Vergleichsansicht

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Kennung: 562

Berlin, 16. März 1907 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Jureit, Johann Christoph

Inhalt

Geehrter Herr JureitJohann Christoph Jureit, seit Jahren Wedekinds Schneider, war Inhaber des Schneiderateliers Johann C. Jureit in Frankfurt am Main (Roßmarkt 12), Schneider für Damen und Herren sowie Hoflieferant der Kaiserin [vgl. Adreßbuch für Frankfurt am Main 1907, Teil I, S. 174]. Er war seit 1877 als Schneider in Frankfurt am Main ansässig, als Schneider tätig aber schon seit 1857, wie eine Zeitungsnotiz verrät: „Frankfurt a. M., 1. Juli. (Privat-Telegramm.) Der Schneidermeister Jureit stiftete anläßlich seines 50jährigen Handwerkerjubiläums 232.000 Mark, davon allein 100.000 Mark für die Witwen- und Waisenkasse seiner Arbeiter.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 36, Nr. 328, 1.7.1907, Abend-Ausgabe, S. (4)].

mit gleicher Post übersende ich Ihnen eine Nummer der ZukunftNr. 24 vom 16.3.1907 der von Maximilian Harden herausgegebenen Wochenschrift „Die Zukunft“ (siehe unten). in der auf Seite 404Wedekind weist seinen Schneider auf folgende Passage in der Besprechung hin, die seinen Auftritt in Max Reinhardts erfolgreicher Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Berlin (Uraufführung: 22.11.1906) betrifft: „Jetzt erscheint der vermummte Herr in einer neuen raffinirten Verkleidung; einer, die auch die ,oberen Schichten‘ der Gesellschaft kirren soll. Er kommt im eleganten Ueberrock, mit glänzend gebürstetem Cylinder, eine schwarze Maske vor dem Gesicht; […] das monumentale Achselzucken kleidet vortrefflich in einem Gewand, das vom Modeschneider Unter den Linden bezogen ist.“ [Karl Scheffler: Der vermummte Herr. In: Die Zukunft, Jg. 16, Nr. 24, 16.3.1907, S. 403-407, hier S. 404] mein Kostüm ansprochenSchreibversehen statt: angesprochen. ist in dem dem/ich/ hier am Deutschen Theater in meinem Stück Frlgs Erwachen den vermummten Herrn spieleWedekind spielte die Rolle des vermummten Herrn in Max Reinhardts erfolgreicher Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ (siehe oben), die am 16.3.1907 bereits in der 73. Vorstellung zu sehen war [vgl. Tb].. Ich möchte Sie nun bitten beiliegenden Brief mit Ihrer Unterschrift an den Herausgeber der Zukunft Maximilian Harden zu senden. Ich bin mit Harden sehr befreundet und ich bin fest überzeugt, daß er Ihnen sowol wie mir den Gefallen thun wird, den Brief in der nächsten Nummer abzudruckenIn Nr. 25 der „Zukunft“ vom 23.3.1907 ‒ das war das nächste Heft ‒ und auch in den folgenden Heften findet sich kein entsprechender Beitrag.. Nur braucht er natürlich nicht zu wissen, daß ich Ihnen dazu geraten habe. Ich finde daß man solche vortheilhaften Gelegenheiten ausnutzen | muß, da sie sich selten genug bieten. Ich habe den Brief möglichst vornehm aufgesetzt, so daß er uns keinerlei S/s/chaden unmöglich irgendwie thun kann. Sie brauchen ihn nur von Ihrem Sekretär auf abschreiben zu lassen und zu unterzeichnen, natürlich auf Ihrem Geschäftspapier. Nur müßte das umgehend geschehen, da die nächste Nummer in den ersten Tagen der WocheDer Herausgeber Maximilian Harden war Anfang der Woche stets sehr beschäftigt, da er dienstags das jeweilige „Zukunft“-Heft im Einmannbetrieb fertig redigierte [vgl. Martin 1996, S. 55]. „Die Zukunft“ erschien, datiert auf den folgenden Samstag, immer freitags. zusammengestellt wird Wenn Sie irgend ein Bedenken haben, dann theilen Sie mir das vielleicht telegraphisch mit. Ich hoffe aber, Sie werden meiner Ansicht sein, daß sich eine vornehmere Art von Reklame gar nicht denken läßt

Mit besten Gruß
Ihr FrankW.


[Entwurf der Beilage:]


Herrn Maximilian Harden, Hochwohlgeboren
Berlin.


Ew. Hochwohlgeboren!

Ew. Hochwohlen wollen mir gestatten Sie unter Bezugnahme auf den Artikel Der vermummte Herr in N. x der ZukunftNr. 24 vom 16.3.1907 der „Zukunft“ (siehe oben). Ew Hochwohlgeboren mit ergebenster Bitte um Berichtigung die Mittheilung zu machen, daß der Zu Winterpaletotein halblanger, leicht taillierter Herrenwintermantel. Die letzte Szene von „Frühlings Erwachen“, in welcher der vermummte Herr auftaucht, spielt im November., den Herr Wedekind als vermummter Herr trägt, nicht wie es dort irrtümlich heißt, von einem der ersten Schneider Modeschneider unter den LindenZitat aus dem Artikel in der „Zukunft“ vom 16.3.1907 (siehe oben), in dem Karl Scheffler über das Kostüm des vermummten Herrn mutmaßte, dass es „vom Modeschneider Unter den Linden bezogen ist.“ [Karl Scheffler: Der vermummte Herr. In: Die Zukunft, Jg. 16, Nr. 24, 16.3.1907, S. 404] Ein bestimmter Schneider war nicht gemeint. Das Berliner Adressbuch weist mehrere Unter den Linden ansässige Schneiderateliers für Herren aus [vgl. Berliner Adreßbuch 1907, Teil IV, S. 335-349], die angesichts der noblen Adresse in Frage kommen. bezogen ist stammt, sondern in meinem Atelierdas Schneideratelier Johann C. Jureit am Roßmarkt 12 in Frankfurt am Main (siehe oben). in Frankfurt a. M. angefertigt wurde.

Mit der Bitte, den Ausdruck vorzüglichster Hochschätzung entgegen nehmen zu wollen
Ew. Hochwohlgeboren ergebenster
gez: J. C. Jureit.


Adresse
Herrn Maximilian Harden
Grunewald bei Berlin
Wernerstraße 10Schreibversehen, statt: 16 (Maximilian Harden wohnte Wernerstraße 16)..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Briefentwurf: Papier. 13 x 17 cm. 2 Seiten beschrieben. Gelocht. Entwurf der Beilage: Liniertes Papier. Notizbuchseite. 10 x 17 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Es handelt sich um einen Briefentwurf auf einem beidseitig beschriebenen Einzelblatt mit einem im Notizbuch formulierten Entwurf der Beilage [Nb 40, Blatt 30r], bei der es sich um einen von Wedekind für Johann Christoph Jureit formulierten Brief an Maximilian Harden handelt; auf dieser Grundlage dürfte ein Brief geschrieben und abgesandt worden sein.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 16.3.1907 ist als Ankerdatum gesetzt – das wohl früheste mögliche Schreibdatum, dem Briefinhalt zufolge (der „Zukunft“-Artikel, um den es geht, ist im Heft vom 16.3.1907 erschienen).

  • Schreibort

    Berlin
    16. März 1907 (Samstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Frankfurt am Main
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 198 und L 3501/40
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Johann Christoph Jureit, 16.3.1907. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.07.2024 20:06
Kennung: 562

Berlin, 16. März 1907 (Samstag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Jureit, Johann Christoph
 
 

Inhalt

Geehrter Herr JureitJohann Christoph Jureit, seit Jahren Wedekinds Schneider, war Inhaber des Schneiderateliers Johann C. Jureit in Frankfurt am Main (Roßmarkt 12), Schneider für Damen und Herren sowie Hoflieferant der Kaiserin [vgl. Adreßbuch für Frankfurt am Main 1907, Teil I, S. 174]. Er war seit 1877 als Schneider in Frankfurt am Main ansässig, als Schneider tätig aber schon seit 1857, wie eine Zeitungsnotiz verrät: „Frankfurt a. M., 1. Juli. (Privat-Telegramm.) Der Schneidermeister Jureit stiftete anläßlich seines 50jährigen Handwerkerjubiläums 232.000 Mark, davon allein 100.000 Mark für die Witwen- und Waisenkasse seiner Arbeiter.“ [Berliner Tageblatt, Jg. 36, Nr. 328, 1.7.1907, Abend-Ausgabe, S. (4)].

mit gleicher Post übersende ich Ihnen eine Nummer der ZukunftNr. 24 vom 16.3.1907 der von Maximilian Harden herausgegebenen Wochenschrift „Die Zukunft“ (siehe unten). in der auf Seite 404Wedekind weist seinen Schneider auf folgende Passage in der Besprechung hin, die seinen Auftritt in Max Reinhardts erfolgreicher Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Berlin (Uraufführung: 22.11.1906) betrifft: „Jetzt erscheint der vermummte Herr in einer neuen raffinirten Verkleidung; einer, die auch die ,oberen Schichten‘ der Gesellschaft kirren soll. Er kommt im eleganten Ueberrock, mit glänzend gebürstetem Cylinder, eine schwarze Maske vor dem Gesicht; […] das monumentale Achselzucken kleidet vortrefflich in einem Gewand, das vom Modeschneider Unter den Linden bezogen ist.“ [Karl Scheffler: Der vermummte Herr. In: Die Zukunft, Jg. 16, Nr. 24, 16.3.1907, S. 403-407, hier S. 404] mein Kostüm ansprochenSchreibversehen statt: angesprochen. ist in dem dem/ich/ hier am Deutschen Theater in meinem Stück Frlgs Erwachen den vermummten Herrn spieleWedekind spielte die Rolle des vermummten Herrn in Max Reinhardts erfolgreicher Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ (siehe oben), die am 16.3.1907 bereits in der 73. Vorstellung zu sehen war [vgl. Tb].. Ich möchte Sie nun bitten beiliegenden Brief mit Ihrer Unterschrift an den Herausgeber der Zukunft Maximilian Harden zu senden. Ich bin mit Harden sehr befreundet und ich bin fest überzeugt, daß er Ihnen sowol wie mir den Gefallen thun wird, den Brief in der nächsten Nummer abzudruckenIn Nr. 25 der „Zukunft“ vom 23.3.1907 ‒ das war das nächste Heft ‒ und auch in den folgenden Heften findet sich kein entsprechender Beitrag.. Nur braucht er natürlich nicht zu wissen, daß ich Ihnen dazu geraten habe. Ich finde daß man solche vortheilhaften Gelegenheiten ausnutzen | muß, da sie sich selten genug bieten. Ich habe den Brief möglichst vornehm aufgesetzt, so daß er uns keinerlei S/s/chaden unmöglich irgendwie thun kann. Sie brauchen ihn nur von Ihrem Sekretär auf abschreiben zu lassen und zu unterzeichnen, natürlich auf Ihrem Geschäftspapier. Nur müßte das umgehend geschehen, da die nächste Nummer in den ersten Tagen der WocheDer Herausgeber Maximilian Harden war Anfang der Woche stets sehr beschäftigt, da er dienstags das jeweilige „Zukunft“-Heft im Einmannbetrieb fertig redigierte [vgl. Martin 1996, S. 55]. „Die Zukunft“ erschien, datiert auf den folgenden Samstag, immer freitags. zusammengestellt wird Wenn Sie irgend ein Bedenken haben, dann theilen Sie mir das vielleicht telegraphisch mit. Ich hoffe aber, Sie werden meiner Ansicht sein, daß sich eine vornehmere Art von Reklame gar nicht denken läßt

Mit besten Gruß
Ihr FrankW.


[Entwurf der Beilage:]


Herrn Maximilian Harden, Hochwohlgeboren
Berlin.


Ew. Hochwohlgeboren!

Ew. Hochwohlen wollen mir gestatten Sie unter Bezugnahme auf den Artikel Der vermummte Herr in N. x der ZukunftNr. 24 vom 16.3.1907 der „Zukunft“ (siehe oben). Ew Hochwohlgeboren mit ergebenster Bitte um Berichtigung die Mittheilung zu machen, daß der Zu Winterpaletotein halblanger, leicht taillierter Herrenwintermantel. Die letzte Szene von „Frühlings Erwachen“, in welcher der vermummte Herr auftaucht, spielt im November., den Herr Wedekind als vermummter Herr trägt, nicht wie es dort irrtümlich heißt, von einem der ersten Schneider Modeschneider unter den LindenZitat aus dem Artikel in der „Zukunft“ vom 16.3.1907 (siehe oben), in dem Karl Scheffler über das Kostüm des vermummten Herrn mutmaßte, dass es „vom Modeschneider Unter den Linden bezogen ist.“ [Karl Scheffler: Der vermummte Herr. In: Die Zukunft, Jg. 16, Nr. 24, 16.3.1907, S. 404] Ein bestimmter Schneider war nicht gemeint. Das Berliner Adressbuch weist mehrere Unter den Linden ansässige Schneiderateliers für Herren aus [vgl. Berliner Adreßbuch 1907, Teil IV, S. 335-349], die angesichts der noblen Adresse in Frage kommen. bezogen ist stammt, sondern in meinem Atelierdas Schneideratelier Johann C. Jureit am Roßmarkt 12 in Frankfurt am Main (siehe oben). in Frankfurt a. M. angefertigt wurde.

Mit der Bitte, den Ausdruck vorzüglichster Hochschätzung entgegen nehmen zu wollen
Ew. Hochwohlgeboren ergebenster
gez: J. C. Jureit.


Adresse
Herrn Maximilian Harden
Grunewald bei Berlin
Wernerstraße 10Schreibversehen, statt: 16 (Maximilian Harden wohnte Wernerstraße 16)..

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Bleistift.
Schriftträger:
Briefentwurf: Papier. 13 x 17 cm. 2 Seiten beschrieben. Gelocht. Entwurf der Beilage: Liniertes Papier. Notizbuchseite. 10 x 17 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Es handelt sich um einen Briefentwurf auf einem beidseitig beschriebenen Einzelblatt mit einem im Notizbuch formulierten Entwurf der Beilage [Nb 40, Blatt 30r], bei der es sich um einen von Wedekind für Johann Christoph Jureit formulierten Brief an Maximilian Harden handelt; auf dieser Grundlage dürfte ein Brief geschrieben und abgesandt worden sein.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der 16.3.1907 ist als Ankerdatum gesetzt – das wohl früheste mögliche Schreibdatum, dem Briefinhalt zufolge (der „Zukunft“-Artikel, um den es geht, ist im Heft vom 16.3.1907 erschienen).

  • Schreibort

    Berlin
    16. März 1907 (Samstag)
    Ermittelt (unsicher)

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Frankfurt am Main
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
FW B 198 und L 3501/40
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Johann Christoph Jureit, 16.3.1907. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

03.07.2024 20:06