es auch die Schuld, in der ich mich Mlle de Némethy gegenüber befinde, die mir den Muth giebt, mich Ihnen in dieser Sache als Supplicant(lat./engl.) Bittsteller. zu nähern.

Ich bitte Sie ergebenst, | Herr Doctor, von meiner grössten Hochschätzung und Verehrung überzeugt sein zu wollen.

London 25.5.94

Frank Wedekind
13. Air Street.
Piccadilly Circus
.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 4 Blatt, davon 8 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 2 Doppelblätter. Seitenmaß 11,5 x 17 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    London
    25. Mai 1894 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    London
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Kopenhagen
    Datum unbekannt

Erstdruck

Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Det Kongelige Bibliotek / Königliche Bibliothek

DK-1016 Kopenhagen
Postboks 2149
Dänemark
Center for Manuskripter & Boghistorie

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Edvard Brandes Archiv
Standort:
Det Kongelige Bibliotek / Königliche Bibliothek (Kopenhagen)

Danksagung

Wir danken der Königlichen Bibliothek (Kopenhagen) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Edvard Brandes, 25.5.1894. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

06.08.2020 17:57