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Kennung: 681

Timmendorfer Strand, 29. August 1917 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Harden, Maximilian

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Ostseebad Timmendorferstrand b/Lübeck

Villa Bucheneck 29.8.17


Verehrter und lieber Herr Weg/d/ekind,

in diesem Nestchen erst, wohin mich der Ekel für kurze Zeit getrieben hat, empfange ich Ihren liebenswürdigen zürcher Grußnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Maximilian Harden, 12.8.1917. Wedekind dürfte mit diesem Gruß (eine Postkarte oder Bildpostkarte) die Buchausgabe von „Herakles“ angekündigt haben, wie der vorliegende Brief andeutet.. Ohne Scheu sage ich Ihnen, daß er mir ernste Freude bereitet; doppelte nach einer Zeit, in der ich meiner Ueberzeugung ein seelisch u materiell recht schweres OpferDas am 3.7.1917 von der militärischen Zensurbehörde verfügte zweite Dauerverbot der „Zukunft“ [vgl. Hellige 1983, S. 730f.] hatte für den Herausgeber auch materielle Folgen, die Maximilian Harden in seinen Brief an Walther Rathenau vom 5.7.1917 beschrieb; auch „der materielle Verlust“ sei „enorm.“ [Hellige 1983, S. 732]. bringen mußte u dessen Folgen spüre.

Lassen Sie mich hoffen, daß wir uns sehr bald wiedersehenMaximilian Harden hat Wedekind nicht wiedergesehen. und nun, nach häßlicher PauseAnspielung auf den von Wedekind am 29.9.1916 als „Hardenskandal“ [Tb] notierten heftigen Streit zwischen ihm und Maximilian Harden [vgl. Martin 1996, S. 183f.]; seitdem hatte man sich nicht mehr gesehen und der zuvor intensive Kontakt war unterbrochen., einander noch näher kommen werden.

Ich freue mich auf Ihren HeraklesDie Buchausgabe des Versdramas „Herakles. Dramatisches Gedicht in drei Akten“ [vgl. KSA 8, S. 880] erschien „erst im Dezember 1917“ [KSA 8, S. 871] im Georg Müller Verlag in München, obwohl sie schon seit dem Sommer in Aussicht stand. Wedekind hatte Typoskripte seines Stücks [vgl. KSA 8, S. 880] bereits im Frühjahr an seine beiden Verlage geschickt [vgl. Wedekind an Georg Müller, 24.3.1917; Wedekind an Drei Masken Verlag, 24.3.1917].. Jetzt könnten wir zusammen Das schreiben, was Sie früher so oft wünschten. Dieser wahnwitzig widrigen Zeit den Zerrspiegel vorhalten, den sie verdient. Das große Gelächter anstimmen ...

Empfehlen Sie mich, bitte, Ihrer verehrten Frau.

Ich bin Ihnen dankbar und drücke herzlich Ihre Hand.

Mit Wünschen, denen in/ch/ Kraft ersehne,
Ihr
Harden


Wir müssen, Jeder auf seine Art, versuchen, trotziger als je dieses läppisch wüste Schicksalspiel zu meistern u zu dauern, bis ....

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Kopierstift.
Schriftträger:
Papier. 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Timmendorfer Strand
    29. August 1917 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Timmendorfer Strand
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Zürich
    Datum unbekannt

Erstdruck

Das Forum

Herausgeber:
Wilhelm Herzog
Verlag:
Forum-Verlag
Jahrgang:
1928
Seitenangabe:
90
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Briefe Maximilian Hardens an Frank Wedekind. In: Das Forum, herausgegeben von Wilhelm Herzog, Jg. 9 (1928/29), Heft 2, November 1928, S. 90. – Neuedition: Martin 1996, S. 139 (Nr. 102).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 147
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Maximilian Harden an Frank Wedekind, 29.8.1917. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

01.11.2023 12:49
Kennung: 681

Timmendorfer Strand, 29. August 1917 (Mittwoch), Brief

Autor*in

  • Harden, Maximilian

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Ostseebad Timmendorferstrand b/Lübeck

Villa Bucheneck 29.8.17


Verehrter und lieber Herr Weg/d/ekind,

in diesem Nestchen erst, wohin mich der Ekel für kurze Zeit getrieben hat, empfange ich Ihren liebenswürdigen zürcher Grußnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Wedekind an Maximilian Harden, 12.8.1917. Wedekind dürfte mit diesem Gruß (eine Postkarte oder Bildpostkarte) die Buchausgabe von „Herakles“ angekündigt haben, wie der vorliegende Brief andeutet.. Ohne Scheu sage ich Ihnen, daß er mir ernste Freude bereitet; doppelte nach einer Zeit, in der ich meiner Ueberzeugung ein seelisch u materiell recht schweres OpferDas am 3.7.1917 von der militärischen Zensurbehörde verfügte zweite Dauerverbot der „Zukunft“ [vgl. Hellige 1983, S. 730f.] hatte für den Herausgeber auch materielle Folgen, die Maximilian Harden in seinen Brief an Walther Rathenau vom 5.7.1917 beschrieb; auch „der materielle Verlust“ sei „enorm.“ [Hellige 1983, S. 732]. bringen mußte u dessen Folgen spüre.

Lassen Sie mich hoffen, daß wir uns sehr bald wiedersehenMaximilian Harden hat Wedekind nicht wiedergesehen. und nun, nach häßlicher PauseAnspielung auf den von Wedekind am 29.9.1916 als „Hardenskandal“ [Tb] notierten heftigen Streit zwischen ihm und Maximilian Harden [vgl. Martin 1996, S. 183f.]; seitdem hatte man sich nicht mehr gesehen und der zuvor intensive Kontakt war unterbrochen., einander noch näher kommen werden.

Ich freue mich auf Ihren HeraklesDie Buchausgabe des Versdramas „Herakles. Dramatisches Gedicht in drei Akten“ [vgl. KSA 8, S. 880] erschien „erst im Dezember 1917“ [KSA 8, S. 871] im Georg Müller Verlag in München, obwohl sie schon seit dem Sommer in Aussicht stand. Wedekind hatte Typoskripte seines Stücks [vgl. KSA 8, S. 880] bereits im Frühjahr an seine beiden Verlage geschickt [vgl. Wedekind an Georg Müller, 24.3.1917; Wedekind an Drei Masken Verlag, 24.3.1917].. Jetzt könnten wir zusammen Das schreiben, was Sie früher so oft wünschten. Dieser wahnwitzig widrigen Zeit den Zerrspiegel vorhalten, den sie verdient. Das große Gelächter anstimmen ...

Empfehlen Sie mich, bitte, Ihrer verehrten Frau.

Ich bin Ihnen dankbar und drücke herzlich Ihre Hand.

Mit Wünschen, denen in/ch/ Kraft ersehne,
Ihr
Harden


Wir müssen, Jeder auf seine Art, versuchen, trotziger als je dieses läppisch wüste Schicksalspiel zu meistern u zu dauern, bis ....

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Kopierstift.
Schriftträger:
Papier. 11,5 x 18 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    Timmendorfer Strand
    29. August 1917 (Mittwoch)
    Sicher

  • Absendeort

    Timmendorfer Strand
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Zürich
    Datum unbekannt

Erstdruck

Das Forum

Herausgeber:
Wilhelm Herzog
Verlag:
Forum-Verlag
Jahrgang:
1928
Seitenangabe:
90
Kommentar:
Detaillierter Nachweis: Briefe Maximilian Hardens an Frank Wedekind. In: Das Forum, herausgegeben von Wilhelm Herzog, Jg. 9 (1928/29), Heft 2, November 1928, S. 90. – Neuedition: Martin 1996, S. 139 (Nr. 102).
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 147
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Maximilian Harden an Frank Wedekind, 29.8.1917. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

01.11.2023 12:49