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Kennung: 679

Luzern, 11. August 1917 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Koautoren*in

  • Wendland, Waldemar
  • Steinthal, Walther
  • Wohlbrück, Olga

Adressat*in

  • Harden, Maximilian

Inhalt

Hotel St. Gotthard-Terminus

Walter Doepfner
Luzern


Sehr verehrter Herr Harden!

Wollen Sie bitte den Ausdruck tiefsten Mitempfindens mit dem schweren Verhängnisein erneutes Verbot der von Maximilian Harden herausgegebenen Wochenschrift. Wegen eines „Zukunft“-Artikels [vgl. Vor dem vierten Thor. In: Die Zukunft, Jg. 25, Nr. 39, 30.6.1917, S. 331-354], in dem „Meinungsäußerungen der Entente über die Kriegszielpolitik der deutschen Sozialdemokratie und über die geplante Stockholmer Friedenskonferenz abgedruckt“ [Hellige 1983, S. 730] war, wurde von der militärischen Zensurbehörde ein Dauerverbot verfügt, das Maximilian Harden in seinem Brief an Walther Rathenau vom 5.7.1917 beschrieb und die Mitteilung zitierte: „Die Zkft. ist ‚für die Dauer des Krieges‘ verboten, weil ‚die Ausführungen im letzten Heft den Interessen der militärischen Kriegführung zuwider laufen‘. Das Grab meines bißchen ‚Wirkens‘. 5 Zeilen.“ [Hellige 1983, S. 732] Die Zeitschrift war vom 3.7.1917 bis 1.12.1917 verboten und zu dem Publikationsverbot kam für Maximilian Harden ein Redeverbot [vgl. Martin 1996, S. 139]., das über Sie und Ihr Werk hereingebrochen ist entgegennehmen
Ihr herzlich ergebener
Frank Wedekind.


Sehr geschätzter Herr Harden!

Als DirectorWaldemar Wendland war Direktor des Künstlertheaters (im Saal Zur Kaufleuten) in Zürich, seine Frau Olga Wohlbrück dort Oberregisseurin und deren Tochter Vera Bern Bürochefin [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1918, S. 635]. des Künstler-Theaters und der sich in diesem Herbst – Winter daran anschließenden | Schweizer Volksbühneder Dramatische Verein Zürich (als freie Bühne im Zentralverband Schweizer Dramatischer Vereine), der im Herbst nicht am Künstlertheater (siehe oben), sondern „nach langjähriger Pause zum erstenmal wieder“ [Neue Zürcher Nachrichten, Jg. 12, Nr. 324, 23.11.1917, 2. Blatt, S. (2)] am Pfauentheater und Stadttheater gastierte., zweier Bühnen, die Vorträge prominenter deutscher Persönlichkeiten in ihr Programm aufgenommen haben, will ich mit größter Freude und Hoffnung und mit Unterstützung Herrn Wedekinds bei der mir recht gewogenen Berner deutschen GesandschaftSchreibversehen, statt: Gesandtschaft. Das deutsche Konsulat, die Gesandtschaft des Deutschen Reichs in Bern [vgl. Adressbuch der Stadt Bern 1917, Teil I, S. 21], war für Kulturangelegenheiten zuständig; seit Ende 1916 war Harry Graf Kessler Leiter der Abteilung für deutsche Kulturpropaganda und somit für Vorträge in der Schweiz verantwortlich. versuchen, in der Schweiz im September ‒ Oktober einige Vortragsabende für Sie zu arrangieren ‒ wenn Sie wollen. Wollen Sie? Und Thema??? Wir wären sehr glücklich, Ihnen eine Freude | damit zu machen.

In aufrichtiger Verehrung
Ihr
Waldemar Wendland


Verehrter Meister Harden,

wir schaffens, daß wir Sie hier sehen. Wedekind und einige andere werden mir helfen. Tausend Grüße
Ihres immer getreuen
Steinthal

(Zürich, Fraumünsterstraße 19) |


Sehr verehrter Herr Harden,

Ich hoffe sehr, Sie bald in unsrer Mitte zu sehen. Ihnen zuhören zu dürfen und mit Ihnen auf die „Zukunft“ anzustoßen, die wir uns nie u. nimmer nehmen lassen!

Aufrichtig ergeben
Olga Wohlbrück-Wendland


Hochverehrte Herr Harden, dies schrieben wirErläuterung von Walther Steinthal zum vorliegenden Brief, ein dem Brief später hinzugefügter Nachsatz, der nicht exakt zu datieren ist. vor ein paar Wochenam 11.8.1917, wie Wedekind an diesem Tag notierte: „Fahrt nach Luzern. Hotel Germania. Abendessen mit Wendland, Wohlbrück, Frl. Wera und Dr. Steinthal (Berliner Montagszeitung) im St. Gotthart.“ [Tb] in Luzern, bekamen es aber nicht über die Grenze. Nun bin ich hier und brachte es mit. –

Stets in Verehrung Ihr
W. St.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 23 cm. Mit gedrucktem Briefkopf.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Nachtrag von Walther Steinthal auf Seite 4 ist um 180 Grad gedreht auf das Papier geschrieben. Der Briefkopf ist mit Bleistift durchgestrichen, wahrscheinlich von Walther Steinthal im Zuge der späteren Übermittlung des Briefes an den Empfänger.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 11.8.1917 ist als Ankerdatum gesetzt – das Schreibdatum, Wedekinds Notiz an diesem Tag zufolge: „Fahrt nach Luzern. Hotel Germania. Abendessen mit Wendland, Wohlbrück, Frl. Wera und Dr. Steinthal (Berliner Montagszeitung) im St. Gotthart.“ [Tb] Demnach wurde der von Wedekind gemeinsam mit Waldemar Wendland, Walther Steinthal und Olga Wohlbrück (ohne Vera Bern) verfasste Brief abends im Hotel St. Gotthard-Terminus in Luzern geschrieben, dessen Briefkopf aufgedruckt ist.

Dem Briefinhalt zufolge wurde der Brief nicht aus der Schweiz abgeschickt, sondern von Walther Steinthal „ein paar Wochen“ später persönlich nach Berlin transportiert, von wo aus er dem Empfänger dann zuging.

  • Schreibort

    Luzern
    11. August 1917 (Samstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
138-139
Briefnummer:
101
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind, Waldemar Wendland, Walther Steinthal, Olga Wohlbrück an Maximilian Harden, 11.8.1917. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

19.04.2024 17:27
Kennung: 679

Luzern, 11. August 1917 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Koautoren*in

  • Wendland, Waldemar
  • Steinthal, Walther
  • Wohlbrück, Olga

Adressat*in

  • Harden, Maximilian
 
 

Inhalt

Hotel St. Gotthard-Terminus

Walter Doepfner
Luzern


Sehr verehrter Herr Harden!

Wollen Sie bitte den Ausdruck tiefsten Mitempfindens mit dem schweren Verhängnisein erneutes Verbot der von Maximilian Harden herausgegebenen Wochenschrift. Wegen eines „Zukunft“-Artikels [vgl. Vor dem vierten Thor. In: Die Zukunft, Jg. 25, Nr. 39, 30.6.1917, S. 331-354], in dem „Meinungsäußerungen der Entente über die Kriegszielpolitik der deutschen Sozialdemokratie und über die geplante Stockholmer Friedenskonferenz abgedruckt“ [Hellige 1983, S. 730] war, wurde von der militärischen Zensurbehörde ein Dauerverbot verfügt, das Maximilian Harden in seinem Brief an Walther Rathenau vom 5.7.1917 beschrieb und die Mitteilung zitierte: „Die Zkft. ist ‚für die Dauer des Krieges‘ verboten, weil ‚die Ausführungen im letzten Heft den Interessen der militärischen Kriegführung zuwider laufen‘. Das Grab meines bißchen ‚Wirkens‘. 5 Zeilen.“ [Hellige 1983, S. 732] Die Zeitschrift war vom 3.7.1917 bis 1.12.1917 verboten und zu dem Publikationsverbot kam für Maximilian Harden ein Redeverbot [vgl. Martin 1996, S. 139]., das über Sie und Ihr Werk hereingebrochen ist entgegennehmen
Ihr herzlich ergebener
Frank Wedekind.


Sehr geschätzter Herr Harden!

Als DirectorWaldemar Wendland war Direktor des Künstlertheaters (im Saal Zur Kaufleuten) in Zürich, seine Frau Olga Wohlbrück dort Oberregisseurin und deren Tochter Vera Bern Bürochefin [vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch 1918, S. 635]. des Künstler-Theaters und der sich in diesem Herbst – Winter daran anschließenden | Schweizer Volksbühneder Dramatische Verein Zürich (als freie Bühne im Zentralverband Schweizer Dramatischer Vereine), der im Herbst nicht am Künstlertheater (siehe oben), sondern „nach langjähriger Pause zum erstenmal wieder“ [Neue Zürcher Nachrichten, Jg. 12, Nr. 324, 23.11.1917, 2. Blatt, S. (2)] am Pfauentheater und Stadttheater gastierte., zweier Bühnen, die Vorträge prominenter deutscher Persönlichkeiten in ihr Programm aufgenommen haben, will ich mit größter Freude und Hoffnung und mit Unterstützung Herrn Wedekinds bei der mir recht gewogenen Berner deutschen GesandschaftSchreibversehen, statt: Gesandtschaft. Das deutsche Konsulat, die Gesandtschaft des Deutschen Reichs in Bern [vgl. Adressbuch der Stadt Bern 1917, Teil I, S. 21], war für Kulturangelegenheiten zuständig; seit Ende 1916 war Harry Graf Kessler Leiter der Abteilung für deutsche Kulturpropaganda und somit für Vorträge in der Schweiz verantwortlich. versuchen, in der Schweiz im September ‒ Oktober einige Vortragsabende für Sie zu arrangieren ‒ wenn Sie wollen. Wollen Sie? Und Thema??? Wir wären sehr glücklich, Ihnen eine Freude | damit zu machen.

In aufrichtiger Verehrung
Ihr
Waldemar Wendland


Verehrter Meister Harden,

wir schaffens, daß wir Sie hier sehen. Wedekind und einige andere werden mir helfen. Tausend Grüße
Ihres immer getreuen
Steinthal

(Zürich, Fraumünsterstraße 19) |


Sehr verehrter Herr Harden,

Ich hoffe sehr, Sie bald in unsrer Mitte zu sehen. Ihnen zuhören zu dürfen und mit Ihnen auf die „Zukunft“ anzustoßen, die wir uns nie u. nimmer nehmen lassen!

Aufrichtig ergeben
Olga Wohlbrück-Wendland


Hochverehrte Herr Harden, dies schrieben wirErläuterung von Walther Steinthal zum vorliegenden Brief, ein dem Brief später hinzugefügter Nachsatz, der nicht exakt zu datieren ist. vor ein paar Wochenam 11.8.1917, wie Wedekind an diesem Tag notierte: „Fahrt nach Luzern. Hotel Germania. Abendessen mit Wendland, Wohlbrück, Frl. Wera und Dr. Steinthal (Berliner Montagszeitung) im St. Gotthart.“ [Tb] in Luzern, bekamen es aber nicht über die Grenze. Nun bin ich hier und brachte es mit. –

Stets in Verehrung Ihr
W. St.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 4 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14,5 x 23 cm. Mit gedrucktem Briefkopf.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Der Nachtrag von Walther Steinthal auf Seite 4 ist um 180 Grad gedreht auf das Papier geschrieben. Der Briefkopf ist mit Bleistift durchgestrichen, wahrscheinlich von Walther Steinthal im Zuge der späteren Übermittlung des Briefes an den Empfänger.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 11.8.1917 ist als Ankerdatum gesetzt – das Schreibdatum, Wedekinds Notiz an diesem Tag zufolge: „Fahrt nach Luzern. Hotel Germania. Abendessen mit Wendland, Wohlbrück, Frl. Wera und Dr. Steinthal (Berliner Montagszeitung) im St. Gotthart.“ [Tb] Demnach wurde der von Wedekind gemeinsam mit Waldemar Wendland, Walther Steinthal und Olga Wohlbrück (ohne Vera Bern) verfasste Brief abends im Hotel St. Gotthard-Terminus in Luzern geschrieben, dessen Briefkopf aufgedruckt ist.

Dem Briefinhalt zufolge wurde der Brief nicht aus der Schweiz abgeschickt, sondern von Walther Steinthal „ein paar Wochen“ später persönlich nach Berlin transportiert, von wo aus er dem Empfänger dann zuging.

  • Schreibort

    Luzern
    11. August 1917 (Samstag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
138-139
Briefnummer:
101
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind, Waldemar Wendland, Walther Steinthal, Olga Wohlbrück an Maximilian Harden, 11.8.1917. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

19.04.2024 17:27