Herrn AlberSchreibversehen, statt: Albert. Langen Verlag
München.
ich komme noch einmal auf eine Frage zurück, die
ich schon im Laufe des letzten Sommers an Sie richtete. Es handelt sich um § 4
und § 6 unseres Vertragesnicht überliefert. Keiner der erhaltenen, vor diesem Datum abgeschlossenen Verträge zwischen Wedekind und dem Albert Langen Verlag umfasste sechs Paragraphen.. Die Consequenzen, die Sie bis jetzt aus diesen
beiden Paragraphen gezogen haben und bis in unabsehbare Zeit ziehen können, bestehen
darin, daß ich Ihnen meine gesammte Arbeit auszuliefern habe ohne Zeit meines
Lebens einen Pfennig damit zu verdienenIm September 1903 hatte der Albert Langen Verlag ein Guthaben von 2110 Mark gegenüber Wedekind errechnet [vgl. Kutscher 2, S. 113]., während mir zu gleicher Zeit von
anderen Verlegern | die glänzen besten Angebote gemacht
werden. Das moralisch Unmögliche dieser Praxis hier noch einmal zu erörtern hat wol gar keinen
Zweck. Genau genommen wäre es Grund genug mich für mich in meinem vierzigsten JahrZum Zeitpunkt des Briefes war Wedekind 39 Jahre alt. noch dazu
zu veranlassen einmal, einen
anderen Beruf zu wählen. Schlechterdings habe ich nun aber gar keine Lust, mir
durch unseren diesen Vertrag
das Recht nehmen zu lassen, das jeder Tagelöhner hat, ; das Recht und das darin besteht, daß er seine meineDurch Unterpunktung wiederhergestellte Streichung. Arbeit so theuer wie
nur irgend möglich zuDurch Unterpunktung wiederhergestellte Streichung. verkaufen darf kann. Ich habe schlechterdings keine Lust, Ihnen auch nur eine Zeile
meiner Production noch umsonst unentgeltlich auszuliefern und werde das auch nicht thun. Ich frage | Sie jetzt wo ich eben eine neue Arbeit begonnen habe nurDurch Unterpunktung wiederhergestellte Streichung.
noch einmal, ob Sie es nicht doch vielleicht vorziehen, sich gutwillig auf in die zur Auflösung eines Contraktes herbei zu lassen zu verstehen, dessen Innehalten für mich, wie
mir jeder vernünftige Mensch zugeben muß ein Ding der Unmöglichkeit ist, und
aus dem Sie deshalb in Zukunft doch auf keinen Fall noch irgend einen Vortheil
ziehen werden.
Die Arbeit, die ich eben begonnen habe
ist ein moderner Roman: „Fanny Kettler“Die Idee zu einem Roman mit diesem Titel entstand während Wedekinds Aufenthalt bei seiner Mutter in Lenzburg im Sommer 1903 [vgl. Kutscher 2, S. 159f.]. Letztlich nahm Wedekind die Figur der Fanny Kettler in sein Drama „Hidalla“ auf [vgl. KSA 6, S. 41, 434f.], an dem weiterzuarbeiten er Albert Langen angekündigt hatte [vgl. Wedekind an Albert Langen, 25.5.1903]. der einen Band von zwei
200 bis 300 Seiten füllen wird Sollten Sie in die Abänderung Aufhebung | oder in eine Abänderung der beiden
bezeichneten Paragraphen unseres des Vertrages einwilligen so bin ich gerne zu
Zugeständnissen bereit, die Sie für einen dabei eventuell aufgegebenen Vortheil
entschädigen.
Hochachtungsvoll
FW.