Vergleichsansicht

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Kennung: 565

München, 23. April 1910 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian

Inhalt

Verehrter Herr Harden!

eben erhalte ich einen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Artur Landsberger an Wedekind, 22.4.1910. von Dr. Landsberger, aus dem ich ersehe, daß Sie noch dieselbe Theilnahme für meine AngelegenheitWedekinds Verlagsangelegenheiten, die Konflikte mit seinem Verleger Bruno Cassirer, über die er mit Maximilian Harden dem Tagebuch zufolge am 4.4.1910 („Nachmittag bei Harden“) bereits gesprochen haben dürfte. Die Auseinandersetzungen mit seinem Verleger sind unter dem Stichwort „Contra Cassirer“ auch in Wedekinds Notizbüchern dokumentiert [vgl. KSA 5/III, S. 126-141]. hegen. Zwischen J.R. Jonas und Dr. Oskar Meyer schweben seit 14 Tagen VergleichsverhandlungSchreibversehen statt: Vergleichsverhandlungen. Diese führten Wedekinds Anwalt Dr. Paul Jonas, Justizrat, Rechtsanwalt am Landgericht I, II, und III in Berlin und Notar (Kanzlei: Taubenstraße 16-18) [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 1210], und Bruno Cassirers Anwalt Dr. Oscar Meyer, Rechtsanwalt und Kammergerichtsrat in Berlin (Belle-Alliance-Straße 92) [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 1840]., nachdem ich zuvor mein Versprechen geben mußte mich um nichts mehr zu kümmern. Als Käufer | der Cassirerschen Rechte kam Georg Müller in Betracht. Daß/s/ erste Ergebnis war daß Cassirer seine ohnehin horrende Forderung um 8000 Mark erhöhte. Ich kann daher kaum mehr glauben, daß Cassirer einen Vergleich wünscht. Ich glaube, es war ihm nur darum zu thun bis zum Prozeß Ruhe vor mir zu haben.

Ich weiß nicht, verehrter Herr Harden, wie ich dazu komme, Sie | mit meinen Existenzfragen zu belästigen, aber wenn Sie Gelegenheit nehmen, mit Cassirer zu sprechen, würde es mich natürlich im höchsten Grad interessiren zu wissen wie Sie meine Sachlage ansehen. Ihre Zeit möchte ich damit gewiß nicht in Anspruch nehmen, aber vielleicht hätten Sie mir irgend einen werthvollen Wink zu geben.

Auf Dr. Landsbergers VorschlagArtur Landberger meinte in einem Brief an Maximilian Harden vom 26.4.1910, Wedekind sei „bei Justizrat Jonas in den ungeeignetsten Händen. Ich habe ihm zu Philipp geraten, und er acceptierte freudig unter der Bedingung, daß für Jonas ein plausibler Grund gefunden würde.“ [Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Maximilian Harden, Nr. 63], Rechtsanwalt Dr. PhilippIn Berlin sind für den fraglichen Zeitraum zwei promovierte Rechtsanwälte mit dem Nachnamen Philipp zu identifizieren [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 2107; Berliner Adreßbuch 1911, Teil I, S. 2207]: Dr. Hans Philipp (Rechtsanwalt beim Berliner Landgericht I, II und III, Pressemeldungen zufolge eher auf Strafrechtsfälle und Gewaltverbrechen spezialisiert) und Dr. Richard Philipp (wie der andere Rechtsanwalt und wie Wedekinds Anwalt Dr. Paul Jonas am Landgericht II in Berlin tätig [vgl. Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 509, 30.19.1910, Morgen-Ausgabe, S. 2]; er war wohl die gemeinte Person). zuzuziehen bin ich sofort eingegangenvgl. Wedekind an Artur Landsberger, 23.4.1910.. Er wird mir | mittheilen, wie das, ohne daß sieSchreibversehen statt: sich. J.R. Jonas verletzt fühlt möglich ist.

Paul Cassirer konnte als mein künftiger Verleger nicht in Betracht kommen aus dem einfachen Grunde weil ihm seinenSchreibversehen statt: seine. anderen Geschäfte keine Zeit übrig lassen. An dem Montag als ich bei Ihnen waram 4.4.1910: „Nachmittag bei Harden“ [Tb]. kam es Abends zu keiner Besprechung weil er plötzlich verreisen mußte. Er blieb dann bis nach meiner Abreise fort und ist jetzt wieder auf Reisen. Über seine Qualitäten als Mensch und auch als Geschäftsmann, bin ich durchaus Ihrer Ansicht und schätze Paul Cassirer sehr als Freund. Leider zwangen mich die einfachsten praktischen Gründe | mich an Georg Müller zu wenden, da sonst die spärlichen Verhandlungen, die derweil stattfanden gar nicht möglich gewesen wären.

Wollen Sie bitte Ihrer verehrten Frau Gemahlin meiner Frau und meine ergebensten Empfehlungen aussprechen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München, Prinzregentenstraße 50.

23.4.10Wedekind notierte am 23.4.1910: „Briefe an Harden Jonas Landsberger“ [Tb] – das sind der vorliegende Brief sowie Briefe an den Rechtsanwalt [vgl. Wedekind an Paul Jonas, 23.4.1910] und den mit Wedekind befreundeten Schriftsteller [vgl. Wedekind an Artur Landsberger, 23.4.1910]..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 5 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 16,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    23. April 1910 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
73
Briefnummer:
34
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 23.4.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.10.2023 16:53
Kennung: 565

München, 23. April 1910 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian
 
 

Inhalt

Verehrter Herr Harden!

eben erhalte ich einen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Artur Landsberger an Wedekind, 22.4.1910. von Dr. Landsberger, aus dem ich ersehe, daß Sie noch dieselbe Theilnahme für meine AngelegenheitWedekinds Verlagsangelegenheiten, die Konflikte mit seinem Verleger Bruno Cassirer, über die er mit Maximilian Harden dem Tagebuch zufolge am 4.4.1910 („Nachmittag bei Harden“) bereits gesprochen haben dürfte. Die Auseinandersetzungen mit seinem Verleger sind unter dem Stichwort „Contra Cassirer“ auch in Wedekinds Notizbüchern dokumentiert [vgl. KSA 5/III, S. 126-141]. hegen. Zwischen J.R. Jonas und Dr. Oskar Meyer schweben seit 14 Tagen VergleichsverhandlungSchreibversehen statt: Vergleichsverhandlungen. Diese führten Wedekinds Anwalt Dr. Paul Jonas, Justizrat, Rechtsanwalt am Landgericht I, II, und III in Berlin und Notar (Kanzlei: Taubenstraße 16-18) [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 1210], und Bruno Cassirers Anwalt Dr. Oscar Meyer, Rechtsanwalt und Kammergerichtsrat in Berlin (Belle-Alliance-Straße 92) [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 1840]., nachdem ich zuvor mein Versprechen geben mußte mich um nichts mehr zu kümmern. Als Käufer | der Cassirerschen Rechte kam Georg Müller in Betracht. Daß/s/ erste Ergebnis war daß Cassirer seine ohnehin horrende Forderung um 8000 Mark erhöhte. Ich kann daher kaum mehr glauben, daß Cassirer einen Vergleich wünscht. Ich glaube, es war ihm nur darum zu thun bis zum Prozeß Ruhe vor mir zu haben.

Ich weiß nicht, verehrter Herr Harden, wie ich dazu komme, Sie | mit meinen Existenzfragen zu belästigen, aber wenn Sie Gelegenheit nehmen, mit Cassirer zu sprechen, würde es mich natürlich im höchsten Grad interessiren zu wissen wie Sie meine Sachlage ansehen. Ihre Zeit möchte ich damit gewiß nicht in Anspruch nehmen, aber vielleicht hätten Sie mir irgend einen werthvollen Wink zu geben.

Auf Dr. Landsbergers VorschlagArtur Landberger meinte in einem Brief an Maximilian Harden vom 26.4.1910, Wedekind sei „bei Justizrat Jonas in den ungeeignetsten Händen. Ich habe ihm zu Philipp geraten, und er acceptierte freudig unter der Bedingung, daß für Jonas ein plausibler Grund gefunden würde.“ [Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Maximilian Harden, Nr. 63], Rechtsanwalt Dr. PhilippIn Berlin sind für den fraglichen Zeitraum zwei promovierte Rechtsanwälte mit dem Nachnamen Philipp zu identifizieren [vgl. Berliner Adreßbuch 1910, Teil I, S. 2107; Berliner Adreßbuch 1911, Teil I, S. 2207]: Dr. Hans Philipp (Rechtsanwalt beim Berliner Landgericht I, II und III, Pressemeldungen zufolge eher auf Strafrechtsfälle und Gewaltverbrechen spezialisiert) und Dr. Richard Philipp (wie der andere Rechtsanwalt und wie Wedekinds Anwalt Dr. Paul Jonas am Landgericht II in Berlin tätig [vgl. Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 509, 30.19.1910, Morgen-Ausgabe, S. 2]; er war wohl die gemeinte Person). zuzuziehen bin ich sofort eingegangenvgl. Wedekind an Artur Landsberger, 23.4.1910.. Er wird mir | mittheilen, wie das, ohne daß sieSchreibversehen statt: sich. J.R. Jonas verletzt fühlt möglich ist.

Paul Cassirer konnte als mein künftiger Verleger nicht in Betracht kommen aus dem einfachen Grunde weil ihm seinenSchreibversehen statt: seine. anderen Geschäfte keine Zeit übrig lassen. An dem Montag als ich bei Ihnen waram 4.4.1910: „Nachmittag bei Harden“ [Tb]. kam es Abends zu keiner Besprechung weil er plötzlich verreisen mußte. Er blieb dann bis nach meiner Abreise fort und ist jetzt wieder auf Reisen. Über seine Qualitäten als Mensch und auch als Geschäftsmann, bin ich durchaus Ihrer Ansicht und schätze Paul Cassirer sehr als Freund. Leider zwangen mich die einfachsten praktischen Gründe | mich an Georg Müller zu wenden, da sonst die spärlichen Verhandlungen, die derweil stattfanden gar nicht möglich gewesen wären.

Wollen Sie bitte Ihrer verehrten Frau Gemahlin meiner Frau und meine ergebensten Empfehlungen aussprechen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


München, Prinzregentenstraße 50.

23.4.10Wedekind notierte am 23.4.1910: „Briefe an Harden Jonas Landsberger“ [Tb] – das sind der vorliegende Brief sowie Briefe an den Rechtsanwalt [vgl. Wedekind an Paul Jonas, 23.4.1910] und den mit Wedekind befreundeten Schriftsteller [vgl. Wedekind an Artur Landsberger, 23.4.1910]..

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Materialität des Dokuments

Bestehend aus 3 Blatt, davon 5 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 14 x 16,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    23. April 1910 (Samstag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
73
Briefnummer:
34
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 23.4.1910. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

14.10.2023 16:53