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Kennung: 558

München, 26. April 1912 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian

Inhalt

Sehr geehrter Herr Harden!

Mit bestem Dank bestätige ich Ihnen den Empfang des HonorarsWedekind hat im Kontobuch am 16.4.1912 festgehalten: „Von der Zukunft für Mahnung 25“ Mark [Mü, L 3512]; das war das Honorar für sein Lied „Mahnung“ [KSA 1/III, S. 205f.], das er Maximilian Harden geschickt hat [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 21.2.1912], der es in der „Zukunft“ veröffentlichte [vgl. Frank Wedekind: Mahnung. (Melodie aus dem Niggersong „Dixi“.) In: Die Zukunft, Jg. 20, Nr. 27, 6.4.1912, S. 30-31]. für „Mahnung“. AnliegendBeilage war das Manuskript der Szene II/4 (3. Bild) aus der in Verse umgearbeiteten neuen Fassung von „Franziska“ [KSA 7/I, S. 341-344; vgl. KSA 7/II, S. 994]; ein Druck in der „Zukunft“ kam nicht zustande [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 9.6.1912]. die Umarbeitung des zweiten Aktes meiner „Franziska“. Ich fragte mich, ob sich einzelne Abschnitte daraus vielleicht für die „Zukunft“ eignen würden. Unschätzbar wäre mir zu wissen, welche Stellen Sie direkt schlecht und welche Sie überflüssig oder zu breit finden. Aber ich weiß ja wie restlos Sie Ihre Zeit ausnützen müssen. Vielleicht gelangt das Manuscript doch noch einmal mit Marginalnoten | an mich zurück.

Kerr bringt sich durch seine UnflätigkeitenAlfred Kerr attackierte den Herausgeber der „Zukunft“ seit Herbst 1911 vor allem in der Zeitschrift „Pan“ (er gab sie seit dem 1.4.1912 auch heraus) durch verunglimpfende Hinweise auf dessen Geliebte Elfride Schmaltz und Maximilian Hardens Sexualleben [vgl. Martin 1996, S. 101f.]. bei allen anständigen Menschen um jede Achtung. Schaden kann er Ihnen meinem Gefühl nach gar nicht sondern höchstens nützen. Sonderbar, wie der Neid so begabte Menschen wie KrausWedekind hatte zu den vor etwa 5 Jahren aufgenommenen [vgl. Maximilian Harden. Eine Erledigung. In: Die Fackel, Jg. 9, Nr. 234/235, 31.10.1907, S. 1-36] und seitdem kontinuierlich fortgesetzten Angriffen von Karl Kraus auf Maximilian Harden in der „Fackel“ und zuletzt auch im „März“ bereits Stellung genommen [vgl. Wedekind an Maximilian Harden, 25.7.1910]. und Kerr an Ihnen zu Affen werden läßt. Das muß Sie mit Stolz erfüllen. Beide weisen Einem den Weg von sich zu Ihnen. Übrigens wird Kraus über die Konkurrenz nicht sonderlich erbaut sein. Der BrodneidSchreibversehen, statt: Brotneid. wird die beiden bald aufeinander losschlagenKarl Kraus hatte Alfred Kerr in einer Serie von Artikeln in der „Fackel“ bereits angegriffen – zum Auftakt erschien „Der kleine Pan ist tot“ [vgl. Die Fackel, Jg. 12, Nr. 319/320, 1.4.1911, S. 1-6], dann „Der kleine Pan röchelt noch“ [vgl. Die Fackel, Jg. 13, Nr. 321/322, 29.4.1911, S. 57-64] und „Der kleine Pan stinkt schon“ [vgl. Die Fackel, Jg. 13, Nr. 324/325, 2.6.1911, S. 50-60] – und entsprechende Antwort erhalten, eine Entgegnung Alfred Kerrs auf seine Angriffe, die er mit seinem Kommentar dazu veröffentlichte [vgl. Der kleine Pan stinkt noch. In: Die Fackel, Jg. 13, Nr. 326/327/328, 8.7.1911, S. 28-34]. lassen. Dann ist alles in bester Ordnung.

Darf ich Sie bitten, mich Ihrer | verehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen.

Mit herzlichem Gruß
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


26.4.12.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Kariertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 22,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    München
    26. April 1912 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
99
Briefnummer:
61
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 26.4.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

24.10.2023 10:15
Kennung: 558

München, 26. April 1912 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian
 
 

Inhalt

Sehr geehrter Herr Harden!

Mit bestem Dank bestätige ich Ihnen den Empfang des HonorarsWedekind hat im Kontobuch am 16.4.1912 festgehalten: „Von der Zukunft für Mahnung 25“ Mark [Mü, L 3512]; das war das Honorar für sein Lied „Mahnung“ [KSA 1/III, S. 205f.], das er Maximilian Harden geschickt hat [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 21.2.1912], der es in der „Zukunft“ veröffentlichte [vgl. Frank Wedekind: Mahnung. (Melodie aus dem Niggersong „Dixi“.) In: Die Zukunft, Jg. 20, Nr. 27, 6.4.1912, S. 30-31]. für „Mahnung“. AnliegendBeilage war das Manuskript der Szene II/4 (3. Bild) aus der in Verse umgearbeiteten neuen Fassung von „Franziska“ [KSA 7/I, S. 341-344; vgl. KSA 7/II, S. 994]; ein Druck in der „Zukunft“ kam nicht zustande [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 9.6.1912]. die Umarbeitung des zweiten Aktes meiner „Franziska“. Ich fragte mich, ob sich einzelne Abschnitte daraus vielleicht für die „Zukunft“ eignen würden. Unschätzbar wäre mir zu wissen, welche Stellen Sie direkt schlecht und welche Sie überflüssig oder zu breit finden. Aber ich weiß ja wie restlos Sie Ihre Zeit ausnützen müssen. Vielleicht gelangt das Manuscript doch noch einmal mit Marginalnoten | an mich zurück.

Kerr bringt sich durch seine UnflätigkeitenAlfred Kerr attackierte den Herausgeber der „Zukunft“ seit Herbst 1911 vor allem in der Zeitschrift „Pan“ (er gab sie seit dem 1.4.1912 auch heraus) durch verunglimpfende Hinweise auf dessen Geliebte Elfride Schmaltz und Maximilian Hardens Sexualleben [vgl. Martin 1996, S. 101f.]. bei allen anständigen Menschen um jede Achtung. Schaden kann er Ihnen meinem Gefühl nach gar nicht sondern höchstens nützen. Sonderbar, wie der Neid so begabte Menschen wie KrausWedekind hatte zu den vor etwa 5 Jahren aufgenommenen [vgl. Maximilian Harden. Eine Erledigung. In: Die Fackel, Jg. 9, Nr. 234/235, 31.10.1907, S. 1-36] und seitdem kontinuierlich fortgesetzten Angriffen von Karl Kraus auf Maximilian Harden in der „Fackel“ und zuletzt auch im „März“ bereits Stellung genommen [vgl. Wedekind an Maximilian Harden, 25.7.1910]. und Kerr an Ihnen zu Affen werden läßt. Das muß Sie mit Stolz erfüllen. Beide weisen Einem den Weg von sich zu Ihnen. Übrigens wird Kraus über die Konkurrenz nicht sonderlich erbaut sein. Der BrodneidSchreibversehen, statt: Brotneid. wird die beiden bald aufeinander losschlagenKarl Kraus hatte Alfred Kerr in einer Serie von Artikeln in der „Fackel“ bereits angegriffen – zum Auftakt erschien „Der kleine Pan ist tot“ [vgl. Die Fackel, Jg. 12, Nr. 319/320, 1.4.1911, S. 1-6], dann „Der kleine Pan röchelt noch“ [vgl. Die Fackel, Jg. 13, Nr. 321/322, 29.4.1911, S. 57-64] und „Der kleine Pan stinkt schon“ [vgl. Die Fackel, Jg. 13, Nr. 324/325, 2.6.1911, S. 50-60] – und entsprechende Antwort erhalten, eine Entgegnung Alfred Kerrs auf seine Angriffe, die er mit seinem Kommentar dazu veröffentlichte [vgl. Der kleine Pan stinkt noch. In: Die Fackel, Jg. 13, Nr. 326/327/328, 8.7.1911, S. 28-34]. lassen. Dann ist alles in bester Ordnung.

Darf ich Sie bitten, mich Ihrer | verehrten Frau Gemahlin bestens zu empfehlen.

Mit herzlichem Gruß
Ihr ergebener
Frank Wedekind.


26.4.12.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Kariertes Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 13,5 x 22,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    München
    26. April 1912 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Pharus V. Frank Wedekind, Thomas Mann, Heinrich Mann – Briefwechsel mit Maximilian Harden

Herausgeber:
Ariane Martin
Ort der Herausgabe:
Darmstadt
Verlag:
Verlag Jürgen Häusser
Jahrgang:
1996
Seitenangabe:
99
Briefnummer:
61
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 26.4.1912. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (21.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

24.10.2023 10:15