[1. Abschrift:]
Sehr geehrter Herr Herzog!
Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für das große Lob,
das Sie immer wieder für meine Arbeiten übrig haben. Was Sie im Frühling über
Büchse der Pandora schriebenWilhelm Herzogs Essay über Wedekind als Verfasser der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ (1903) erschien zuerst in dem von Rudolf Breitscheid herausgegebenen demokratischen Wochenblatt [vgl. Wilhelm Herzog: Pandora, Presse und Publikum. In: Das freie Volk, Jg. 2, Nr. 21, 27.5.1911], dessen Feuilleton Wilhelm Herzog redigierte, und wurde 1914 wieder abgedruckt in seiner eigenen Zeitschrift [vgl. Wilhelm Herzog: Der Pandora-Dichter. In: Das Forum, Jg. 1, Heft 3, Juni 1914, S. 173-177] sowie zu Wedekinds 50. Geburtstag im „Wedekindbuch“ [vgl. Wilhelm Herzog: Der Pandoradichter. In: Friedenthal 1914, S. 181-188]., machte mußte mir eine ganz besondere Freude, ich darf
sagen Erhebung sein inmitten der b/B/erliner k/K/ritiken. Ob ich Ihr Wohlwollen
verdient habe weiss ich nicht, auf jeden Fall werde ich mich bemühen, es weder
künstlerisch noch menschlich zu verscherzen.
Mit gros/ß/sem Bedauern las ich, dass Sie aus der Redaktion des
„Pan“ ausgeschiedenDifferenzen mit Alfred Kerr hatten dazu geführt, dass Wilhelm Herzog den „Pan“ verließ (das letzte von ihm herausgegebene Heft war das Heft vom 1.10.1911). Erich Mühsam notierte am 16.10.1911, dass es Alfred Kerr war, „der Herzog hinausgeekelt hat“ [Tb Mühsam]. Wilhelm Herzog hat Alfred Kerr nach seinem Ausscheiden aus der Redaktion des „Pan“ am 11.10.1911 ein Telegramm geschickt: „Habe mein Vertragsverhältnis als Redakteur gelöst. Wiederhole dies hiermit auch Ihnen gegenüber und verbiete meine Nennung als verantwortlicher Redakteur in allen zukünftigen Heften“ [Müller-Feyen 1996, S. 40]. sind. Ich hoffem/,/ daß Sie den Verlust sobald wie möglich
nicht zu bedauern haben werden. Es würde mich sehr freuen wenn ich in Berlin
das Vergnügen hätte, Sie zu sehen. Sollten Sie ein neues UnternehmenWilhelm Herzog ließ sich nach seiner Rückkehr aus Paris im Herbst 1912 in München von Ludwig Thoma dafür gewinnen, die Zeitschrift „März“ im Verlag Albert Langen zu redigieren, wovon ihm Wedekind abgeraten hat [vgl. Herzog 1959, S. 209-210], und gründete dann 1914 seine eigene Zeitschrift: „Als ich mir in München [...] eine eigene Tribüne, ‚Das Forum‘, zimmerte, hatte ich die Freude, daß Wedekind mein ständiger Mitarbeiter wurde. Dem Erscheinen des ersten Forum-Heftes gingen acht Forum-Abende voran [...]. Wedekind war der erste Abend gewidmet (28. Nov. 1913).“ [Herzog 1959, S. 211f.] beginnen,
so hoffe ich derart darauf Ihnen, soweit Sie mich brauchen können, von Nutzen sein zu
können.
Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind
23.10.11.
[2. Erstdruck:]
(München), 23.10.11.
Sehr geehrter Herr Herzog!
Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für das große Lob, das Sie
immer wieder für meine Arbeiten übrig haben. Was Sie im Frühling über Büchse
der Pandora schrieben, mußte mir eine ganz besondere Freude, ich darf sagen
Erhebung sein inmitten der Berliner Kritiken. Ob ich Ihr Wohlwollen verdient
habe weiß ich nicht, auf jeden Fall werde ich mich bemühen, es weder
künstlerisch noch menschlich zu verscherzen.
Mit großem Bedauern las ich, daß Sie aus der Redaktion des
„Pan“ ausgeschieden sind. Ich hoffe, daß Sie den Verlust sobald wie möglich
nicht zu bedauern haben werden. Es würde mich sehr freuen, wenn ich in Berlin
das Vergnügen hätte, Sie zu sehen. Sollten Sie ein neues Unternehmen beginnen,
so hoffe ich darauf, Ihnen, soweit Sie mich brauchen können, von Nutzen sein zu
können.
Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.
Im Erstdruck (in Wilhelm Herzogs „Das Forum“) steht das Datum im Briefkopf, mit in eckigen Klammern vorangestellten Schreibort München.