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Kennung: 563

München, 1. April 1904 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Blei, Franz

Adressat*in

  • Wedekind, Frank

Inhalt

Lieber Frank, von dem Verleger Bardder Verleger Julius Bard in Berlin (Culmbacherstraße 3), mit Eugen Marquardt Geschäftsführer des Verlags Bard, Marquardt & Co. (Lützowplatz 8) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1905, Teil I, S. 66], in dem die im Frühjahr 1904 gegründete bibliophile Reihe „Die Literatur. Sammlung illustrierter Einzeldarstellungen“ erschien, die Georg Brandes herausgab. Julius Bard und Georg Brandes haben im März 1904 Gerhart Hauptmann angeschrieben (ein ähnliches Schreiben dürfte auch Wedekind erhalten haben): „Unter der Redaktion von Herrn Professor Dr. Georg Brandes, wird demnächst [...] eine Sammlung allgemein aesthetischer und litteraturgeschichtlicher Monographien erscheinen. [...] Die Unterzeichneten erlauben sich die höfliche Anfrage, ob Sie [...] geneigt sind, Beiträge für die Sammlung zu liefern.“ [Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Gerhart Hauptmann, GH Br NL A: Julius Bard Verlag für Literatur und Kunst] in Berlin wirst du wegen deiner IbsenstudienJulius Bard dürfte Wedekinds zuerst 1895 veröffntlichten und dann 1902 neubearbeitet erschienenen Essay „Schriftsteller Ibsen (‚Baumeister Solness‘)“ [vgl. KSA 5/II, S. 131-144, 176-188; KSA 5/III, S. 754-766] gekannt und den Autor um eine entsprechende Studie für die von Georg Brandes betreute Reihe „Die Literatur“ in seinem Verlag gebeten haben. wohl schon einen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Julius Bard an Wedekind, 22.3.1904. bekommen haben. Der Mann schreibt mirJulius Bards Brief an Franz Blei ist nicht überliefert., er „nähme sie blind.“ Hoffentlich machst du dir für 500 Mark die kleine Mühe und schreibst ihm die 50 kleinen Druckseiten.

In der Pension SiegfriedDie Pension Siegfried in München (Amalienstraße 12) wurde von Jeanette Künsberg geführt [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1905, Teil I, S. 505]., Amalienstrasse 12 II wohnt eine junge Jüdin mit einer schönen weißen Haut; sie singt, aber eigentlich möchte sie wie sie mir sagte, höheren Unterricht | in der Liebe nehmen. Ich empfahl ihr dich als Lehrer und sie sagte, sie wäre glücklich, wenn du sie telephonisch (Telephon Pension Siegfried) von deinem Besuch verständigen wolltest. Sie heisst auch Käte Hildbergnicht näher identifiziert. und oscilliert um das Alter von 23, zeigt grossen Eifer und träumt von nichts als eine grosse Hure zu werden. Es ist kein Witz, der keiner wäre, wollte er einer sein. |

Bitte: schreib für die Kleine nicht Ibsen und gehe nicht darauf aus, Bard, den Verleger, zu einer grossen Hure zu machen – du musst das auseinanderhalten, was ich bemerke in der Annahme, dass du diese Mittheilungen etwa um 8 Uhr früh ins Bett bekommen könntest.

Herzlichst
dein
Blei

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 18,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 1.4.1904 ist als Ankerdatum gesetzt – orientiert an der Datierung anderer Korrespondenz in derselben Angelegenheit [vgl. Julius Bard und Georg Brandes an Gerhart Hauptmann, März 1904; Julius Bard an Gerhart Hauptmann, 29.3.1904; Staatsbibliothek zu Berlin, GH Br NL A: Julius Bard Verlag für Literatur und Kunst]. Franz Bleis Wohnort München (Arcisstraße 19) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1905, Teil I, S. 46] darf als Schreibort angenommen werden.

  • Schreibort

    München
    1. April 1904 (Freitag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 18
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Franz Blei an Frank Wedekind, 1.4.1904. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

12.09.2024 17:43
Kennung: 563

München, 1. April 1904 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Blei, Franz

Adressat*in

  • Wedekind, Frank
 
 

Inhalt

Lieber Frank, von dem Verleger Bardder Verleger Julius Bard in Berlin (Culmbacherstraße 3), mit Eugen Marquardt Geschäftsführer des Verlags Bard, Marquardt & Co. (Lützowplatz 8) [vgl. Adreßbuch für Berlin 1905, Teil I, S. 66], in dem die im Frühjahr 1904 gegründete bibliophile Reihe „Die Literatur. Sammlung illustrierter Einzeldarstellungen“ erschien, die Georg Brandes herausgab. Julius Bard und Georg Brandes haben im März 1904 Gerhart Hauptmann angeschrieben (ein ähnliches Schreiben dürfte auch Wedekind erhalten haben): „Unter der Redaktion von Herrn Professor Dr. Georg Brandes, wird demnächst [...] eine Sammlung allgemein aesthetischer und litteraturgeschichtlicher Monographien erscheinen. [...] Die Unterzeichneten erlauben sich die höfliche Anfrage, ob Sie [...] geneigt sind, Beiträge für die Sammlung zu liefern.“ [Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Gerhart Hauptmann, GH Br NL A: Julius Bard Verlag für Literatur und Kunst] in Berlin wirst du wegen deiner IbsenstudienJulius Bard dürfte Wedekinds zuerst 1895 veröffntlichten und dann 1902 neubearbeitet erschienenen Essay „Schriftsteller Ibsen (‚Baumeister Solness‘)“ [vgl. KSA 5/II, S. 131-144, 176-188; KSA 5/III, S. 754-766] gekannt und den Autor um eine entsprechende Studie für die von Georg Brandes betreute Reihe „Die Literatur“ in seinem Verlag gebeten haben. wohl schon einen Briefnicht überliefert; erschlossenes Korrespondenzstück: Julius Bard an Wedekind, 22.3.1904. bekommen haben. Der Mann schreibt mirJulius Bards Brief an Franz Blei ist nicht überliefert., er „nähme sie blind.“ Hoffentlich machst du dir für 500 Mark die kleine Mühe und schreibst ihm die 50 kleinen Druckseiten.

In der Pension SiegfriedDie Pension Siegfried in München (Amalienstraße 12) wurde von Jeanette Künsberg geführt [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1905, Teil I, S. 505]., Amalienstrasse 12 II wohnt eine junge Jüdin mit einer schönen weißen Haut; sie singt, aber eigentlich möchte sie wie sie mir sagte, höheren Unterricht | in der Liebe nehmen. Ich empfahl ihr dich als Lehrer und sie sagte, sie wäre glücklich, wenn du sie telephonisch (Telephon Pension Siegfried) von deinem Besuch verständigen wolltest. Sie heisst auch Käte Hildbergnicht näher identifiziert. und oscilliert um das Alter von 23, zeigt grossen Eifer und träumt von nichts als eine grosse Hure zu werden. Es ist kein Witz, der keiner wäre, wollte er einer sein. |

Bitte: schreib für die Kleine nicht Ibsen und gehe nicht darauf aus, Bard, den Verleger, zu einer grossen Hure zu machen – du musst das auseinanderhalten, was ich bemerke in der Annahme, dass du diese Mittheilungen etwa um 8 Uhr früh ins Bett bekommen könntest.

Herzlichst
dein
Blei

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Lateinische Schrift.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 18,5 cm. Gelocht.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 1.4.1904 ist als Ankerdatum gesetzt – orientiert an der Datierung anderer Korrespondenz in derselben Angelegenheit [vgl. Julius Bard und Georg Brandes an Gerhart Hauptmann, März 1904; Julius Bard an Gerhart Hauptmann, 29.3.1904; Staatsbibliothek zu Berlin, GH Br NL A: Julius Bard Verlag für Literatur und Kunst]. Franz Bleis Wohnort München (Arcisstraße 19) [vgl. Adreßbuch von München für das Jahr 1905, Teil I, S. 46] darf als Schreibort angenommen werden.

  • Schreibort

    München
    1. April 1904 (Freitag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 18
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Franz Blei an Frank Wedekind, 1.4.1904. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Cordula Greinert

Überarbeitet von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

12.09.2024 17:43