Kennung: 1374

München, 30. März 1913 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Nogami, Toyoichiro

Inhalt

Sehr verehrter Herr Doctor!

Empfangen Sie meinen verbindlichen Dank für Ihre liebenswürdigen Zeilen. Die Ehre die Sie mir durch Ihren Vor, sh schlag erweisen schätze ich sehr hoch. Wenn Sie sich Zeit und Mühe nehmen wollen "Frühlings Erwachsen" ins Japanische zu übersetzen, werden Sie mir eine große Freude dadurch bereiten. Erlauben Sie mir also, Ihnen _______ dieLücke im Manuskript der Abschrift. rechtsgültige Ermächtigung dafür zu ertheilen unter der Bestimmung, dass der eventuelle Ertrag des Buches dem Übersetzer für seine Mühe zuff zufällt.

Nun erlauben Sie mir aber geehriter geehrter Herr Doctor, Ihnen gleichfalls eine Bitte auszusprechen. Sie schreiben sie mir, dass an einer höheren Lehranstalt in Tokio über mein "So ist das Leben" gelesen wirdvgl. hierzu Nogamis Briefe an Wedekind vom 7.3.1913 und vom 6.6.1913.. Wäre es Ihnen nicht vielleicht möglich mir einen _______ Beleg Lücke im Manuskript der Abschrift. In seinem Antwortbrief vom 6.6.1913 schriebt Nogami diesbezüglich: „Sie wünschen einen gedrückten [recte: gedruckten] Beleg [...]“.dafür zu senden, einen Lehrplan oder ein | Programm oder etwas derart. Ein solcher Beleg könnte dem Drama hier in Deutschland sehr viel nützen, da es bis jetzt ausser von mirDiese Auskunft ist zumindest ungenau: An der Uraufführung von „So ist das Leben“ (späterer Titel: „König Nicolo oder So ist das Leben“) durch den Akademisch-Dramatischen Verein am Münchner Schauspielhaus (22.2.1902) sowie an den Erstaufführungen des Stücks in Berlin (1903) und Frankfurt am Main (1907) hatte Wedekind nicht mitgewirkt. Der Misserfolg dieser Inszenierungen bewog ihn, die Titelrolle des Nicolo selbst einzustudieren, in der er erstmals am 19.5.1909 im Pfauentheater in Zürich und anschließend bei etlichen weiteren Gastpielen auftrat [vgl. KSA 4, S. 632f.]. von keinem deutschen Schauspieler gespielt wird.

Ein Exemplar von "Frühlings Erwachsen"nicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Nogami, 31.3.1913. Welche Ausgabe des Dramas Wedekind Nogami schickte und – mit großer Wahrscheinlichkeit – persönlich widmete, konnte nicht ermittelt werden. Da Nogami Wedekind in seinem Brief vom 7.3.1913 mitgeteilt hatte, dass er das „Original“ des Stückes in einer der drei seit 1912 im Verlag von Georg Müller (München) erschienenen Auflagen kennen gelernt hatte, liegt es nahe, dass Wedekind eine frühere Ausgabe des Stücks wählte. Neben dem Erstdruck (1891 bei Jean Gross in Zürich) und der zweiten Auflage (1894 bei Caesar Schmidt in Zürich) – beides damals bereits relativ seltene Drucke –, kommen hierfür vor allem die zahlreichen, ab 1903 im Verlag von Albert Langen (München) erschienenen Folgeauflagen infrage. gestatte ich mir, Ihnen mit gleicher Post zu übersenden. Die be beiden neuesten Bildernicht überliefert. Nogami benutzte eines der beiden Bilder für die Buchausgabe seiner japanischen Übersetzung von „Frühlings Erwachen“. von mir lege ich dem Buch bei. Wenn Sie sich für irgend en ein anderes meiner Dramen interessieren, dann schreiben Sie es mir bitte, damit ich es Ihnen schreiben schicken kann. Ich bitte, das nicht als Aufdringlichkeit aufzufassen. Ich gestehe Ihnen ganz offen, dass mich Ihr Vorschlag mit grossem Stolz erfüllt hat.

Meine Adresse ist nicht mehr Berlin Kurfürstenstrasse 125An dieser Adresse hatten Wedekind und seine Frau von Oktober 1906 bis Herbst 1908, als sie nach München übersiedelten, gewohnt. sondern München, Prinzregentenstrasse 50.

In verz vorzüglicher Hochschätzung
Ihr ergibener Franz Wedekind


[drei japanische Schriftzeichen].


München, 30. März 1913.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 0 Blatt, davon 0 Seiten beschrieben

Sonstiges:
Das Korrespondenzstück ist nur als handschriftliche Abschrift des Originals im Nachlass von Toyoichiro Nogami überliefert. Die Abschrift (2 Blatt, 2 Seiten beschrieben, liniertes Papier, lateinische Schrift, schwarze Tinte) stammt, wie ein Vergleich der Handschrift ergibt, nicht von Nogamis eigener Hand. Mehrere Lücken im Manuskript sowie etliche Abschreibefehler (darunter die fehlerhafte Wiedergabe der Signatur als „Franz Wedekind“) und nachträgliche Korrekturen lassen darauf schließen, dass der Schreiber nur rudimentäre Kenntnisse des Deutschen besaß. Anzunehmen ist, dass Wedekind den nicht überlieferten Originalbrief – wie in vergleichbaren Fällen – in lateinischer Schrift abgefasst hatte, um dem mit der deutschen Schrift mutmaßlich nicht vertrauten Empfänger die Lektüre zu erleichtern.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Ort und Datum wurden in der Abschrift aus unbekannten Gründen gestrichen. Das Datum ist aufgrund des Korrespondenzverlaufs plausibel.

Kein Kuvert vorhanden.

  • Schreibort

    München
    30. März 1913 (Sonntag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Tokio
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

The Nogami Memorial Noh Theatre Research Institute of Hosei University

Fujimi, Chiyoda-ku 2-17-1
1028160 Tokyo
Japan

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Toyoichirō Nogami
Standort:
The Nogami Memorial Noh Theatre Research Institute of Hosei University (Tokyo)

Danksagung

Wir danken dem The Nogami Memorial Noh Theatre Research Institute of Hosei University für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Toyoichiro Nogami, 30.3.1913. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Zuletzt aktualisiert

29.07.2020 11:50