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Kennung: 871

München, 31. Oktober 1910 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Mühsam, Erich

Inhalt

Sehr geehrter Herr Mühsam!

Besten Dank für Ihre Informationenvermutlich im Zusammenhang mit der anstehenden geschlossenen Aufführung von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 8.11.1910 im Münchner Künstlertheater durch den Neuen Verein [vgl. KSA 3/II, S. 1272], dessen Mitglied Erich Mühsam war, der sich erinnerte: „Jede Veranstaltung dieses Vereins war ein Kulturereignis für München. Die von der Polizei verbotenen Stücke Wedekinds wurden vom ‚Neuen Verein‘ vor geladenem Publikum gespielt“ [Mühsam 2003, S. 137]. Die Presse hatte gemeldet: „Der Neue Verein wird [...] auch in dieser Saison seinen Mitgliedern große Theateraufführungen bieten. Wedekinds Büchse der Pandora unter Herrn Steinrücks Regie ist als erste in Aussicht genommen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 468, 6.10.1910, Morgenblatt, S. 2]. Die Betheiligung Rüderersnicht ermittelt. Josef Ruederer war Mitglied des Münchner Zensurbeirats [vgl. Meyer 1982, S. 92], aber auch des von ihm mitgegründeten Neuen Vereins, dessen Vorstandsmitglied er war [vgl. Kutscher 1912, S. 288]. hatte ich allerdings anders verstanden. Ich bin jetzt sehr auf die Konferenzam 4.11.1910 im Zusammenhang mit der Solidaritätserklärung für Erich Mühsam [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 26.10.1910]. Wedekind sagte seine Teilnahme ab [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 3.11.1910]. gespannt. Inliegend das BilletEintrittskarte für die geschlossene Vorstellung der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 8.11.1910 im Münchner Künstlertheater durch den Neuen Verein (Regie: Albert Steinrück) mit Wedekind in der Rolle des Jack, wie er am 8.11.1910 notierte: „B. d. Pandora im Künstlertheater. Ich spiele Jack.“ [Tb] Erich Mühsam besprach die Vorstellung: „Solange deutsches Publikum für die Beaufsichtigung seines moralischen Wohlergehens eine Polizei besoldet, darf es sich nicht darüber beklagen, daß besagte Behörde die Vermittlung eines Dramas von so genialischem Wurf, von so faszinierender Eindringlichkeit wie der ‚Büchse der Pandora‘ verhindert, indem sie die Bühnenvorhänge festkettet. Seien wir dankbar, daß die Oeffentlichkeit ein Mittel gefunden hat, durch Vereinsveranstaltungen den von ihr der Polizei bezahlten Zensursold unwirksam zu machen. Dem sehr lebendigen Neuen Verein in München gebührt reichliches Lob für die Aufführung der Tragödie, die er am achten November in München veranstaltete. Diese Aufführung führte sechshundert Menschen zusammen, die sich fähig wußten, ohne polizeiliche Obhut Großes zu erleben, und die ein großes Erlebnis heimtragen durften.“ [Erich Mühsam: Von Wedekind. Die Büchse der Pandora. In: Die Schaubühne, Jg. 6, Nr. 47, 24.11.1910, S. 1209-211, hier S. 1210] für die B. d. Pandora.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


31.10.10.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 15,5 x 24,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Transkription und Angaben zur Materialität nach einer Fotokopie des handschriftlichen Originals in der EFFW Mainz; wir danken dem Antiquariat Richard Husslein (Planegg) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    München
    31. Oktober 1910 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Erich Mühsam, 31.10.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

31.08.2024 12:06
Kennung: 871

München, 31. Oktober 1910 (Montag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Mühsam, Erich
 
 

Inhalt

Sehr geehrter Herr Mühsam!

Besten Dank für Ihre Informationenvermutlich im Zusammenhang mit der anstehenden geschlossenen Aufführung von Wedekinds Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 8.11.1910 im Münchner Künstlertheater durch den Neuen Verein [vgl. KSA 3/II, S. 1272], dessen Mitglied Erich Mühsam war, der sich erinnerte: „Jede Veranstaltung dieses Vereins war ein Kulturereignis für München. Die von der Polizei verbotenen Stücke Wedekinds wurden vom ‚Neuen Verein‘ vor geladenem Publikum gespielt“ [Mühsam 2003, S. 137]. Die Presse hatte gemeldet: „Der Neue Verein wird [...] auch in dieser Saison seinen Mitgliedern große Theateraufführungen bieten. Wedekinds Büchse der Pandora unter Herrn Steinrücks Regie ist als erste in Aussicht genommen.“ [Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 63, Nr. 468, 6.10.1910, Morgenblatt, S. 2]. Die Betheiligung Rüderersnicht ermittelt. Josef Ruederer war Mitglied des Münchner Zensurbeirats [vgl. Meyer 1982, S. 92], aber auch des von ihm mitgegründeten Neuen Vereins, dessen Vorstandsmitglied er war [vgl. Kutscher 1912, S. 288]. hatte ich allerdings anders verstanden. Ich bin jetzt sehr auf die Konferenzam 4.11.1910 im Zusammenhang mit der Solidaritätserklärung für Erich Mühsam [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 26.10.1910]. Wedekind sagte seine Teilnahme ab [vgl. Wedekind an Erich Mühsam, 3.11.1910]. gespannt. Inliegend das BilletEintrittskarte für die geschlossene Vorstellung der Tragödie „Die Büchse der Pandora“ am 8.11.1910 im Münchner Künstlertheater durch den Neuen Verein (Regie: Albert Steinrück) mit Wedekind in der Rolle des Jack, wie er am 8.11.1910 notierte: „B. d. Pandora im Künstlertheater. Ich spiele Jack.“ [Tb] Erich Mühsam besprach die Vorstellung: „Solange deutsches Publikum für die Beaufsichtigung seines moralischen Wohlergehens eine Polizei besoldet, darf es sich nicht darüber beklagen, daß besagte Behörde die Vermittlung eines Dramas von so genialischem Wurf, von so faszinierender Eindringlichkeit wie der ‚Büchse der Pandora‘ verhindert, indem sie die Bühnenvorhänge festkettet. Seien wir dankbar, daß die Oeffentlichkeit ein Mittel gefunden hat, durch Vereinsveranstaltungen den von ihr der Polizei bezahlten Zensursold unwirksam zu machen. Dem sehr lebendigen Neuen Verein in München gebührt reichliches Lob für die Aufführung der Tragödie, die er am achten November in München veranstaltete. Diese Aufführung führte sechshundert Menschen zusammen, die sich fähig wußten, ohne polizeiliche Obhut Großes zu erleben, und die ein großes Erlebnis heimtragen durften.“ [Erich Mühsam: Von Wedekind. Die Büchse der Pandora. In: Die Schaubühne, Jg. 6, Nr. 47, 24.11.1910, S. 1209-211, hier S. 1210] für die B. d. Pandora.

Mit besten Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


31.10.10.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 15,5 x 24,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Transkription und Angaben zur Materialität nach einer Fotokopie des handschriftlichen Originals in der EFFW Mainz; wir danken dem Antiquariat Richard Husslein (Planegg) für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    München
    31. Oktober 1910 (Montag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Es gibt keine Informationen zum Standort.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Erich Mühsam, 31.10.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

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Erstellt von

Ariane Martin

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31.08.2024 12:06