Herrn Frank Wedekind
München – BerlinWedekind wohnte noch in Berlin, hielt sich aber seit dem 19.7.1907 in München auf [vgl. Tb], wo er ein Gastspiel am Münchner Schauspielhaus gab, das am 27.8.1907 mit „Hidalla“ Premiere hatte [vgl. Tb]. Er hat sich wahrscheinlich nach dem Erhalt der ihm überbrachten Visitenkarte bald mit dem inzwischen in Köln lebenden Freund, den er lange nicht gesehen hat und der sich offenbar in München aufhielt, verabredet. Wedekind hat ihn dem Tagebuch zufolge dann in München in rascher Folge an vier Tagen getroffen – am 1.9.1907 („Weinhöppel trifft mich im Hofbräuhaus. Wir gehen in die Amer. Bar“), 3.9.1907 („Kammersänger. [...] Nachher mit Weinhöppel im Hofbräuhaus“), 4.9.1907 („Weinhöppel zeigt mir sein Geburtshaus. [...] Mit Tilly und Weinhöppel im Hofbräuhaus. Mit Weinhöppel in der American Bar“) und 5.9.1907 („Wir essen mit Weinhöppel im Hoftheater Restaurant“).
Hans Richard Weinhöppel
Lehrer am Kölner Conservatorium
Bachemerstr. 231/IHans Richard Weinhöppel, verzeichnet als Gesangslehrer am Konservatorium der Musik zu Köln, wohnte im Kölner Stadtteil Lindental (Bachemerstraße 231, 1. Stock) [vgl. Greven’s Adreßbuch für Köln 1907, Teil II, S. 775].
Lindenthal. |
Lieber Frank, mein Verlegerder als Mitinhaber der Firma Friedrich Hofmeister verzeichnete Musikalienverleger Carl Wilhelm Günther in Leipzig (Czermaks Garten 6) [vgl. Leipziger Adreßbuch 1907, Teil I, S. 206], der seit 1905 den Verlag Friedrich Hofmeister (siehe unten) leitete [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 72, Nr. 101, 3.5.1905, S. 4191]., Herr Friedrich Hofmeisterkein Herr, sondern die 1807 gegründete Musikalienhandlung Friedrich Hofmeister in Leipzig (Querstraße 13, 1. Stock) [vgl. Leipziger Adreßbuch 1907, Teil I, S. 269], ein traditionsreicher Musikverlag, der nach dem 1864 verstorbenen Verlagsgründer benannt ist. „Gegenwärtig [...] befindet sich die Firma im Besitz der verw. Frau Professor Hofmeister, des Professors Ganzenmüller und des Urenkels des Begründers Friedrich Hofmeister, Carl W. Günther, der seit zwei Jahren die Leitung übernommen hat. Somit ist das Geschäft Friedrich Hofmeister nun während hundert Jahre im Besitz der Familie Hofmeister verblieben. Der Verlag von Friedrich Hofmeister umfaßt jetzt nahezu 9000 Verlagswerke, die Kommissionsabteilung weist gegen 100 Kommittenten auf, darunter eine Anzahl der größten Musikalien-, Verlags- und Sortimentsfirmen des In- und Auslandes“ [Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Jg. 74, Nr. 64, 18.3.1907, S. 2965]., der sich mir als ganz außerordentlich rührig und coulant bewährt hat, möchte den Scharfrichter-Verlagseit 1902, dem Gründungsjahr, in Kommission zunächst des Musikalienverlegers Wilhelm Salzer in Leipzig (Verlagsadresse: Querstraße 13) [vgl. Leipziger Adreß-Buch für 1902, Teil I, S. 888], zeitweilig Inhaber und Geschäftsführer der Elf Scharfrichter [vgl. Kemp 2017, Anhang Ensemble, S. 37], dann des Musikalienverlags Friedrich Hofmeister (siehe oben). „Im April 1902 übernahm der Leipziger Musikverleger Wilhelm Salzer die Leitung der ‚Elf Scharfrichter‘ von Marc Henry und leitete damit vermutlich die Publikationen des Scharfrichter-Verlages ein. Im Herbst 1902 übernahm der Verleger Friedrich Hofmeister den Scharfrichter-Verlag von Salzer in Kommission. Im Oktober 1902 eröffneten die ‚Kompositionen von Hannes Ruch‘ das Verlagsprogramm im Scharfrichter-Verlag, der überwiegend Werke der Mitglieder der ‚Elf Scharfrichter‘ verlegte. Gedruckt lagen die ‚Balladen von Frank Wedekind‘, vier Lieder in Separatdrucken gleicher Aufmachung, spätestens im Frühjahr 1903 im Scharfrichter-Verlag vor“ [KSA 1/III, S. 332]; weitere Publikationen von Wedekind hat der Verlag nicht herausgebracht. Sein Freund erinnerte sich an die Elf Scharfrichter und den nach ihnen genannten Verlag: „Ein starker Beweis unseres Erfolges war die Tatsache, daß sich bald der Leipziger Verleger Salzer für die von uns aufgeführten Sachen interessierte und einiges in seinen Verlag nahm. Er gab dieser anwachsenden Sammlung den Titel ‚Scharfrichter Verlag‘. Waren es anfangs nur Kompositionen aus meiner Feder, so gesellten sich allmählich auch eine kleine Zahl von Kompositionen anderer Autoren hinzu.“ [R. Weinhöppel (Hannes Ruch): Das Gitarrenspiel bei den „Elf Scharfrichtern“. In: Musik im Haus, Jg. 6, Heft 2, 1.3.1927, S. 40]. weiter ausbauen und mit Dir in Unterhandlung treten, betreff weiterer Compositionen von Deiner Hand. Jedenfalls wird Herr HofmeisterCarl Wilhelm Günther (siehe oben). Dir schreiben und das weitere wird sich ja finden.
Herzlichst grüßt Dich
Dein getreuer Richard