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Kennung: 674

Berlin, 2. Juni 1916 (Freitag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian

Inhalt

Lieber verehrter Herr Harden! Es drängt mich, Ihnen herzlichste Grüße zu senden ohne Sie in Ihrer schweren Arbeit zu stören. Bin ich doch ohnehin jede Woche drei bis vier Tage im Geiste bei Ihnen zu Gast. Mit großer Freude empfand ich in München die starke gesteigerte Wirkung Ihrer/s/ Aufsatzes über GreyMaximilian Harden stellte in einem „Zukunft“-Artikel die deutschlandfreundliche Haltung des britischen Außenministers Edward Grey in der Vorkriegszeit heraus und ging dann auf den widerstrebenden Kriegseintritt Englands gegen Deutschland ein: „Nie hat ein Staatsmann mit so dunkel umwölkter Stirn wie Sir Edward in Krieg gerufen. […] Früh schon die Erkenntniß, daß dieser Krieg den wüstesten Graus bereite, den Satanas ersinnen konnte. Grey hat (wir wissens von Fernen und Nahen) an jedem Tag und in jeder Nacht unter der Vorstellung dieses Gräuels gelitten; darf sich also der Menschheit zuzählen.“ [Krieg um Frieden. In: Die Zukunft, Jg. 24, Nr. 34, 27.5.1916, S. 193-222, hier S. 214f.] und höre nun hier zu meiner Bestürzung von neuen GewaltmaßregelnWedekind, am 31.5.1916 in Berlin eingetroffen, unterhielt sich am „Abend im Klub“ [Tb], in der Deutschen Gesellschaft 1914, mit Sozialdemokraten und dürfte von ihnen erfahren haben, dass der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes sich im Reichstag über Maximilian Hardens Artikel „Der wahre Wilson“ [vgl. Die Zukunft, Jg. 24, Nr. 31, 6.5.1916, S. 111-133] geäußert hat. Gottlieb von Jagow meinte in der Reichstagssitzung vom 25.5.1016, der Artikel sei „ein Verstoß gegen die Verfügung der Zensur. Da er aber zu einem Zeitpunkt erschienen war, wo er nicht mehr [...] störend einwirken konnte, (Heiterkeit) so lag vom Standpunkte meines Ressorts kein Grund vor, gegen diesen Artikel noch Maßnahmen zu beantragen.“ [Verhandlungen des Deutschen Reichstags. Stenographische Berichte. Bd. 307. Berlin 1916, S. 1264; online: Reichstagsprotokolle 1914/18. URL: https://www.reichstagsprotokolle.de/index.html] Beim gemeinsamen „Mittagessen im Klub“ [Tb] am 1.6.1916 mit Walther Rathenau könnte Wedekind ebenfalls über Maximilian Harden gesprochen haben, der im Visier der Zensur stand. gegen Sie und Ihren heroischen Kampf. Darf ich hoffen Sie nicht zu stören, wenn ich Sonntagam 4.6.1916. Nachmittag zu Ihnen | komme? Erhalte ich keinen Bescheid dann wage ich den Versuch auf gut Glück. Ihren verehrten Damen bitte mich ergebenst zu empfehlen
Mit herzlichen Grüßen
Ihr dankbar ergebener
Frank Wedekind.


Elite Hotel


Postkarte


S. H. Herrn
Maximilian Harden
Berlin Grunewald
Wernerstrasse 16/18.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Poststempels ‒ 2.6.1916 ‒ darf als Schreibdatum angenommen werden. Der Schreibort ist durch den Poststempel und den Inhalt der Postkarte belegt.

Uhrzeit im Poststempel Berlin: „11 ‒ 12 V“ (= 11 bis 12 Uhr).

  • Schreibort

    Berlin
    2. Juni 1916 (Freitag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    2. Juni 1916 (Freitag)
    Sicher

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
134
Briefnummer:
95
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 2.6.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

31.10.2023 22:27
Kennung: 674

Berlin, 2. Juni 1916 (Freitag), Postkarte

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian
 
 

Inhalt

Lieber verehrter Herr Harden! Es drängt mich, Ihnen herzlichste Grüße zu senden ohne Sie in Ihrer schweren Arbeit zu stören. Bin ich doch ohnehin jede Woche drei bis vier Tage im Geiste bei Ihnen zu Gast. Mit großer Freude empfand ich in München die starke gesteigerte Wirkung Ihrer/s/ Aufsatzes über GreyMaximilian Harden stellte in einem „Zukunft“-Artikel die deutschlandfreundliche Haltung des britischen Außenministers Edward Grey in der Vorkriegszeit heraus und ging dann auf den widerstrebenden Kriegseintritt Englands gegen Deutschland ein: „Nie hat ein Staatsmann mit so dunkel umwölkter Stirn wie Sir Edward in Krieg gerufen. […] Früh schon die Erkenntniß, daß dieser Krieg den wüstesten Graus bereite, den Satanas ersinnen konnte. Grey hat (wir wissens von Fernen und Nahen) an jedem Tag und in jeder Nacht unter der Vorstellung dieses Gräuels gelitten; darf sich also der Menschheit zuzählen.“ [Krieg um Frieden. In: Die Zukunft, Jg. 24, Nr. 34, 27.5.1916, S. 193-222, hier S. 214f.] und höre nun hier zu meiner Bestürzung von neuen GewaltmaßregelnWedekind, am 31.5.1916 in Berlin eingetroffen, unterhielt sich am „Abend im Klub“ [Tb], in der Deutschen Gesellschaft 1914, mit Sozialdemokraten und dürfte von ihnen erfahren haben, dass der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes sich im Reichstag über Maximilian Hardens Artikel „Der wahre Wilson“ [vgl. Die Zukunft, Jg. 24, Nr. 31, 6.5.1916, S. 111-133] geäußert hat. Gottlieb von Jagow meinte in der Reichstagssitzung vom 25.5.1016, der Artikel sei „ein Verstoß gegen die Verfügung der Zensur. Da er aber zu einem Zeitpunkt erschienen war, wo er nicht mehr [...] störend einwirken konnte, (Heiterkeit) so lag vom Standpunkte meines Ressorts kein Grund vor, gegen diesen Artikel noch Maßnahmen zu beantragen.“ [Verhandlungen des Deutschen Reichstags. Stenographische Berichte. Bd. 307. Berlin 1916, S. 1264; online: Reichstagsprotokolle 1914/18. URL: https://www.reichstagsprotokolle.de/index.html] Beim gemeinsamen „Mittagessen im Klub“ [Tb] am 1.6.1916 mit Walther Rathenau könnte Wedekind ebenfalls über Maximilian Harden gesprochen haben, der im Visier der Zensur stand. gegen Sie und Ihren heroischen Kampf. Darf ich hoffen Sie nicht zu stören, wenn ich Sonntagam 4.6.1916. Nachmittag zu Ihnen | komme? Erhalte ich keinen Bescheid dann wage ich den Versuch auf gut Glück. Ihren verehrten Damen bitte mich ergebenst zu empfehlen
Mit herzlichen Grüßen
Ihr dankbar ergebener
Frank Wedekind.


Elite Hotel


Postkarte


S. H. Herrn
Maximilian Harden
Berlin Grunewald
Wernerstrasse 16/18.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 2 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent. Empfängeradresse in lateinischer Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 14 x 9 cm.
Schreibraum:
Im Querformat beschrieben.
Sonstiges:
Die Postkarte ist mit einer aufgedruckten Briefmarke von 5 Pfennig frankiert.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Das Datum des Poststempels ‒ 2.6.1916 ‒ darf als Schreibdatum angenommen werden. Der Schreibort ist durch den Poststempel und den Inhalt der Postkarte belegt.

Uhrzeit im Poststempel Berlin: „11 ‒ 12 V“ (= 11 bis 12 Uhr).

  • Schreibort

    Berlin
    2. Juni 1916 (Freitag)
    Ermittelt (sicher)

  • Absendeort

    Berlin
    2. Juni 1916 (Freitag)
    Sicher

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
134
Briefnummer:
95
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 2.6.1916. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

31.10.2023 22:27