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Kennung: 988

Berlin, 30. Juni 1897 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Weinhöppel, Hans Richard

Inhalt

Berlin, 30.VI.1897.


Lieber Freund,

ich wäre sehr glücklich, wenn ich etwas von Ihnen erfahren könnte, wie es Ihnen geht. Vor 14 Tagenam 16.6.1897, wobei Wedekinds Sammlung „Die Fürstin Russalka“ (1897) schon einige Tage zuvor im Albert Langen Verlag in München erschienen war [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 133, 12.6.1897, S. 4287]. ist meine Fürstin R. (Russalka)Ergänzung des Herausgebers im Erstdruck des Briefs. in München erschienen. Ich konnte Ihnen noch kein Exemplar zuschicken, weil ich infolge fortgesetzter DifferenzenWedekind dürfte Differenzen mit seinem Verleger Albert Langen gehabt haben, die das Honorar des Bandes „Die Fürsten Russalka“ (siehe oben) betrafen, über den ein Vertrag vorlag, den Albert Langen in München am 1.3.1897 und Wedekind in Berlin am 3.3.1897 unterzeichnet haben; darin heißt es: „Herr Langen zahlt Herrn Wedekind für die erste Auflage von zweitausend Exemplaren ein Honorar von M. 600– (sechshundert Mark). Die Auszahlung geschieht so, daß Herr Wedekind M. 200– (zweihundert Mark) sofort nach Unterzeichnung dieses Vertrages erhält, während der Rest von M. 400– (vierhundert Mark) als Ausgleich geleisteter Vorschüsse Herrn Langen verbleibt.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3] mit dem Verleger noch keine erhalten habe. Vielleicht haben Sie „Die Kaiserin„Die Kaiserin von Neufundland. Große Pantomime in drei Bildern“ [KSA 3/I, S. 57-90], 1897 in der Sammlung „Die Fürstin Russalka“ (siehe oben) veröffentlicht.(von Neufundland)Ergänzung des Herausgebers im Erstdruck des Briefs. darin schon gelesen, wie glücklich wäre ich jetzt mit Ihnen in München die CompositionWedekind ging davon aus, Hans Richard Weinhöppel werde die Musik zu seiner Tanzpantomime „Die Kaiserin von Neufundland“ (1897) komponieren [vgl. Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 1.4.1897]. derselben besprechen zu können. Bitte schreiben Sie mir, ob Sie noch in München sind. Bis ich Ihren Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Hans Richard Weinhöppel an Wedekind, 14.7.1897. Wedekinds Freund hat sich in dem Brief wohl eher reserviert über eine von ihm auszuführende Komposition zu der Tanzpantomime „Die Kaiserin von Neufundland“ geäußert [vgl. Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 15.7.1897]. erhalte, kann ich ihnen vielleicht mit einer sehr glücklichen NachrichtWedekind erwartete, der Zirkus Renz werde „Bethel. Große Pantomime in vier Bildern“ (1897), „als Auftragsarbeit für den Berliner Zirkus Renz“ [KSA 3/II, S. 803] entstanden, aufführen, was nicht geschah. „Wedekinds Hoffnungen auf eine Aufführung der Zirkus-Pantomime beim Berliner Zirkus Renz zerschlugen sich durch dessen Konkurs im Juli 1897.“ [KSA 3/II, S. 831] dienen; indessen verlassen Sie sich nicht darauf, denn die Wechselfälle des Schicksals sind unberechenbar. Ich habe seit zwei Monaten keinerlei Nachrichten aus München erhalten und seither sehr viel erlebt, was sich nicht schriftlich mittheilen läßt. Ich jage hier hinter einem Phantom her, an, das ich schon kaum mehr glauben kann, da es mir zu oft wieder entschwunden; an das ich aber glauben muß, da mir kein anderer Ausweg mehr bleibt. Unter uns gesagt: Aut Caesar aut nihil(lat.) Entweder Kaiser oder nichts (sprichwörtlich nach einem Zitat aus dem Wahlspruch des Renaissancefürsten Cesare Borgia); meint: Alles oder nichts.. – Grüßen Sie mir Frida, wenn sie noch da ist, und Herrn und Frau Dressler. Das Leben ist eine verdammte BestieWedekind formulierte später als Schlusssatz des „Marquis von Keith“ (1901) eine Variante: „Das Leben ist eine Rutschbahn...“ [KSA 4, S. 228], zuvor als Schlusssatz von „Ein gefallener Teufel“ (1899): „Das Leben ist eine Rutschbahn!“ [KSA 4, S. 148]. – Mit den besten Wünschen und herzlichsten Grüßen Ihr Frank Wedekind, Kurfürstenstr. 125 I. lWedekind war wieder umgezogen (Kurfürstenstraße 125, 1. Stock links) und wohnte nun in der Pension von S. Morgan, die als Inhaberin einer Pension ausgewiesen ist (Kurfürstenstraße 125) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1897, Teil I, S. 862], im selben Haus, in dem sein späterer Vermieter Wilhelm Hamann (Wedekind wohnte 1906 bis 1908 in seinem Haus) mit seinem Baugeschäft ansässig war (Kurfürstenstraße 125) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1897, Teil III, S. 305]..

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Materialität des Dokuments

Bestehend aus 0 Blatt, davon 0 Seiten beschrieben

Sonstiges:
Das Korrespondenzstück ist nur im Druck überliefert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    30. Juni 1897 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Erster Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
281-282
Briefnummer:
123
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 30.6.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

26.09.2024 09:46
Kennung: 988

Berlin, 30. Juni 1897 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Weinhöppel, Hans Richard
 
 

Inhalt

Berlin, 30.VI.1897.


Lieber Freund,

ich wäre sehr glücklich, wenn ich etwas von Ihnen erfahren könnte, wie es Ihnen geht. Vor 14 Tagenam 16.6.1897, wobei Wedekinds Sammlung „Die Fürstin Russalka“ (1897) schon einige Tage zuvor im Albert Langen Verlag in München erschienen war [vgl. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 133, 12.6.1897, S. 4287]. ist meine Fürstin R. (Russalka)Ergänzung des Herausgebers im Erstdruck des Briefs. in München erschienen. Ich konnte Ihnen noch kein Exemplar zuschicken, weil ich infolge fortgesetzter DifferenzenWedekind dürfte Differenzen mit seinem Verleger Albert Langen gehabt haben, die das Honorar des Bandes „Die Fürsten Russalka“ (siehe oben) betrafen, über den ein Vertrag vorlag, den Albert Langen in München am 1.3.1897 und Wedekind in Berlin am 3.3.1897 unterzeichnet haben; darin heißt es: „Herr Langen zahlt Herrn Wedekind für die erste Auflage von zweitausend Exemplaren ein Honorar von M. 600– (sechshundert Mark). Die Auszahlung geschieht so, daß Herr Wedekind M. 200– (zweihundert Mark) sofort nach Unterzeichnung dieses Vertrages erhält, während der Rest von M. 400– (vierhundert Mark) als Ausgleich geleisteter Vorschüsse Herrn Langen verbleibt.“ [Aa, Wedekind-Archiv E, Mappe 5, Nr. 3] mit dem Verleger noch keine erhalten habe. Vielleicht haben Sie „Die Kaiserin„Die Kaiserin von Neufundland. Große Pantomime in drei Bildern“ [KSA 3/I, S. 57-90], 1897 in der Sammlung „Die Fürstin Russalka“ (siehe oben) veröffentlicht.(von Neufundland)Ergänzung des Herausgebers im Erstdruck des Briefs. darin schon gelesen, wie glücklich wäre ich jetzt mit Ihnen in München die CompositionWedekind ging davon aus, Hans Richard Weinhöppel werde die Musik zu seiner Tanzpantomime „Die Kaiserin von Neufundland“ (1897) komponieren [vgl. Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 1.4.1897]. derselben besprechen zu können. Bitte schreiben Sie mir, ob Sie noch in München sind. Bis ich Ihren Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Hans Richard Weinhöppel an Wedekind, 14.7.1897. Wedekinds Freund hat sich in dem Brief wohl eher reserviert über eine von ihm auszuführende Komposition zu der Tanzpantomime „Die Kaiserin von Neufundland“ geäußert [vgl. Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 15.7.1897]. erhalte, kann ich ihnen vielleicht mit einer sehr glücklichen NachrichtWedekind erwartete, der Zirkus Renz werde „Bethel. Große Pantomime in vier Bildern“ (1897), „als Auftragsarbeit für den Berliner Zirkus Renz“ [KSA 3/II, S. 803] entstanden, aufführen, was nicht geschah. „Wedekinds Hoffnungen auf eine Aufführung der Zirkus-Pantomime beim Berliner Zirkus Renz zerschlugen sich durch dessen Konkurs im Juli 1897.“ [KSA 3/II, S. 831] dienen; indessen verlassen Sie sich nicht darauf, denn die Wechselfälle des Schicksals sind unberechenbar. Ich habe seit zwei Monaten keinerlei Nachrichten aus München erhalten und seither sehr viel erlebt, was sich nicht schriftlich mittheilen läßt. Ich jage hier hinter einem Phantom her, an, das ich schon kaum mehr glauben kann, da es mir zu oft wieder entschwunden; an das ich aber glauben muß, da mir kein anderer Ausweg mehr bleibt. Unter uns gesagt: Aut Caesar aut nihil(lat.) Entweder Kaiser oder nichts (sprichwörtlich nach einem Zitat aus dem Wahlspruch des Renaissancefürsten Cesare Borgia); meint: Alles oder nichts.. – Grüßen Sie mir Frida, wenn sie noch da ist, und Herrn und Frau Dressler. Das Leben ist eine verdammte BestieWedekind formulierte später als Schlusssatz des „Marquis von Keith“ (1901) eine Variante: „Das Leben ist eine Rutschbahn...“ [KSA 4, S. 228], zuvor als Schlusssatz von „Ein gefallener Teufel“ (1899): „Das Leben ist eine Rutschbahn!“ [KSA 4, S. 148]. – Mit den besten Wünschen und herzlichsten Grüßen Ihr Frank Wedekind, Kurfürstenstr. 125 I. lWedekind war wieder umgezogen (Kurfürstenstraße 125, 1. Stock links) und wohnte nun in der Pension von S. Morgan, die als Inhaberin einer Pension ausgewiesen ist (Kurfürstenstraße 125) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1897, Teil I, S. 862], im selben Haus, in dem sein späterer Vermieter Wilhelm Hamann (Wedekind wohnte 1906 bis 1908 in seinem Haus) mit seinem Baugeschäft ansässig war (Kurfürstenstraße 125) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1897, Teil III, S. 305]..

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Sonstiges:
Das Korrespondenzstück ist nur im Druck überliefert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    30. Juni 1897 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Erster Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
281-282
Briefnummer:
123
Status:
Sicher

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Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Hans Richard Weinhöppel, 30.6.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

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Zum Prüfen bereit
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Erstellt von

Mirko Nottscheid

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

26.09.2024 09:46