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Kennung: 947

Hamburg, 5. November 1899 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Heine, Beate

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Hamburg,
d. 5.11.99.


Mein lieber Freund ‒ das war aber eine Ueberraschung! Lassen Sie sich von ganzem Herzen danken, für Ihre lieben Zeilenein Begleitbrief zu einem Geburtstagsgeschenk, einem Handspiegel [vgl. Wedekind an Beate Heine, 2.11.1899]. und den geradezu berückenden Spiegel. Ich habe wirklich noch kaum etwas so wunderbar Hübsches u. Geschmackvolles gesehn! Ich werde ihn mit Freude brauchen ‒ Ihr Gedenken und daß Sie sich für mich wirkliche Mühe gegeben haben, um mir so etwas Schönes zu schenken, | das hat mich tief gerührt und im tiefsten Herzen gefreut. Also, nochmals 1000 Dank! ‒ ‒ Wir haben die letzte Woche des Oktober in Berlin verlebt ‒ aber: der Aufenthalt wurde sehr traurig ‒ meine Tante Peterseneine Schwester von Beate Heines Mutter (siehe unten); ihr Tod ist in der Presse unter „Sterbefälle“ angezeigt: „Frau Anna Petersen geb. Weimann (Berlin).“ [Berliner Tageblatt, Jg. 28, Nr. 554, 30.12.1899, Abend-Ausgabe, S. (4)] die schwer gelitten, starb während unseres Dortseins, und, wenn sie mir auch persönlich nicht so nahe stand, so doch im Andenken an meine MutterBeate Heine war in jungen Jahren öfters gemeinsam mit ihrer Mutter ‒ Franziska Wüerst (geb. Weimann), am 22.10.1888 in Berlin gestorben ‒ als Konzertsängerin aufgetreten, die wie sie auch Gesangslehrerin gewesen ist und mit der sie seinerzeit in einer Wohnung zusammenlebte. ‒ u. im Hinblick auf ihre älteste Tochter, meine Cousine FrankaFranziska Petersen, viereinhalb Jahre älter als Beate Heine, als Gesangslehrerin tätig., mit der ich sehr schwesterlich stehe. Ach, und, wissen Sie, Sterben | ist an sich etwas so Furchtbares, daß einem der Sterbende garnicht mal nahe zu stehn braucht, um einem im tiefsten Innern zu erschüttern. ‒ Wir haben natürlich doch zuerst einige Kunst gesehen ‒ z.B. das FriedensfestGerhart Hauptmanns Schauspiel „Das Friedensfest. Eine Familienkatastrophe“ (1890) hatte am 14.10.1899 am Deutschen Theater (Direktion: Otto Brahm) in Berlin Premiere. In Hauptrollen spielten: Luise von Pöllnitz (Frau Scholz), Emanuel Reicher (Robert), Rudolf Rittner (Wilhelm), in weiteren Rollen: Louise Dumont, Hans Fischer, Gisela Jurberg, Max Reinhardt, Annie Trenner. Die nächsten Vorstellungen fanden am 21. und 22. sowie am 26.10.1899 statt. im Deutschen Theater. Rittner als Wilhelm wundervoll ‒ auch die Pöllnitz als Mutter ‒ aber Reicher war als Robert im ersten Akt nicht sehr gut, u. die Uebrigen recht mittel ‒ aber das Ensemble ausgezeichnet. ‒ Ich muß jetzt schließen ‒ ich schreibe Ihnen aber bald mehr ‒ ich | wollte meinen Dank nur nicht kalt werden lassen. Vielleicht theile ich Ihnen da schon irgend eine Entscheidung über Carls Anstellung mit. Ich könnte den BergerAlfred von Berger wurde Direktor am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, das nach der Grundsteinlegung am 12.8.1899 schließlich am 15.9.1900 eröffnet wurde [vgl. Neuer Theater-Almanach 1901, S. 366]. Carl Heine hoffte auf eine Anstellung als Regisseur in dem neuen Theater und wartete seit Wochen auf die Entscheidung des designierten Direktors. erwürgen, daß er sich nicht entschließen kann!!

Carl grüßt Sie mit mir!!

Bald mehr v. Ihrer
getreuen
Beate Heine.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Hamburg
    5. November 1899 (Sonntag)
    Sicher

  • Absendeort

    Hamburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Festung Königstein
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 65
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Beate Heine an Frank Wedekind, 5.11.1899. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.10.2024 14:31
Kennung: 947

Hamburg, 5. November 1899 (Sonntag), Brief

Autor*in

  • Heine, Beate

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Hamburg,
d. 5.11.99.


Mein lieber Freund ‒ das war aber eine Ueberraschung! Lassen Sie sich von ganzem Herzen danken, für Ihre lieben Zeilenein Begleitbrief zu einem Geburtstagsgeschenk, einem Handspiegel [vgl. Wedekind an Beate Heine, 2.11.1899]. und den geradezu berückenden Spiegel. Ich habe wirklich noch kaum etwas so wunderbar Hübsches u. Geschmackvolles gesehn! Ich werde ihn mit Freude brauchen ‒ Ihr Gedenken und daß Sie sich für mich wirkliche Mühe gegeben haben, um mir so etwas Schönes zu schenken, | das hat mich tief gerührt und im tiefsten Herzen gefreut. Also, nochmals 1000 Dank! ‒ ‒ Wir haben die letzte Woche des Oktober in Berlin verlebt ‒ aber: der Aufenthalt wurde sehr traurig ‒ meine Tante Peterseneine Schwester von Beate Heines Mutter (siehe unten); ihr Tod ist in der Presse unter „Sterbefälle“ angezeigt: „Frau Anna Petersen geb. Weimann (Berlin).“ [Berliner Tageblatt, Jg. 28, Nr. 554, 30.12.1899, Abend-Ausgabe, S. (4)] die schwer gelitten, starb während unseres Dortseins, und, wenn sie mir auch persönlich nicht so nahe stand, so doch im Andenken an meine MutterBeate Heine war in jungen Jahren öfters gemeinsam mit ihrer Mutter ‒ Franziska Wüerst (geb. Weimann), am 22.10.1888 in Berlin gestorben ‒ als Konzertsängerin aufgetreten, die wie sie auch Gesangslehrerin gewesen ist und mit der sie seinerzeit in einer Wohnung zusammenlebte. ‒ u. im Hinblick auf ihre älteste Tochter, meine Cousine FrankaFranziska Petersen, viereinhalb Jahre älter als Beate Heine, als Gesangslehrerin tätig., mit der ich sehr schwesterlich stehe. Ach, und, wissen Sie, Sterben | ist an sich etwas so Furchtbares, daß einem der Sterbende garnicht mal nahe zu stehn braucht, um einem im tiefsten Innern zu erschüttern. ‒ Wir haben natürlich doch zuerst einige Kunst gesehen ‒ z.B. das FriedensfestGerhart Hauptmanns Schauspiel „Das Friedensfest. Eine Familienkatastrophe“ (1890) hatte am 14.10.1899 am Deutschen Theater (Direktion: Otto Brahm) in Berlin Premiere. In Hauptrollen spielten: Luise von Pöllnitz (Frau Scholz), Emanuel Reicher (Robert), Rudolf Rittner (Wilhelm), in weiteren Rollen: Louise Dumont, Hans Fischer, Gisela Jurberg, Max Reinhardt, Annie Trenner. Die nächsten Vorstellungen fanden am 21. und 22. sowie am 26.10.1899 statt. im Deutschen Theater. Rittner als Wilhelm wundervoll ‒ auch die Pöllnitz als Mutter ‒ aber Reicher war als Robert im ersten Akt nicht sehr gut, u. die Uebrigen recht mittel ‒ aber das Ensemble ausgezeichnet. ‒ Ich muß jetzt schließen ‒ ich schreibe Ihnen aber bald mehr ‒ ich | wollte meinen Dank nur nicht kalt werden lassen. Vielleicht theile ich Ihnen da schon irgend eine Entscheidung über Carls Anstellung mit. Ich könnte den BergerAlfred von Berger wurde Direktor am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, das nach der Grundsteinlegung am 12.8.1899 schließlich am 15.9.1900 eröffnet wurde [vgl. Neuer Theater-Almanach 1901, S. 366]. Carl Heine hoffte auf eine Anstellung als Regisseur in dem neuen Theater und wartete seit Wochen auf die Entscheidung des designierten Direktors. erwürgen, daß er sich nicht entschließen kann!!

Carl grüßt Sie mit mir!!

Bald mehr v. Ihrer
getreuen
Beate Heine.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Hamburg
    5. November 1899 (Sonntag)
    Sicher

  • Absendeort

    Hamburg
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Festung Königstein
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 65
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Beate Heine an Frank Wedekind, 5.11.1899. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.10.2024 14:31