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Kennung: 515

Berlin, 16. November 1906 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian

Inhalt

Lieber verehrter Herr Harden!

Morgen Vormittag 10 Uhr soll wenn ich recht unterrichtet bin GeneralprobeEs handelte sich am 17.11.1906 lediglich um eine Probe, wie Wedekind notierte: „Vormittags Probe in Gegenwart von Harden.“ [Tb] Hermann Bahr notierte dazu: „Auf der Probe große Confusion, weil Herr Henrich, [...] der [...] den Moritz Stiefel, die Hauptrolle, spielen soll, eine Mittelohrentzündung hat und absagt; [...] Probe natürlich verworren und ärgerlich. Ich tratsche mit Maximilian Harden, der zufällig da ist.“ [Tb Bahr, Bd. 5, S. 149] Als Ersatz für Georg Henrich wurde spät abends Alexander Moissi gewonnen. Die Generalprobe fand dann am 19.11.1906 statt: „Abends Generalprobe.“ [Tb] „Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie“ wurde am 20.11.1906 in den Kammerspielen des Deutschen Theater (Direktion: Max Reinhardt) zu Berlin uraufgeführt (mit Wedekind in der Rolle des vermummten Herrn), 15 Jahre nach dem Erstdruck des Stücks, in einer Fassung, die am 24.10.1906 von der Zensur freigegeben worden war [vgl. Tb]. Maximilian Harden hatte am 14.10.1906 eines der Gutachten für eine Genehmigung der Berliner Uraufführung verfasst [vgl. KSA 2, S. 932f.] und trug „maßgeblich dazu bei, daß das Stück gespielt werden kann“ [KSA 2, S. 921]. Die Berliner Inszenierung unter der Regie von Max Reinhardt wurde zum großen Theatererfolg und „bleibt auf Jahre hin vorbildlich.“ [KSA 2, S. 921] von Fr. Erwachen stattfinden. Um wie viel Uhr, das werde ich Ihnen später noch mittheilen. Darf ich Sie nun ersuchen, Ihrem Versprechen | gemäßWedekind hatte Maximilian Harden in den Wochen zuvor häufig getroffen oder besucht, wie sein Tagebuch dokumentiert. Er sah ihn am 12.10.1906, am 14.10.1906, am 19.10.1906, am 20.10.1906, außerdem notierte er am 3.11.1906: „Nachmittags im Grunewald“ [Tb] ‒ dort wohnte Harden. Bei diesen Begegnungen dürfte die anstehende Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ durch Max Reinhardt Thema gewesen und Harden, der in Besetzungsfragen, in der Programmgestaltung und bei Proben häufig Hilfestellung für Max Reinhardt leistete, sein Versprechen, die Generalprobe zu besuchen, gegeben haben. zu kommen? Einiges ist zwar noch sehr unfertig, aber eben deshalb. Ihr Eindruck wird mir und ich glaube auch Reinhart von großem Werth sein. Eine ganz entzückende WendlaDie Rolle der Wendla Bergmann in „Frühlings Erwachen“ spielte in Max Reinhardts Inszenierung (siehe oben) Camilla Eibenschütz, Schauspielerin im Ensemble des Deutschen Theaters [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 287]. wird Sie für die geopferte Zeit vielleicht schon reichlich entschädigen.

Herr Sally Liebling bom|bardiert mich mit Anfragen, wann die in Aussicht genommene UnterredungSally Liebling, Mitinhaber der Konzertdirektion Julius Sachs in Berlin [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 1317], war an einer Unterredung mit Maximilian Harden gelegen, um eine Lesung von ihm zu organisieren [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 17.11.1906]. Wedekind hatte ihn selbst schon einmal konsultiert, wie er am 29.12.1905 notierte: „Nachmittag bei Liebling wegen Vortrag.“ [Tb] stattfinden werde.

Mit der Bitte, Ihrer verehrten Frau Gemahlin meine ergebensten Empfehlungen auszusprechen
Sie herzlich grüßend
Ihr
Frank Wedekind


16.11.6.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    Berlin
    16. November 1906 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
164-165
Briefnummer:
273
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 16.11.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.10.2023 19:36
Kennung: 515

Berlin, 16. November 1906 (Freitag), Brief

Autor*in

  • Wedekind, Frank

Adressat*in

  • Harden, Maximilian
 
 

Inhalt

Lieber verehrter Herr Harden!

Morgen Vormittag 10 Uhr soll wenn ich recht unterrichtet bin GeneralprobeEs handelte sich am 17.11.1906 lediglich um eine Probe, wie Wedekind notierte: „Vormittags Probe in Gegenwart von Harden.“ [Tb] Hermann Bahr notierte dazu: „Auf der Probe große Confusion, weil Herr Henrich, [...] der [...] den Moritz Stiefel, die Hauptrolle, spielen soll, eine Mittelohrentzündung hat und absagt; [...] Probe natürlich verworren und ärgerlich. Ich tratsche mit Maximilian Harden, der zufällig da ist.“ [Tb Bahr, Bd. 5, S. 149] Als Ersatz für Georg Henrich wurde spät abends Alexander Moissi gewonnen. Die Generalprobe fand dann am 19.11.1906 statt: „Abends Generalprobe.“ [Tb] „Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie“ wurde am 20.11.1906 in den Kammerspielen des Deutschen Theater (Direktion: Max Reinhardt) zu Berlin uraufgeführt (mit Wedekind in der Rolle des vermummten Herrn), 15 Jahre nach dem Erstdruck des Stücks, in einer Fassung, die am 24.10.1906 von der Zensur freigegeben worden war [vgl. Tb]. Maximilian Harden hatte am 14.10.1906 eines der Gutachten für eine Genehmigung der Berliner Uraufführung verfasst [vgl. KSA 2, S. 932f.] und trug „maßgeblich dazu bei, daß das Stück gespielt werden kann“ [KSA 2, S. 921]. Die Berliner Inszenierung unter der Regie von Max Reinhardt wurde zum großen Theatererfolg und „bleibt auf Jahre hin vorbildlich.“ [KSA 2, S. 921] von Fr. Erwachen stattfinden. Um wie viel Uhr, das werde ich Ihnen später noch mittheilen. Darf ich Sie nun ersuchen, Ihrem Versprechen | gemäßWedekind hatte Maximilian Harden in den Wochen zuvor häufig getroffen oder besucht, wie sein Tagebuch dokumentiert. Er sah ihn am 12.10.1906, am 14.10.1906, am 19.10.1906, am 20.10.1906, außerdem notierte er am 3.11.1906: „Nachmittags im Grunewald“ [Tb] ‒ dort wohnte Harden. Bei diesen Begegnungen dürfte die anstehende Inszenierung von „Frühlings Erwachen“ durch Max Reinhardt Thema gewesen und Harden, der in Besetzungsfragen, in der Programmgestaltung und bei Proben häufig Hilfestellung für Max Reinhardt leistete, sein Versprechen, die Generalprobe zu besuchen, gegeben haben. zu kommen? Einiges ist zwar noch sehr unfertig, aber eben deshalb. Ihr Eindruck wird mir und ich glaube auch Reinhart von großem Werth sein. Eine ganz entzückende WendlaDie Rolle der Wendla Bergmann in „Frühlings Erwachen“ spielte in Max Reinhardts Inszenierung (siehe oben) Camilla Eibenschütz, Schauspielerin im Ensemble des Deutschen Theaters [vgl. Neuer Theater-Almanach 1907, S. 287]. wird Sie für die geopferte Zeit vielleicht schon reichlich entschädigen.

Herr Sally Liebling bom|bardiert mich mit Anfragen, wann die in Aussicht genommene UnterredungSally Liebling, Mitinhaber der Konzertdirektion Julius Sachs in Berlin [vgl. Berliner Adreßbuch 1906, Teil I, S. 1317], war an einer Unterredung mit Maximilian Harden gelegen, um eine Lesung von ihm zu organisieren [vgl. Maximilian Harden an Wedekind, 17.11.1906]. Wedekind hatte ihn selbst schon einmal konsultiert, wie er am 29.12.1905 notierte: „Nachmittag bei Liebling wegen Vortrag.“ [Tb] stattfinden werde.

Mit der Bitte, Ihrer verehrten Frau Gemahlin meine ergebensten Empfehlungen auszusprechen
Sie herzlich grüßend
Ihr
Frank Wedekind


16.11.6.

Einzelstellenkommentare

Materialität des Dokuments

Bestehend aus 2 Blatt, davon 3 Seiten beschrieben

Schrift:
Kurrent.
Schreibwerkzeuge:
Feder. Tinte.
Schriftträger:
Papier. Doppelblatt. Seitenmaß 11 x 17,5 cm.
Schreibraum:
Im Hochformat beschrieben.

Datum, Schreibort und Zustellweg

Der Schreibort ist durch das Tagebuch belegt.

  • Schreibort

    Berlin
    16. November 1906 (Freitag)
    Sicher

  • Absendeort

    Berlin
    Datum unbekannt

  • Empfangsort

    Berlin
    Datum unbekannt

Erstdruck

Gesammelte Briefe. Zweiter Band

Autor:
Frank Wedekind
Herausgeber:
Fritz Strich
Ort der Herausgabe:
München
Verlag:
Georg Müller
Jahrgang:
1924
Seitenangabe:
164-165
Briefnummer:
273
Status:
Sicher

Informationen zum Standort

Bundesarchiv Koblenz

Potsdamer Straße 1
56075 Koblenz
Deutschland

Informationen zum Bestand

Name des Bestandes:
Nachlass Maximilian Harden
Signatur des Dokuments:
Nr. 109
Standort:
Bundesarchiv Koblenz (Koblenz)

Danksagung

Wir danken dem Bundesarchiv Koblenz für die freundliche Genehmigung der Wiedergabe des Korrespondenzstücks.

Zitierempfehlung

Frank Wedekind an Maximilian Harden, 16.11.1906. Frank Wedekinds Korrespondenz digital. https://briefedition.wedekind.fernuni-hagen.de (23.11.2024).

Status der Bearbeitung

In Bearbeitung
Zum Prüfen bereit
Freigegeben

Erstellt von

Ariane Martin

Zuletzt aktualisiert

02.10.2023 19:36