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Kennung: 776

Berlin, 23. September 1897 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Rickelt, Julia

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Berlin 23/9 97


Mein lieber, süsser Frank!

Bitte, bitte schreibe mir doch, wie es Dir geht, ich warte schon vergeblich so lange auf eine Antwortauf ihren letzten Brief [vgl. Julia Rickelt an Wedekind, 1.9.1897]. von Dir. Du kannst es Dir ja denken, wie unglücklich ich bin. Von S. habe ich erfahren, dass WeinheppelSchreibversehen, statt: Weinhöppel (gemeint ist Wedekinds Freund Hans Richard Weinhöppel). in Berlin ist, er reisstSchreibversehen, statt: reist. die Tage nach München zurück, er will über Dresden fahren um Dich zu besuchen, wie beneide ich ihn drum! Schreibe mir doch so bald als möglich | wann Du nach Berlin zurückkommst ich halte ja das Leben gar nicht mehr aus. Du bist mir ja das Liebste auf dieser Welt. Mit tausend Küssen verbleibe ich immer die Deinige.


G. möchte auch so gernGustav Rickelt, Regisseur am Residenztheater in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 285], hat Wedekinds Tragödie „Der Erdgeist“ nicht inszeniert; er erinnerte sich: „Meine Versuche, Wedekinds ‚Erdgeist‘ zur Aufführung zu bringen, scheiterten an der nicht auszurottenden Aversion Hartlebens gegen Wedekind.“ [Rickelt 1930, S. 248] Gustav Rickelts Erinnerungen zufolge war das Zerwürfnis zwischen Wedekind und Otto Erich Hartleben, der am 6.2.1897 (einem Samstag) „Krach mit Wedekind“ [Tb Hartleben] notierte, durch die Ablehnung einer „Erdgeist“-Aufführung durch die Dramatische Gesellschaft begründet: „Eines Tages, ich glaube [...] an einem Sonnabend [...] aßen Wedekind, Rudinoff und ich abends in der Stadt, da sagte Wedekind plötzlich zu uns: ‚Kommt mit, ich muß Hartleben [...] sprechen [...]‘. Hartleben, Neumann-Hofer und Sudermann hatten damals gerade die Dramatische Gesellschaft gegründet, die nach Art der [...] ‚Freien Bühne‘ junge Autoren zur Aufführung bringen wollte. Sie waren die Vorsitzenden dieser neuen Vereinigung, Hartleben der eigentlich führende. Wedekind verhandelte schon seit einiger Zeit wegen der Aufführung seines ‚Erdgeist‘. Mit dem Beginn der neuen Spielzeit sollten die Aufführungen einsetzen. Hartleben hatte sich aber immer noch geweigert, den ‚Erdgeist‘ anzunehmen. Nun wollte Wedekind ihn aufs neue bearbeiten. [...] Wedekind kam bald mit Hartleben in ein intimeres Gespräch, Thema: Erdgeist. Aber Hartleben [...] lehnte die Annahme des Stückes ab. Da sagte Wedekind: ‚Und ihr wollt junge Autoren aufführen und Talente fördern! Schöne Kerle seid ihr!‘ Hartleben in seiner Bezechtheit boshaft: ‚Weiß ich denn, ob Sie ein wirkliches Talent sind!‘ Da sagte Wedekind nichts weiter als: ‚Pfui Deibel!‘ und drehte ihm voller Wut den Rücken. Otto Erich wurde dann versöhnlicher, aber Wedekind strafte ihn mit Verachtung. [...] eine Aufführung des ‚Erdgeist‘ durch die Dramatische Gesellschaft hat nicht stattgefunden.“ [Rickelt 1930, S. 241f.] Deinen „Erdgeist“ schreibe ihnSchreibversehen, statt: ihm. doch, er wir es schon durchsetzen dass es aufgeführt wird, der DirectorDirektor des Berliner Residenztheaters, wo Gustav Rickelt neuerdings als Schauspieler und Regisseur engagiert war, war seit dem 1.9.1897 Theodor Brandt [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 531]. frug auch schon danach. Es wäre ja das Beste, Du kommst selbst nach hier eventuell änderst Du es etwas. ‒

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief weist Schreibversehen auf, die darauf zurückgeführt werden können, dass Julia Rickelts Muttersprache Polnisch war.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    23. September 1897 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 140
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Julia Rickelt an Frank Wedekind, 23.9.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.07.2024 11:32
Kennung: 776

Berlin, 23. September 1897 (Donnerstag), Brief

Autor*in

  • Rickelt, Julia

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Berlin 23/9 97


Mein lieber, süsser Frank!

Bitte, bitte schreibe mir doch, wie es Dir geht, ich warte schon vergeblich so lange auf eine Antwortauf ihren letzten Brief [vgl. Julia Rickelt an Wedekind, 1.9.1897]. von Dir. Du kannst es Dir ja denken, wie unglücklich ich bin. Von S. habe ich erfahren, dass WeinheppelSchreibversehen, statt: Weinhöppel (gemeint ist Wedekinds Freund Hans Richard Weinhöppel). in Berlin ist, er reisstSchreibversehen, statt: reist. die Tage nach München zurück, er will über Dresden fahren um Dich zu besuchen, wie beneide ich ihn drum! Schreibe mir doch so bald als möglich | wann Du nach Berlin zurückkommst ich halte ja das Leben gar nicht mehr aus. Du bist mir ja das Liebste auf dieser Welt. Mit tausend Küssen verbleibe ich immer die Deinige.


G. möchte auch so gernGustav Rickelt, Regisseur am Residenztheater in Berlin [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 285], hat Wedekinds Tragödie „Der Erdgeist“ nicht inszeniert; er erinnerte sich: „Meine Versuche, Wedekinds ‚Erdgeist‘ zur Aufführung zu bringen, scheiterten an der nicht auszurottenden Aversion Hartlebens gegen Wedekind.“ [Rickelt 1930, S. 248] Gustav Rickelts Erinnerungen zufolge war das Zerwürfnis zwischen Wedekind und Otto Erich Hartleben, der am 6.2.1897 (einem Samstag) „Krach mit Wedekind“ [Tb Hartleben] notierte, durch die Ablehnung einer „Erdgeist“-Aufführung durch die Dramatische Gesellschaft begründet: „Eines Tages, ich glaube [...] an einem Sonnabend [...] aßen Wedekind, Rudinoff und ich abends in der Stadt, da sagte Wedekind plötzlich zu uns: ‚Kommt mit, ich muß Hartleben [...] sprechen [...]‘. Hartleben, Neumann-Hofer und Sudermann hatten damals gerade die Dramatische Gesellschaft gegründet, die nach Art der [...] ‚Freien Bühne‘ junge Autoren zur Aufführung bringen wollte. Sie waren die Vorsitzenden dieser neuen Vereinigung, Hartleben der eigentlich führende. Wedekind verhandelte schon seit einiger Zeit wegen der Aufführung seines ‚Erdgeist‘. Mit dem Beginn der neuen Spielzeit sollten die Aufführungen einsetzen. Hartleben hatte sich aber immer noch geweigert, den ‚Erdgeist‘ anzunehmen. Nun wollte Wedekind ihn aufs neue bearbeiten. [...] Wedekind kam bald mit Hartleben in ein intimeres Gespräch, Thema: Erdgeist. Aber Hartleben [...] lehnte die Annahme des Stückes ab. Da sagte Wedekind: ‚Und ihr wollt junge Autoren aufführen und Talente fördern! Schöne Kerle seid ihr!‘ Hartleben in seiner Bezechtheit boshaft: ‚Weiß ich denn, ob Sie ein wirkliches Talent sind!‘ Da sagte Wedekind nichts weiter als: ‚Pfui Deibel!‘ und drehte ihm voller Wut den Rücken. Otto Erich wurde dann versöhnlicher, aber Wedekind strafte ihn mit Verachtung. [...] eine Aufführung des ‚Erdgeist‘ durch die Dramatische Gesellschaft hat nicht stattgefunden.“ [Rickelt 1930, S. 241f.] Deinen „Erdgeist“ schreibe ihnSchreibversehen, statt: ihm. doch, er wir es schon durchsetzen dass es aufgeführt wird, der DirectorDirektor des Berliner Residenztheaters, wo Gustav Rickelt neuerdings als Schauspieler und Regisseur engagiert war, war seit dem 1.9.1897 Theodor Brandt [vgl. Neuer Theater-Almanach 1898, S. 531]. frug auch schon danach. Es wäre ja das Beste, Du kommst selbst nach hier eventuell änderst Du es etwas. ‒

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Brief weist Schreibversehen auf, die darauf zurückgeführt werden können, dass Julia Rickelts Muttersprache Polnisch war.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Berlin
    23. September 1897 (Donnerstag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Dresden
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 140
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Julia Rickelt an Frank Wedekind, 23.9.1897. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

25.07.2024 11:32