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Kennung: 5399

München, 24. Juli 1914 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Gumppenberg, Hanns von
 
 

Inhalt

München, 24. Juli 1914.


Lieber verehrter Hanns von GumppenbergHanns von Gumppenberg lebte als Schriftsteller in München (Kaulbachstraße 8) [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1914, Teil II, Sp. 602]; Wedekind kannte ihn seit der Zeit der Elf Scharfrichter, deren Mitglieder beide waren.!

Hochherzige FreundeHerbert Eulenberg, Maximilian Harden, Friedrich Kayßler, Thomas Mann, Kurt Martens, Georg Müller, Joachim Gans zu Putlitz, Felix Salten und Hans von Weber, das Komitee, das folgenden Aufruf veröffentlicht hatte: „Am vierundzwanzigsten Juli 1914 wird Frank Wedekind fünfzig Jahre alt. Um diesem Dichter, der als einer unserer bedeutendsten Dramatiker um die Freiheit seines Schaffens bis auf den heutigen Tag schwer kämpfen und leiden mußte, einen schwachen Entgelt hierfür und besonders ein Zeichen öffentlicher Verehrung zu bieten, hat sich das unterzeichnete Komitee gebildet. An alle Freunde der Persönlichkeit und des Werkes von Frank Wedekind ergeht die Bitte, sich durch Stiftung einer Summe zu der geplanten Ehrengabe, die dem Dichter an seinem Geburtstag überreicht werden soll, an dieser Feier zu betheiligen und in ihren Kreisen dafür zu wirken. Die Zahlung der Beiträge, zu denen das Komitee mit tausend Mark den Grund gelegt hat, wird an das Check-Konto ‚Ehrengabe Frank Wedekind‘ der Bayerischen Vereinsbank in München, Promenadestraße 1, erbeten. Quittung über die Beiträge erfolgt im ‚Neuen Merkur‘ (Verlag Georg Müller) und im ‚Zwiebelfisch‘ (Verlag Hans von Weber). Herbert Eulenberg. Maximilian Harden. Friedrich Kayßler. Thomas Mann. Kurt Martens. Georg Müller. Baron von Putlitz, General-Intendant. Felix Salten. Hans von Weber.“ [Die Zukunft, Jg. 22, Nr. 35, 30.5.1914, S. 302] deutscher Dichtung schenkten mir zum fünfzigsten Geburtstage eine EhrengabeDer Aufruf zu einer Ehrengabe erschien nicht nur in der von Maximilian Harden herausgegebenen Wochenschrift „Die Zukunft“ (siehe oben), sondern wurde in zahlreichen Zeitschriften und vor allem Zeitungen veröffentlicht, etwa in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ [vgl. Ein neuer Aufruf für Frank Wedekind. In: Münchner Neuesten Nachrichten, Jg. 67, Nr. 258, 21.5.1914, Vorabendblatt, S. 2], den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ [vgl. Eine Ehrengabe für Wedekind. In: Dresdner Neuesten Nachrichten, Jg. 12, Nr. 135, 20.5.1914, S. 3] oder im „Berliner Tageblatt“ [vgl. Eine Ehrengabe für Wedekind. In: Berliner Tageblatt, Jg. 43, Nr. 265, 27.5.1914, Abend-Ausgabe, S. (2)]; er dürfte am 18.5.1914 an die Presse verschickt worden sein, wie einige Zeitungen mitteilen: „Das Komitee zur Ehrung Frank Wedekinds schickt uns unter dem 18. Mai einen Aufruf zu einer Ehrengabe für Frank Wedekind“ [Dichterehrung. In: Der Beobachter, Jg. 84, Nr. 116, 20.5.1914, S. (3)]. in ansehnlicher Höheeine Summe von 6433 Mark, wie die Presse berichtete: „Frank Wedekind, der heute seinen 50. Geburtstag feiert, wurde vom Komitee zur ‚Wedekind-Ehrung‘ eine Ehrenspende in Höhe von 6433 Mk. überreicht. Wedekind hat sofort die Spende in sechs gleiche Teile geteilt und sie an sechs Schriftsteller übersandt. Je 1000 Mk. hat er dem Lyriker Georg Busse-Palma, der krank in einer Nervenheilanstalt liegt, Hanns v. Gumppenberg in München, der kürzlich in einer kleinen Schrift die Geschichte seiner ewigen Verkanntheit erzählt hat, Arno Holz-Berlin, Peter Altenberg-Wien, dem fast verschollenen Lyriker Franz Evers und Paul Scheerbart-Berlin gestiftet. Gleichzeitig richtete er an sie ein Schreiben, worin er sie bittet, die Spenden anzunehmen. Er will damit seinen Gefühlen der Hochschätzung Ausdruck geben und auf das reiche Lebenswerk der Schriftsteller aufmerksam machen.“ [Wedekind-Ehrungen. In: Dresdner Nachrichten, Jg. 58, Nr. 204, 25.7.1914, Abend-Ausgabe, S. (1)]. Willst Du mir die Freude bereiten, einen kleinen Teil1000 Mark (siehe oben), knapp der sechste Teil der Gesamtsumme, über die Artur Kutscher mitteilte: „Die eingelaufene Summe von 6433 Mark gab Wedekind zu gleichen Teilen an Georg Busse-Palma, Peter Altenberg, Franz Evers, Hanns v. Gumppenberg, Arno Holz und Paul Scheerbart und wünschte damit zugleich auf das reiche Lebenswerk jener hinzuweisen.“ [Kutscher 3, S. 175f.] Der sechste Teil der Gesamtsumme – „M 1072“ – ist von fremder Hand auf dem Brief notiert (siehe den Hinweis zur Materialität). Erhalten ist ein weiterer Brief [vgl. Wedekind an Peter Altenberg, 24.7.1914], dazu kommen vier nicht überlieferte Briefe; erschlossene Korrespondenzstücke: Wedekind an Georg Busse-Palma, 24.7.1914; Wedekind an Franz Evers, 24.7.1914; Wedekind an Arno Holz, 24.7.1914; Wedekind an Paul Scheerbart, 24.7.1914. dieser Gabe als Ausdruck der Gefühle des Dankes und der Verehrung entgegenzunehmen, die alle Kenner Deiner Werke seit vielen Jahren für Deine Dichtungen hegen. Einzig und allein das Bestreben, das Augenmerk unseres Volkes mit Nachdruck auf Dein reiches Lebenswerk und auf die bedeutenden Verdienste zu lenken, die Du Dir um die deutsche Literatur erworben hast, gibt mir den Mut, diese Bitte an Dich zu richten.

In grösster Hochschätzung
Dein ergebener
Frank Wedekind.


Einlage: Ein CheckDie Beilage, ein Scheck über 1000 Mark (siehe oben), ist nicht überliefert.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Maschinenschrift. Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Schreibmaschine. Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 22 x 28,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Unten auf der Seite stehen Bleistiftsnotizen von fremder Hand („A. N. 353253“, „Deutsche Bank Filiale München“, „M 1072“).

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    24. Juli 1914 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Wedekind, Frank A III/2
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Hanns von Gumppenberg, 24.7.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

08.07.2024 23:56
Kennung: 5399

München, 24. Juli 1914 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Gumppenberg, Hanns von
 
 

Inhalt

München, 24. Juli 1914.


Lieber verehrter Hanns von GumppenbergHanns von Gumppenberg lebte als Schriftsteller in München (Kaulbachstraße 8) [vgl. Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1914, Teil II, Sp. 602]; Wedekind kannte ihn seit der Zeit der Elf Scharfrichter, deren Mitglieder beide waren.!

Hochherzige FreundeHerbert Eulenberg, Maximilian Harden, Friedrich Kayßler, Thomas Mann, Kurt Martens, Georg Müller, Joachim Gans zu Putlitz, Felix Salten und Hans von Weber, das Komitee, das folgenden Aufruf veröffentlicht hatte: „Am vierundzwanzigsten Juli 1914 wird Frank Wedekind fünfzig Jahre alt. Um diesem Dichter, der als einer unserer bedeutendsten Dramatiker um die Freiheit seines Schaffens bis auf den heutigen Tag schwer kämpfen und leiden mußte, einen schwachen Entgelt hierfür und besonders ein Zeichen öffentlicher Verehrung zu bieten, hat sich das unterzeichnete Komitee gebildet. An alle Freunde der Persönlichkeit und des Werkes von Frank Wedekind ergeht die Bitte, sich durch Stiftung einer Summe zu der geplanten Ehrengabe, die dem Dichter an seinem Geburtstag überreicht werden soll, an dieser Feier zu betheiligen und in ihren Kreisen dafür zu wirken. Die Zahlung der Beiträge, zu denen das Komitee mit tausend Mark den Grund gelegt hat, wird an das Check-Konto ‚Ehrengabe Frank Wedekind‘ der Bayerischen Vereinsbank in München, Promenadestraße 1, erbeten. Quittung über die Beiträge erfolgt im ‚Neuen Merkur‘ (Verlag Georg Müller) und im ‚Zwiebelfisch‘ (Verlag Hans von Weber). Herbert Eulenberg. Maximilian Harden. Friedrich Kayßler. Thomas Mann. Kurt Martens. Georg Müller. Baron von Putlitz, General-Intendant. Felix Salten. Hans von Weber.“ [Die Zukunft, Jg. 22, Nr. 35, 30.5.1914, S. 302] deutscher Dichtung schenkten mir zum fünfzigsten Geburtstage eine EhrengabeDer Aufruf zu einer Ehrengabe erschien nicht nur in der von Maximilian Harden herausgegebenen Wochenschrift „Die Zukunft“ (siehe oben), sondern wurde in zahlreichen Zeitschriften und vor allem Zeitungen veröffentlicht, etwa in den „Münchner Neuesten Nachrichten“ [vgl. Ein neuer Aufruf für Frank Wedekind. In: Münchner Neuesten Nachrichten, Jg. 67, Nr. 258, 21.5.1914, Vorabendblatt, S. 2], den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ [vgl. Eine Ehrengabe für Wedekind. In: Dresdner Neuesten Nachrichten, Jg. 12, Nr. 135, 20.5.1914, S. 3] oder im „Berliner Tageblatt“ [vgl. Eine Ehrengabe für Wedekind. In: Berliner Tageblatt, Jg. 43, Nr. 265, 27.5.1914, Abend-Ausgabe, S. (2)]; er dürfte am 18.5.1914 an die Presse verschickt worden sein, wie einige Zeitungen mitteilen: „Das Komitee zur Ehrung Frank Wedekinds schickt uns unter dem 18. Mai einen Aufruf zu einer Ehrengabe für Frank Wedekind“ [Dichterehrung. In: Der Beobachter, Jg. 84, Nr. 116, 20.5.1914, S. (3)]. in ansehnlicher Höheeine Summe von 6433 Mark, wie die Presse berichtete: „Frank Wedekind, der heute seinen 50. Geburtstag feiert, wurde vom Komitee zur ‚Wedekind-Ehrung‘ eine Ehrenspende in Höhe von 6433 Mk. überreicht. Wedekind hat sofort die Spende in sechs gleiche Teile geteilt und sie an sechs Schriftsteller übersandt. Je 1000 Mk. hat er dem Lyriker Georg Busse-Palma, der krank in einer Nervenheilanstalt liegt, Hanns v. Gumppenberg in München, der kürzlich in einer kleinen Schrift die Geschichte seiner ewigen Verkanntheit erzählt hat, Arno Holz-Berlin, Peter Altenberg-Wien, dem fast verschollenen Lyriker Franz Evers und Paul Scheerbart-Berlin gestiftet. Gleichzeitig richtete er an sie ein Schreiben, worin er sie bittet, die Spenden anzunehmen. Er will damit seinen Gefühlen der Hochschätzung Ausdruck geben und auf das reiche Lebenswerk der Schriftsteller aufmerksam machen.“ [Wedekind-Ehrungen. In: Dresdner Nachrichten, Jg. 58, Nr. 204, 25.7.1914, Abend-Ausgabe, S. (1)]. Willst Du mir die Freude bereiten, einen kleinen Teil1000 Mark (siehe oben), knapp der sechste Teil der Gesamtsumme, über die Artur Kutscher mitteilte: „Die eingelaufene Summe von 6433 Mark gab Wedekind zu gleichen Teilen an Georg Busse-Palma, Peter Altenberg, Franz Evers, Hanns v. Gumppenberg, Arno Holz und Paul Scheerbart und wünschte damit zugleich auf das reiche Lebenswerk jener hinzuweisen.“ [Kutscher 3, S. 175f.] Der sechste Teil der Gesamtsumme – „M 1072“ – ist von fremder Hand auf dem Brief notiert (siehe den Hinweis zur Materialität). Erhalten ist ein weiterer Brief [vgl. Wedekind an Peter Altenberg, 24.7.1914], dazu kommen vier nicht überlieferte Briefe; erschlossene Korrespondenzstücke: Wedekind an Georg Busse-Palma, 24.7.1914; Wedekind an Franz Evers, 24.7.1914; Wedekind an Arno Holz, 24.7.1914; Wedekind an Paul Scheerbart, 24.7.1914. dieser Gabe als Ausdruck der Gefühle des Dankes und der Verehrung entgegenzunehmen, die alle Kenner Deiner Werke seit vielen Jahren für Deine Dichtungen hegen. Einzig und allein das Bestreben, das Augenmerk unseres Volkes mit Nachdruck auf Dein reiches Lebenswerk und auf die bedeutenden Verdienste zu lenken, die Du Dir um die deutsche Literatur erworben hast, gibt mir den Mut, diese Bitte an Dich zu richten.

In grösster Hochschätzung
Dein ergebener
Frank Wedekind.


Einlage: Ein CheckDie Beilage, ein Scheck über 1000 Mark (siehe oben), ist nicht überliefert.

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Materialität des Dokuments

Bestehend aus 1 Blatt, davon 1 Seite beschrieben

Schrift:
Maschinenschrift. Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Schreibmaschine. Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. 22 x 28,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.
Sonstiges:
Unten auf der Seite stehen Bleistiftsnotizen von fremder Hand („A. N. 353253“, „Deutsche Bank Filiale München“, „M 1072“).

Datum, Schreibort und Zustellweg

  • Schreibort

    München
    24. Juli 1914 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    München
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    München
    Datum unbekannt

Informationen zum Standort

Münchner Stadtbibliothek / Monacensia

Maria-Theresia-Straße 23
81675 München
Deutschland
+49 (0)89 419472 13

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Frank Wedekind
Signatur des Dokuments:
Wedekind, Frank A III/2
Standort:
Münchner Stadtbibliothek / Monacensia (München)

Danksagung

Wir danken der Münchner Stadtbibliothek / Monacensia für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Hanns von Gumppenberg, 24.7.1914. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (24.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
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Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

08.07.2024 23:56